Regenwald Report 04/2018 · Sabah / Malaysia
Aus Palmöl-plantagen wird wieder Wald
Im Osten von Sabah wachsen Borneos artenreichste Regenwälder. Doch immer mehr Plantagen und Straßen zerstückeln die Lebensräume von Zwergelefanten, Orang-Utans und vielen anderen gefährdeten Arten. Um sie zu retten, kaufen unsere Partner Wald- und Plantagengrundstücke, forsten sie auf und vernetzen die Wildtier-Reservate zu größeren zusammenhängenden Schutzgebieten. Dafür sammeln wir Spenden
Die vier Männer können ihr Glück kaum fassen. Gebannt schauen sie auf den Laptop, wo gerade die ersten Aufnahmen der Kamerafalle laufen. Die Geburt eines Elefantenbabys ist dort zu bestaunen – mitten im Urwald. Hunderte Bilder begleiten das Neugeborene auf die Welt, zeigen die Mutter, Geschwister und Tanten, die es trompetend begrüßen. Robert und die drei einheimischen Ranger sind von dieser Szene tief berührt. „Ich glaube, dass es nie zuvor gelungen ist, die Geburt eines wild lebenden Borneo-Elefanten zu dokumentieren.“
Die Regenwälder im Osten des malaysischen Bundesstaates Sabah auf Borneo liegen dem Umweltschützer aus Kehl am Rhein am Herzen. „Seit 130 Millionen Jahren wachsen sie dort und gehören mit ihren Urwaldriesen zu den ältesten Wäldern der Erde. Sie sind so reich an seltenen Tier- und Pflanzenarten wie kaum ein anderer Ort auf der Erde.“ Ein Viertel des Landes steht bereits unter Schutz, bis 2025 sollen es 30 Prozent sein. Doch zwischen den Reservaten breiten sich Palmölplantagen aus, Straßen und Siedlungen zerschneiden die Reviere und Wanderwege der Elefanten und vieler anderer Tiere. „Die einzelnen Waldgebiete erscheinen mir wie große sinkende Rettungsboote“, sagt Robert. „Populationen von Elefanten, Orang-Utans, Malaienbären, Gibbons oder Nebelpardern können dort für eine Weile überleben. Aber diese Waldinseln sind nicht groß genug, um die heute schon bedrohten Arten zu erhalten. Wenn wir sie nicht vernetzen, gehen sie unter.“
Die Anwohner beobachten für dieForscher die Lebensweise der Tiere
Seit 2011 arbeitet Roberts Naturstiftung RFF daran, besonders wichtige Schutzgebiete wie die Wildtierreservate Tabin und Kulamba durch Waldkorridore wieder zu verbinden (siehe Karten rechts). „Am Flusslauf des Tabin, der beide Gebiete verbindet, haben wir schon Tausende Bäume von mehr als 60 Arten gepflanzt. Dort können die Tiere bald im Schutz eines geschlossenen Kronendaches von einem Revier ins nächste ziehen.“ Um festzustellen, welche Gebiete besonders wichtig sind, untersucht der RFF, wo welche Tierarten leben und wie sie wandern. Die Anwohner und Kamerafallen sind dafür wichtige Zeugen.
Es ist früher Morgen im November 2016, als Robert mit Aman und Awang, Ranger der lokalen Forstbehörde, zur Reise ins Tabin-Schutzgebiet aufbricht. Von der Distrikt-Hauptstadt Lahad Datu geht es mit dem Auto stundenlang durch Palmölplantagen bis zu einer Station der Forstbehörde am Rand eines riesigen Mangrovengebietes. Dort wartet Sulong vom Volk der indigenen Tidung, der in einem kleinen Dorf im Projektgebiet lebt. Mit seinem Boot geht es viele Kilometer durch weitgehend unberührte Sumpflandschaft, vorbei an Nipah-Palmen und Mangrovenbäumen, in denen Nasenaffen turnen. Über weite Strecken sieht man keinerlei Hinweise auf die Anwesenheit von Menschen. Seit Millionen Jahren scheint sich hier nichts verändert zu haben. Die Männer sind aber dennoch nicht allein. „Plötzlich taucht direkt vor uns ein großes Leistenkrokodil auf“, erinnert sich Robert. Einen Moment später ist es wieder abgetaucht. Hinter Sulongs kleinem Dorf gehen die Männer zu Fuß quer durch den Dschungel bis zu den im April installierten Kamerafallen, bei denen alle vier bis sechs Monate Batterien und Speicherkarten gewechselt werden müssen.
Nie zuvor wurde die Geburt eines wilden Borneo-Elefanten gefilmt
Zurück im Dorf, sehen sie dann zum ersten Mal die Bilder der Geburt eines Elefanten mitten im Urwald von Sabah. „Von den bedrohten Zwergelefanten gibt es gerade mal 1.500 bis 2.000 Tiere“, so Robert. „Sie werden vergiftet, weil sie Schäden in Plantagen anrichten, und wegen ihres Elfenbeins auch zunehmend gewildert. Geschätzte 500 Tiere dieser nur auf Borneo vorkommenden Art leben in den Gebieten, die wir aufforsten. Und sie pflanzen sich dort auch nachweislich fort.“
Im Projektgebiet haben die Naturschützer zahlreiche weitere höchst seltene Arten aufgespürt – zum Beispiel den Borneo-Banteng (ein Wildrind) und den Haarnasenotter, die beide stark vom Aussterben bedroht sind. Oder die zur Familie der Schleichkatzen gehörende Otterzivette und auch akut bedrohte Vogelarten wie den Höckerstorch oder den Schildschnabel.
„Selbst mit bislang unbekannten Arten können wir in diesen abgelegenen Regenwäldern Sabahs immer noch rechnen. Wir sind gespannt, wer uns künftig noch vor die Linse läuft …“
Baum für Baum - Ein neuer Wald für Sabah
Schon mehr als 2.300 Hektar gefährdeter Waldstücke haben unsere Partner in Zusammenarbeit mit den Behörden unter Schutz stellen lassen. Ein weiteres Waldgebiet wurde mit Spendengeldern freigekauft und Tabin angegliedert.Doch die geretteten und aufgeforsteten Gebiete reichen nicht. Noch klaffen riesige Lücken zwischen den Schutzgebieten. Privates Land, das mit Ölpalmen bepflanzt ist. Die erste Plantage soll nun von unseren Partnern gekauft und in einen Wald zurückverwandelt werden. Das Gebiet wird dann in die streng geschützten Wildtierreservate eingliedert, um sie vor Zerstörung zu bewahren. Dafür brauchen wir viel Geld. Denn bei Palmölplantagen sind die Bodenpreise ähnlich wie in Deutschland. Für die Aufforstung werden die Setzlinge in Dorfbaumschulen gezogen und nach der Auspflanzung immer wieder von Gestrüpp befreit, bis sie groß genug sind. Das kostet pro Bäumchen ca. 7,50 Euro.
https://www.regenwald.org/spende/262/wir-machen-aus-palmoelplantagen-wieder-wald