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RegenwaldReport 01/2006

Bittere Früchte für fette Beute

Der Palmöl-Boom zerstört Regenwälder und bedroht die Menschen: vier Beispiele

Der weltweite Palmölboom ist einer der größten Flüche für die Regenwälder und ihre Bewohner. Waldzerstörung, Vergiftung von Böden, Wasser und Luft durch Pestizide und Landkonflikte und Verarmung der betroffenen Menschen sind die Folgen. Die Regierungen der Palmöl produzierenden Länder haben nicht einmal wirtschaftlich dazugelernt. Erfahrungen mit anderen „Wunderpflanzen“ wie Kaffee, Kakao oder Bananen haben gezeigt, dass jeder Boom zu Überproduktion und Preisverfall geführt hat. Verlierer sind Kleinbauern und Tagelöhner, deren Einkommen sinken. Wie bei anderen Früchten auch, ist nicht die ölhaltige Palme das Problem, sondern wie sie angebaut wird. Zahlreiche Beispiele vor allem aus Afrika belegen, dass Palmöl umweltschonend produziert werden kann und der lokalen Bevölkerung ein Einkommen sichert. Doch seit Beginn des Palmöl-Booms vor etwa 15 Jahren wird die Frucht überwiegend in riesigen Monokulturen industriell angebaut. Inzwischen setzt die Branche auf gentechnisch manipulierte Pflanzen, was bestehende Probleme verschärfen und neue, noch unbekannte hervorrufen wird. Malaysia ist der weltgrößte Produzent und Exporteur von Palmöl. Der Devisenregen geht trotzdem an der lokalen Bevölkerung in den Anbaugebieten vorbei. Stattdessen leiden sie unter starker Umweltzerstörung und sozialen Problemen, insbesondere im Bundesstaat Sarawak auf Borneo. Als die weltweite Nachfrage nach Palmöl kletterte, stiegen viele Holzkonzerne in das lukrative Geschäft ein. Die meisten Plantagen wurden auf den traditionellen Gebieten indigener Völker angelegt. Sie verloren ihre natürlichen Ressourcen: Wildtiere, Fische, Ackerland und den Wald. Einmal in die Armut getrieben, mussten sie auch ihre letzten Ländereien verkaufen und als schlecht bezahlte Saisonarbeiter bei den Palmöl-Konzernen anheuern. Wo immer es zu Protesten der Lokalbevölkerung kam, wurden diese von der Regierung brutal unterdrückt. In Kamerun wurde beim Anbau großer Plantagen häufig Land benachbarter Dörfer ohne angemessene Entschädigung enteignet. Die Praxis ist ein Relikt aus der Kolonialzeit. Damals profitierten weiße Siedler von dem Landdiebstahl, heute sind es die großen Konzerne. Neben den Landkonflikten ist der Palmöl-Boom auch in Kamerun für den Verlust der Artenvielfalt durch Waldzerstörung verantwortlich, in dessen Folge es verstärkt zu Überschwemmungen und Erdrutschen kommt. Zudem klagen die Opfer der Palmöl-Branche über die Verseuchung ihrer natürlichen Ressourcen durch den intensiven Einsatz von Agrargiften. Dabei werden auch Pestizide verwendet, die wegen ihrer Gefährlichkeit in den Industrieländern dem Gesetz gar nicht hätten kaufen dürfen, doch die Forstbehörden haben tatenlos zugesehen oder wurden geschmiert. Durch die Expansion von Palmöl-Plantagen wurden große Regenwaldgebiete im Amazonas für immer vernichtet. An der Pazifikküste von Ecuador in der Provinz Esmeraldas wurden 15 Baumarten ausgerottet. Durch den Einsatz von hochgiftigen Pestiziden zerstörte die Branche die Mangrovengürtel, die Nahrungsquelle für die lokale Bevölkerung. Die beklagt noch weitere Umweltschäden: Erosion, Vergiftung von Flüssen und eine regionale Klimaveränderung als Folge der Waldvernichtung. In Indonesien haben seit Mitte der neunziger Jahre internationale Investoren die Palmölproduktion massiv ausgedehnt. Heute ist der Inselstaat nach Malaysia der zweitgrößte Produzent. Vor allem die Wälder der Ureinwohner Sumatras mussten dafür den Plantagen weitere sind gestellt – eine Fläche etwa so groß wie die verbliebenen Wälder Indonesiens. Der Großteil des Palmöls wandert in den Export. Viele Menschen auf Sumatra kämpfen ums Überleben und sind gezwungen, auf den Palmölplantagen zu schuften. Viele sind Umsiedler von der indonesischen Zentralinsel Java. Sie kamen einst im Zuge eines Transmigrationsprogramms nach Sumatra, das durch deutsche Entwicklungshilfegelder und die Weltbank finanziert wurde. Das World Rainforest Movement hat eine ausführliche Dokumentation zum weltweiten Palmöl-Boom auf Englisch im Internet veröffentlicht: “The Bitter Fruit of Oil Palm” - www.wrm.org.uy/plantations/material/oilpalm.html

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