Regenwald Report 04/2025 Wir wollen die Welt inspirieren
In Ecuador haben ökologische und soziale Netzwerke ein großes Bewusstsein für die Schäden durch Ölförderung und Bergbau geschaffen. In einer weltweit einzigartigen Volksbefragung stimmten die Menschen dafür, die Erdölförderung in einem Teil des Yasuní-Nationalparks einzustellen. Hier plädiert unser Partner Fernando Muñoz-Miño von den YASunidos dafür, das Beispiel direkter Demokratie weiterzutragen.
Der Regenwald Report ist kostenlos und erscheint vierteljährlich, er enthält aktuelle Berichte über Projekte und Aktionen. Eine Zustellung per Post ist nur innerhalb Deutschlands möglich.
Yasuní – eine der artenreichsten Regionen der Erde
Der Amazonasregenwald ist das wichtigste Ökosystem für die gesamte Menschheit. Obwohl er im Vergleich zum gesamten Amazonasgebiet klein ist, ist der Nationalpark Yasuní das wichtigste Naturschutzgebiet Ecuadors und steht auch unter dem Schutz der UNESCO. Es ist das Gebiet mit der höchsten Artendichte pro Quadratmeter. Laut dem Smithsonian Institute wachsen dort mehr Baumarten als in den USA und Kanada zusammen.
Es gibt auch Lagunen in Yasuní. Und durch den natürlichen Wasserkreislauf im Amazonasregenwald wird in diesem Gebiet nicht nur das lokale Wasser regeneriert; das Wasser wandert auch in die nördliche und zentrale Andenregion bis nach Peru.
In Yasuní leben mehrere indigene Gemeinschaften, die mit den Waorani verwandt sind – Tagaeri, Taromenane und Dukagaeri. Einige von ihnen haben keinen Kontakt zur Außenwelt oder isolieren sich freiwillig. Als die Ölkonzerne vorrückten, beschlossen einige Gruppen, sich noch mehr zurückzuziehen und den Kontakt zur westlichen Zivilisation zu vermeiden.
YASunidos: Eine kleine Gruppe mobilisiert Tausende Menschen
Am 15. August 2013 war ich zusammen mit meiner Schwester und anderen Kommilitonen anwesend, als der damalige Präsident Correa das Ende der Yasuní-Initiative verkündete. (Sein Vorschlag, für einen internationalen solidarischen Ausgleichsbetrag auf die Erdölförderung in einem Teil des Yasuní zu verzichten, war gescheitert).
Die Enttäuschung war so groß, dass ich beschloss, mich dem Netzwerk von Organisationen anzuschließen, aus dem später YASunidos hervorging. Dort wurde entschieden, eine nationale Volksbefragung zu organisieren. Es war eine echte Herausforderung mit vielen Rückschlägen – doch am Ende, nach zehn Jahren, waren wir schließlich erfolgreich: Im August 2023 stimmten 59 Prozent der Menschen in Ecuador dafür, das Erdöl im Konzessionsblock 43 für immer im Boden zu lassen. Jetzt geht es darum, den Volksentscheid auch umzusetzen. Bisher wurden erst zehn von 247 Bohrlöchern geschlossen.
Ein Sieg der Demokratie
Die Enttäuschung war so groß, dass ich beschloss, mich dem Netzwerk von Organisationen anzuschließen, aus dem später YASunidos hervorging. Dort wurde entschieden, eine nationale Volksbefragung zu organisieren. Es war eine echte Herausforderung mit vielen Rückschlägen – doch am Ende, nach zehn Jahren, waren wir schließlich erfolgreich: Im August 2023 stimmten 59 Prozent der Menschen in Ecuador dafür, das Erdöl im Konzessionsblock 43 für immer im Boden zu lassen. Jetzt geht es darum, den Volksentscheid auch umzusetzen. Bisher wurden erst zehn von 247 Bohrlöchern geschlossen.
Vor dem aktuellen Hintergrund der ökologischen Krise und des Klimawandels hat die Volksbefragung gezeigt, wie wichtig es ist, die direkte Demokratie zu verteidigen, die in der ecuadorianischen Verfassung von 2008 vorgesehen ist. Und die in diesem Fall erreicht hat, ein Schutzgebiet von der Bedeutung des Yasuní zu bewahren.
Zum ersten Mal hat eine Bevölkerung auf nationaler Ebene in einer verbindlichen Abstimmung „NEIN” zum Öl gesagt, um nach Alternativen zum Öl-basierten Energiesystem zu suchen.
Und ein Beispiel für die Welt
Dieser Erfolg wird genutzt, um andere Kampagnen voranzutreiben. Wenn wir gefragt werden, wie man dies wiederholen kann, in einer Zeit, in der die Demokratie bedroht ist, ermutigen wir alle Umwelt- und Menschenrechtsgruppen, die bestehenden demokratischen Prozesse zu aktivieren.
Unser Erfolg ist inspirierend und es ist uns wichtig, dass andere unserem Beispiel folgen. Unsere Idee ist es, „die Welt zu yasunisieren”. Das ist sehr poetisch, wenn man bedenkt, dass Yasuní „heilige Erde” bedeutet. Wir wollen mehr Orte schaffen, die so heilig sind wie Yasuní. In Panama, Spanien oder der Tschechischen Republik will man dies bereits umsetzen.
Politiker und Organisationen, die zuvor nicht involviert waren, sind es nun und sprechen immer wieder über Yasuní.
Die gesamte Initiative um Yasuní hilft indigenen Organisationen, ihre Beteiligung und Forderungen auf nationaler und internationaler Ebene zu verstärken. Das Thema hat globale Foren wie die Weltklimakonferenz und andere Gremien der Vereinten Nationen erreicht und wird als Beispiel für den erfolgreichen Widerstand gegen Naturzerstörung anerkannt und weitergetragen.
Wir haben gezeigt, wie wichtig es ist, uns zu artikulieren und in der heutigen Zeit eine starke Zivilgesellschaft zu haben – indem wir den Dialog zwischen Organisationen zum Schutz des Lebens, der Natur und der Menschenrechte lebendig halten.
Fernando Muñoz-Miño
Leiter der internationalen Zusammenarbeit der YASunidos, langjährige Partnerorganisation von Rettet den Regenwald.
Das ganze Gespräch finden Sie hier »