Regenwald Report 02/2013
Die Orang-Utans brauchen unsere Hilfe
Die EU verhandelt derzeit wieder einmal um den so genannten Biosprit. Währenddessen kämpfen unsere Partner in Indonesien gegen die schlimmen Folgen dieser Politik. Denn für den Anbau der Pflanzenenergie werden dort die Menschen vertrieben und die Regenwälder mit ihrem Artenreichtum zerstört. Dazu gehören auch die letzten Orang-Utans. Wir müssen handeln, bevor es zu spät ist
Hilflos hockt ein Orang-Utan auf den Resten des letzten Baumes. Weitere drei halb verhungerte Tiere krabbeln in der Nähe über die Stümpfe der gerodeten Urwaldbäume. Mit einem Schlag haben diese Orang-Utans ihren Lebensraum und ihre Nahrungsquelle verloren: In der indonesischen Provinz Westkalimantan auf der Insel Borneo ließ die Firma Bumitama Gunajaya Agro (BGA) den Regenwald für neue Ölpalmplantagen komplett abholzen.
Indonesien ist der weltweit größte Palmölproduzent – und die katastrophalen Folgen sind überall zu sehen: Auf neun Millionen Hektar breiten sich die Monokulturen im südostasiatischen Inselstaat aus; große grüne Wüsten aus Ölpalmen.
Jahr für Jahr steigt die Nachfrage nach dem weltweit billigsten Pflanzenöl – einer der Gründe ist auch die fatale Agrosprit-Politik der Europäischen Union. Doch längst haben Wissenschaftler mit zahlreichen Studien bewiesen, dass die „grüne“ Energie vom Acker weder umweltfreundlich, noch sozialverträglich und schon gar nicht klimaschonend ist. Das konnten selbst die Politiker in Brüssel nicht länger ignorieren.
Im Oktober 2012 hat die EU-Kommission endlich ihren Vorschlag veröffentlicht, wie es mit dem Biosprit in Europa weiter gehen soll. Im Februar berieten bereits die EU-Energieminister, im März die EU-Umweltminister, jetzt tagen die EU-Ausschüsse, und nach der Sommerpause soll dann auch das EU-Parlament abstimmen. Der Vorschlag sieht vor, den Agrosprit der so genannten ersten Generation, der auf Nahrungsmitteln basiert, auf einen Anteil von fünf Prozent zu begrenzen. Doch da die Agrosprit-Quote EU-weit bisher bei etwa 4,5 Prozent liegt, bedeutet dies: Speiseöl, Zuckerrohr, Weizen und andere Lebensmittel werden im Autotank sogar noch zunehmen.
Die Zukunft sehen die Politiker im Agrosprit der zweiten Generation: Zellulose aus Stroh und Holz sowie Altspeisefette. Allerdings gibt es dafür bisher keine tauglichen Herstellungsverfahren. Die angestrebte Quote von zehn Prozent erneuerbarer Energien im Tank bis 2020 lässt sich so nicht erreichen. Trick der EU: Agrosprit der zweiten Generation soll vierfach gezählt werden.
Währenddessen schachert die Industrie in Brüssel mit den Mitgliedsregierungen um milliardenschwere Wirtschaftsinteressen. Biodiesel aus Raps-, Soja- und Palmöl sowie ausgedienten Frittierfetten macht zwei Drittel des Agrarsprits aus. Bereits im November hat die EU das Industrielabel Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO) anerkannt – und zwölf weitere Siegel, darunter für Gensoja, Raps, Zuckerrübe und -rohr. So soll nur nachhaltig produzierter Pflanzensprit in die Tanks der über 250 Millionen Straßenfahrzeuge gelangen, zumindest auf dem Papier.
Die Realität sieht anders aus: Die Palmöl-Firma BGA, die auf Borneo den Wald der streng geschützten Orang-Utans abgeholzt hat, ist RSPO-Mitglied. Ebenso wie die Unternehmen IOI, ADM und Neste Oil, die aus dem Palmöl den EU-Agrosprit herstellen.
Die Orang-Utans von der BGA-Plantage konnten vorerst überleben. Mitarbeiter der Tierschutzorganisation International Animal Rescue Indonesia (IAR) haben die Tiere in einem Nationalpark ausgesetzt. Doch ihre Zukunft ist ungewiss – selbst vor den Schutzgebieten machen die indonesische Regierung und die Palmölfirmen nicht halt.
WAS SIE TUN KÖNNEN
Rettet den Regenwald fordert die EU und die Mitgliedsländer auf, die schädliche Beimischung von Agrosprit endlich zu beenden. Bitte schreiben Sie an die Biosprit-Beauftragte des EU-Parlaments, Corinne Lepage:Europäisches Parlament, Rue Wiertz, Altiero Spinelli 10E165, B-1047 Brüssel