Regenwald Report 03/2020 · Indonesien
Wald und Isolation geben Schutz
Während Industrienationen Quarantäne und Lockdown neu lernen müssen, sind sie für Indigene traditionell überlieferte Maßnahmen zum Schutz vor Krankheiten. Das Recht auf ihren Wald sichert ihr Überleben.
Roganda blickt über den Toba-See, den größten Kratersee der Welt. Er zeigt auf markante Holzhäuser in den Bergen. „Du kannst jetzt in kein traditionelles Dorf. Wir Indigenen verbarrikadieren uns, um uns vor dem Virus zu schützen.“ Er leitet die Indigenen-Organisation AMAN am Toba-See auf Sumatra. Das Leben der Indigenen ist durch das sogenannte „Adat“ geprägt, das den Umgang mit den Mitmenschen, der Natur und der spirituellen Welt vorgibt. Es regelt auch die Bewältigung von Gefahren.
Indigene haben lange Erfahrungen mit der Eindämmung von Erregern. Wenn jemand krank wird, ergreifen sie Maßnahmen, die auch wir jetzt intensiv kennen gelernt haben: reinigen, einschränken, isolieren. Einige verlegen ihre Dörfer, wenn es Tote gibt. So bleiben infektiöse Erkrankungen lokal begrenzt.
„Wir erinnern uns noch an die Cholera-Epidemie vor hundert Jahren. Oder an die Pest auf Borneo. Viele Menschen sind gestorben. Die Überlebenden habe die Zugänge zu den Dörfern gesperrt. Quasi ein Lockdown“, berichtet Roganda. Die Einheimischen wissen: Bei einer Seuche gibt es für sie kaum Hilfe von außen.
Abschottung auch auf Borneo
Auf Borneo das gleiche Bild: Die wenigen Indigenen-Gruppen, die vom Wald leben können, verbarrikadieren sich. Besucher werden nur nach Anmeldung und Reinigung in die Dörfer gelassen. Bisher sind abgelegene Orte von Covid-19 verschont.
Manche Gemeinschaften versorgen sich selbst. Doch nur noch wenige können souverän über ihre Ernährung bestimmen. Innerhalb weniger Jahre haben viele ihren Wald an Holz-, Papier- und Palmölunternehmen verloren. Auf den Plantagen arbeiten sie unter Bedingungen, die kaum Schutz vor Erkrankungen bieten. Neue Straßen und Plantagen ebnen den Viren den Weg.
Gerade während der Covid-19-Pandemie besinnen sich die Indigenen Indonesiens auf das überlieferte Wissen und ihre Landrechte. „Unser Ziel ist die Ernährungssouveränität“, sagt Roganda. „Dazu brauchen wir die Anerkennung als Indigene und das Recht auf unser Land. So werden wir unabhängig von der Hilfe anderer.“ Doch der Weg dahin ist steinig, teuer und voller bürokratischer Hürden.
- Er hat dem Regenwald eine Stimme gegeben
- Hilferufe vom Amazonas
- Das Geheimnis im Dschungel von Ebo
- Freihandel als Brandbeschleuniger
- Elefanten-Baby Savannah wächst und gedeiht
- Durch den Lockdown nicht zu stoppen
- Wald und Isolation geben Schutz
- Schutz der Umwelt ist für junge Menschen ein wichtiges Anliegen
- „Wir haben es längst satt, in dieser Welt der Ungerechtigkeit zu leben.“