
Regenwald Report 03/2025 Afrikas grüne Lunge
Im Kongo-Becken wächst der zweitgrößte Regenwald der Erde. Er gehört zu den letzten großen Kohlenstoffsenken. Wenn wir ihn bewahren, können wir das Klima schützen – aber nur dann.
Der Regenwald Report ist kostenlos und erscheint vierteljährlich, er enthält aktuelle Berichte über Projekte und Aktionen. Eine Zustellung per Post ist nur innerhalb Deutschlands möglich.
Lassen Sie uns den Kongo feiern! Diesen gewaltigen Strom mit all seinen Nebenflüssen, Armen und Inseln. Herrscher über üppige und geheimnisvolle Wälder, von denen große Teile auf den tiefen Torfböden der Cuvette Centrale gedeihen. Heimat einer überwältigenden Fülle an Tieren und Pflanzen: von winzigen Ameisen bis mächtigen Gorillas, von unscheinbaren Pilzen bis zu 60 Meter hohen Urwald-Riesen. So reich wie die Natur, so vielfältig ist auch die Kultur. Bis zu 130 Millionen Menschen leben dort, viele von ihnen Angehörige der 250 indigenen Völker.

Lassen Sie uns feiern, dass weite Wälder des Kongobeckens noch intakt sind. Sie sind mit ihrer Vielfalt ein Bollwerk gegen das Artensterben und ein wesentlicher Garant eines stabilen Weltklimas – wenn man sie bewahrt! Denn umgekehrt gilt: Ohne die Wälder des Kongo ist der Kampf gegen das Massenaussterben und die Klimakrise nicht zu gewinnen.

Das weiß insbesondere die Regierung der Demokratischen Republik Kongo (DRK), in der 60 Prozent des Kongo-Beckens liegen. Präsident Felix Tshisekedi bezeichnet die DRK daher als „Solution Country“ gegen die ökologischen Krisen, als „Lösungsland“. Erst im Januar erntete er internationales Lob, als sein Kabinett die Gründung eines „Grünen Korridors“ vom Kivusee-See im Osten bis in die Hauptstadt Kinshasa im Westen ankündigte. Eine Fläche von der Größe Frankreichs soll nachhaltig genutzt und wirksam geschützt werden. Es ist daher völlig richtig, dass reiche Länder wie Deutschland und die EU ambitionierten Waldschutz im Kongo-Becken mit mehreren Hundert Millionen Euro unterstützen.

Jeder Plan, der die Regenwälder des Kongo-Beckens gefährdet, lässt international die Alarmglocken schrillen. So war es 2021, als die Aufhebung eines Moratoriums für Holzeinschlag im Raum stand. Noch mehr 2022, als die Regierung versuchte, 30 Öl- und Gaskonzessionen zu versteigern. Viele davon im Regenwald, einige überlappten mit Schutzgebieten wie dem Virunga Nationalpark. Das Aufatmen, als die Pläne aufgegeben wurden, währte nicht lange: Wie aus dem Nichts lief die Vergabe von 52 neuen Öl-Feldern an.

Bohrtürme, Pipelines, auslaufendes Öl in Flüssen, Feuer, wo Gas abgefackelt wird, inmitten der grünen Lunge Afrikas – ein Horrorszenario. Man braucht nicht viel Fantasie um sich vorzustellen, wie mit der Drohung dieser Katastrophe während der UN-Klimakonferenz COP 30 in Brasilien gepokert wird. Wer es mit dem Klimaschutz ernst meint, muss Länder wie die DRK ernst nehmen.

Die Bedrohungen sind vielfältig
Das Ölbusiness muss aus dem Kongo-Becken herausgehalten werden, es ist eine Bedrohung für die Regenwälder. Eine größere Rolle spielen allerdings der kommerzielle Holzeinschlag sowie Plantagen. Oft sieht die einheimische Bevölkerung keine Alternative dazu, Bäume zu fällen und Wald zu roden. Die Menschen benötigen Flächen für Äcker, häufig im Wanderfeldbau und zur Selbstversorgung. Brennholz und Holzkohle sind zum Kochen weit verbreitet; außerdem verspricht der Verkauf ein Einkommen. Wirkungsvoller Waldschutz setzt daher bei den Menschen in den Gemeinden an und verbessert ihre Lebensbedingungen.

Die Bevölkerung braucht Unterstützung, um die Wälder zu bewahren
Methoden dazu gibt es viele: „Gemeindewälder“ etwa. Dörfer, oftmals bewohnt von Indigenen, bekommen Rechte auf Wälder übertragen, um sie eigenverantwortlich zu nutzen und gleichzeitig zu schützen. In der DRK sind sie stark verbreitet, in Gabun gewinnen sie an Bedeutung. Nah an der Bevölkerung arbeiten alle unsere Partnerorganisationen im Kongo-Becken: Sie setzen sich für die Rechte indigener Batwa ein und fördern Dorfschulen am Rande des Salongo Nationalparks, wo besonders viele Bonobos leben. Sie klären Einheimische über Erdölprojekte auf und stehen Gemeinden gegen illegale Holzfäller und Goldsucher zur Seite. Die Arbeitsbedingungen sind insbesondere im Osten des Kongo extrem schwierig. Doch es gibt keine Alternative zum Weitermachen, sagen sie.
Denn ohne Afrikas grüne Lunge geht der Welt die Luft aus.

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