
Die EU-Entwaldungsverordnung muss jetzt kommen
Deutschland stellt sich gern als globales Vorbild im Umwelt- und Klimaschutz dar. Doch deutsche Politiker und Wirtschaftslobbyisten sind federführend dabei, die Umsetzung der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) erneut zu verschieben und sie durch Änderungen weitgehend wirkungslos zu machen. Das ist verantwortungslos und ein Schlag für alle Firmen, die sich auf die EUDR vorbereitet haben.
Die EU-Länder sind aufgrund ihres enormen Rohstoffbedarfs nach China global die zweitgrößten Verursacher von Waldrodung. Dabei wollen die Menschen in Europa nicht, dass mit fast jedem land- und forstwirtschaftlichen Produkt, das sie kaufen, ein Stück Waldrodung oder Rechtsverletzung drin steckt.
Die Mitte 2023 mit großer Mehrheit vom Europäischen Parlament beschlossene EU-Entwaldungsverordnung (European Deforestation Regulation - EUDR) soll den weltweiten Schutz der Wälder verbessern. Sie verbietet den Import und die Vermarktung von Produkten, für deren Anbau oder Erzeugung Wälder gerodet oder geschädigt wurden.
Das Gesetz gilt für die Rohstoffe Holz, Kaffee, Kakao, Kautschuk, Palmöl, Rindfleisch, Leder und Soja und daraus hergestellte Erzeugnisse wie Möbel, Papier, Schokolade oder Reifen, und umfasst explizit auch Arbeits- und Menschenrechte.
Im vergangenen Dezember hatte die EU-Kommission aufgrund von massivem Lobbydruck den Start der EUDR bereits um ein Jahr auf den 30. Dezember 2025 verschoben. Ein Jahr später gibt die EU-Kommission erneut Wirtschaftsinteressen nach und hat nun vorgeschlagen, noch einmal die Anwendung der EUDR um ein Jahr auszusetzen. Sie rechtfertigt das mit angeblichen technischen Problemen der IT-Plattform zur Verwaltung von Compliance-Daten.
Verschieben und bis zur Wirkungslosigkeit beschneiden
„Die Verschiebung der EUDR ist richtig, der Einsatz von Bundesminister Alois Rainer zahlt sich aus“, lässt sogleich der deutsche Landwirtschaftsminister per Pressemitteilung verbreiten. Seine Kollegin MIchaela Kaniber vom bayrischen Forstministerium schreibt sogar von tiefgehenden Mängeln und einem „bürokratischen Monstrum“, das grundlegend überarbeitet werden müsse.
Beide fordern im Namen der Lobbyverbände aus Land- und Forstwirtschaft, neben der angekündigten Verschiebung der EUDR unter anderem eine „Nullrisiko"-Kategorie für Länder wie Deutschland einzuführen. Damit wollen sie angeblich „die zu Unrecht betroffenen Land- und Forstwirte vor übermäßigem bürokratischen Aufwand befreien“ – sprich aus der Verordnung nehmen.
EU-Plattform funktioniert und ist schnell zu bearbeiten
Ein österreichischer Umweltschützer und ein Forstwirt aus dem Ökodorf Sieben Linden in Sachsen-Anhalt entlarven mit einem Kurzvideo die Behauptungen als falsch. Sie zeigen, dass sich die Formulare der EUDR ganz einfach mit wenigen Mausklicks am Computer ausfüllen lassen.
In weniger als fünf Minuten legen sie im Online-Portal „Traces" der EU eine Sorgfaltserklärung an, die für Holz-Erstverkäufe in der EU abgelegt werden muss, um nachzuweisen, woher das Holz stammt. Sie widerlegen damit auch die Propaganda der Holzindustrie, dass „jeder Baum" vor dem Verkauf mit GPS-Daten registriert werden müsse.
Sehr viele Firmen haben sich auf die Umsetzung der EUDR erfolgreich vorbereitet und wollen keine weiteren Verzögerungen und Änderungen. Denn die EUDR fordert nur, was sowieso selbstverständlich für alle sein sollte: Keine Produkte auf den Markt zu bringen, für die Wälder zerstört oder Gesetze missachtet werden.
Wie geht es weiter?
Nun geht der Vorschlag der EU-Kommission, die EUDR um ein weiteres Jahr zu verschieben, zur Debatte und Abstimmung an das EU-Parlament und den EU-Ministerrat. Noch im Oktober könnte dort die Entscheidung getroffen werden.
Unsere Forderungen
Rettet den Regenwald e.V. fordert das EU-Parlament und die Regierungen der EU-Mitgliedsländer auf, die Verschiebung abzulehnen und den Gesetzestext auf keinen Fall zu ändern. Jede Verzögerung und Änderung führt dazu, dass Millionen weitere Bäume für unseren Konsum abgeholzt und die Lebensgrundlagen der dort lebenden Menschen zerstört werden.
Was können Sie noch tun?
Sofern Sie es nicht bereits getan haben, können Sie hier unsere Petitionen „Die EU muss die Wälder schützen und darf den Abholzern nicht nachgeben“ (Start 28. Sept. 2024) und „Hände weg von unseren Umweltgesetzen“ (Start 28. Aug. 2025) unterzeichnen.
Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus, 23.9.2025. Ministerin Kaniber fordert Neustart für die EU-Entwaldungsverordnung: "Die erneute Verschiebung um ein Jahr zeigt, wie tiefgehend die Mängel sind – die EUDR muss grundlegend überarbeitet werden": https://www.stmelf.bayern.de/service/presse/pm/2025/neustart-fuer-die-eu-entwaldungsverordnung/index.html
Euractive, 23.9.2025. EU set to propose new delay to anti-deforestation rules: https://www.euractiv.com/news/eu-set-to-propose-new-delay-to-anti-deforestation-rules/ und
Europäische Kommission, 23.9.2025. Schreiben von JESSIKA ROSWALL an den Vorsitzenden des Umweltausschusses des EU-Parlaments Antonio Decaro: https://www.euractiv.com/content/uploads/sites/2/2025/09/EUDR.pdf
Matthias Schickhofer, 1.7.2027. EUDR: EU Sorgfaltspflichten in unter 5 Minuten: https://www.youtube.com/watch?v=MNngayXYLG8
Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH), 23.9.2025. Rainer: Verschiebung der EUDR ist richtig:https://www.bmleh.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2025/089-eudr.html
Euractive, 23.9.2025. EU set to propose new delay to anti-deforestation rules: https://www.euractiv.com/news/eu-set-to-propose-new-delay-to-anti-deforestation-rules/ und
Europäische Kommission, 23.9.2025. Schreiben von JESSIKA ROSWALL an den Vorsitzenden des Umweltausschusses des EU-Parlaments Antonio Decaro: https://www.euractiv.com/content/uploads/sites/2/2025/09/EUDR.pdf
Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH), 23.9.2025. Rainer: Verschiebung der EUDR ist richtig: https://www.bmleh.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2025/089-eudr.html

Die EU muss die Wälder schützen und darf den Abholzern nicht nachgeben
Die EU Verordnung für entwaldungsfreie Produkte (EURD) ist ein wichtiges Signal zum Schutz der Wälder und Menschenrechte.

Die Regenwälder – grüne Lunge unserer Erde
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