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Ka'apor demonstrieren vor einem Haus
Treffen indigener Völker gegen C0₂-Projekte im Amazonasregenwald der Ka‘apor in Brasilien (© World Rainforest Movement WRM)
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Regenwald Report 03/2025 Unsere Wälder sind keine Kohlenstoff-Märkte!

Es klingt so gut: Wer CO2 ausstößt, kann Kohlenstoff-Zertifikate kaufen, um die Emissionen auszugleichen. So können Firmen und deren Kunden einfach weiter produzieren und konsumieren, oder?

Der Regenwald Report ist kostenlos und erscheint vierteljährlich, er enthält aktuelle Berichte über Projekte und Aktionen. Eine Zustellung per Post ist nur innerhalb Deutschlands möglich.

Unternehmen verkaufen umwelt- und klimaschädliche Produkte und werben dennoch mit „Klimaneutralität“ – dank angeblicher CO₂-Kompensation durch sogenannte Carbon Credits. Die Idee: Emissionen an einem Ort sollen durch Maßnahmen an anderer Stelle ausgeglichen werden. Der Kauf der Gutschriften soll etwa den Schutz von Wäldern finanzieren, um dort in der Zukunft drohende CO2-Emissionen zu verhindern. Die Branche nennt dieses Prinzip „Netto-Null“.

Doch in Wirklichkeit wird weiter CO₂ ausgestoßen, ohne dass sicher ist, ob und wann der Ausgleich erfolgt. Studien zeigen, dass viele solcher Waldschutzprojekte wenig bis nichts zum Klimaschutz beitragen. Für die Käufer der Zertifikate sind diese in jedem Fall ein bequemes Mittel, um sich als grün und klimafreundlich darzustellen.

Die Nachfrage nach solchen Gutschriften hat ein lukratives Geschäftsfeld für Kohlenstoffhändler eröffnet. Sie setzen Waldschutzprojekte auf, um die darüber geschaffenen Zertifikate zu verkaufen. Um Kasse zu machen, spielen sie oft die Gefahr weiterer Waldvernichtung absichtlich hoch. Oder sie blähen die durch ihre Projekte angeblich vermiedenen CO2-Emissionen künstlich auf. Das wissen wir jetzt, weil solche Projekte bereits seit fast 20 Jahren umgesetzt werden. Einige dieser Projekte mussten nach Betrugsvorwürfen eingestellt werden, gegen andere laufen Ermittlungsverfahren.

Die Menschen, darunter viele indigene Völker, die das Klima und die Wälder bis heute mit ihrer Lebensweise erhalten und geschützt haben, beklagen zudem gravierende Konflikte durch Kohlenstoffprojekte in ihren Territorien. Im Amazonasregenwald der Ka’apor haben sich einige von ihnen getroffen. Der Gastgeber, der Rat der Ka’apor Tuxa Ta Pame, seit vier Jahren unser Partner in Brasilien, kämpft gegen so ein geplantes CO2-Projekt der US-Firma Wildlife Works. Das World Rainforest Movement (WRM), mit dem wir seit vielen Jahren zusammenarbeiten, hat die Aussagen der Menschen im Regenwald in einem beeindruckenden Dokumentarfilm festgehalten. Einige dieser Aussagen lesen Sie rechts.

Arlen Ribeira, Führer der Huitoto, Peru
Arlen Ribeira, Führer der Huitoto, Peru (© WRM)

„Das sind Biopiraten, die die indigenen Völker mit Lügen überzeugen. Die indigenen Gemeinschaften sollen Verträgen zustimmen, damit die Firmen im Namen der Gemeinschaft mit Kohlenstoff Handel betreiben können.“

Arlen Ribeira
Führer der Huitoto, Peru

Marisol García Apagueño
Marisol García Apagueño, Kichua-Führerin, Peru (© WRM)

„Wir wollen nicht, dass sie unsere Arbeit, die Natur zu schützen und zu verteidigen, dazu benutzen, um der Welt ein falsches grünes Gesicht zu zeigen. Hier in meinem Territorium geben sie sich einen grünen Anstrich, während sie andere Gebiete zerstören und indigene Völker vertreiben und töten. Es ist eine Heuchelei auf globalem Niveau.“

Marisol García Apagueño
Kichua-Führerin, Peru

Alex de Souza Maciel, Brasilien
Alex de Souza Maciel, Quilombola-Führer, Brasilien (© WRM)

„Die Projekte erkennen nicht unsere Lebensweise, unsere Kultur, Gebräuche und Traditionen und vor allem nicht unser traditionelles Wissen an, das wir von einer Generation zur nächsten weitergeben und mit dem wir die Natur als unsere Lebensgrundlage nutzen.“

Alex de Souza Maciel
Quilombola-Führer, Brasilien

Indigene Herlina Sukmawati
Herlina Sukmawati, indigene Dayak-Frau, Indonesien (© WRM)

„Der CO2-Handel hat enorme Auswirkungen auf uns Frauen, besonders in unserem Dorf: Den Frauen wurde verboten, in den Wald zu gehen, was auch bedeutet, dass wir nichts anbauen können.“

Dayak-Frau Herlina
Sukmawati, Indonesien

Ediene Kirixi Munduruku, Brasilien
Ediene Kirixi Munduruku, Brasilien (© WRM)

„Sie haben einzelne Führer und Personen von uns eingeladen und damit so getan, als ob sie die Zustimmung des ganzen Volkes hätten, um Zugang zu den Kohlenstoffkrediten zu haben. Wir sagten ihnen: Wir, das Volk der Munduruku, akzeptieren nicht das Projekt in unserem Territorium.“

Ediene Kirixi Munduruku
Brasilien

Tatiana Cariban Jaramillo, Führerin der Sikuani, Kolumbien
Tatiana Cariban Jaramillo, Führerin der Sikuani, Kolumbien (© WRM)

„Sie führten in unserem Schutzgebiet keine freie, vorherige und informierte Zustimmung durch.“ 

Tatiana Cariban Jaramillo
Führerin der Sikuani, Kolumbien

Nelson da Silva, Brasilien
Nelson da Silva, Brasilien (© WRM)

„Was ist das für ein Markt? Der Wald war hier schon immer, die Menschen haben ihn immer geschützt. Jetzt kommt ein Projekt, das diesen Wald schützen wird?“

Nelson da Silva
Brasilien

Itahu Ka‘apor, Indigenen-Führer, Brasilien
Itahu Ka‘apor, Indigenen-Führer, Brasilien (© WRM)

„Dieser Dialog ist sehr wichtig für uns. Wir suchen Informationen aus anderen Ländern und von anderen betroffenen Völkern, damit wir diese Kohlenstoffkredite verstehen“, sagt Itahu Ka’apor vom Indigenenrat Tuxa Ta Pame. „Wir verteidigen die Natur. Deshalb verscherbeln wir sie nicht an den Markt. Das muss aufhören.“

Itahu Ka‘apor
Indigenen-Führer, Brasilien

Aktiv werden! 

Unterschreiben Sie unsere Petition
„Wildlife Works raus aus dem Regenwald der Ka‘apor!“

Video
zum Kohlenstoffhandel in den Indigenengebieten.

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