227.275 Unterschriften für Kongos Natur, die Menschen und Frieden
Petitionsübergabe: Die Regenwälder im Kongobecken erfahren leider wenig internationale Aufmerksamkeit. Um ein Spotlight darauf zu richten, wie bedroht die Wälder insbesondere in der Demokratischen Republik Kongo sind, haben wir mehrere Petitionen gestartet. Am 12.12. haben wir 227.275 Unterschriften aus aller Welt beim Bundesentwicklungsministerium in Bonn übergeben.
Die Regenwälder des Kongobeckens sind für den Schutz des Klimas und die Bewahrung der Artenvielfalt von zentraler Bedeutung. Sie speichern enorme Mengen Kohlenstoff, beherbergen bedrohte Arten wie Gorillas, Bonobos und Okapis und sind Heimat von Millionen Menschen.
Doch Waldvernichtung und Rohstoffausbeutung haben in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) ein unvorstellbares Ausmaß angenommen. Laut Global Forest Watch wurden allein im Jahr 2024 etwa 590.000 Hektar Primärwald zerstört, mehr als die doppelte Fläche des Saarlandes. Ermöglicht und verstärkt wird das durch Gewalt, Gesetzlosigkeit und Not.
Wir haben im Laufe der vergangenen beiden Jahre drei Petitionen gestartet, die dieses Drama aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten: angefangen von der politischen Forderung nach Frieden, über den Schutz für Aktivisten bis hin zur Kritik an den wirtschaftlichen Ursachen der Gewalt und der Verantwortung des Globalen Nordens.
Am 12.12. haben wir und die Organisation MitAfrika e.V. 227.275 Unterschriften beim Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Bonn übergeben.
Während eines nahezu zweistündigen Gesprächs haben wir mit drei Experten des BMZ ausführlich diskutiert, wie die Bundesregierung Waldschutz und Menschenrechte im Kongo-Becken, der DRK und Ruanda stärken kann, wo es Defizite gibt und wie diese behoben werden könnten. Wir waren uns einig, dass das Kongo-Becken eine entscheidende Rolle beim Schutz von Klima und Artenvielfalt spielt, Zentralafrika nicht genug Beachtung findet und DRK und Ruanda entscheidende Akteure sind.
Bei der Diskussion über die Petition Ausbeutung von Bodenschätzen und Wäldern befeuert Gewalt wurde deutlich, dass das BMZ Ruanda zwar sehr kritisch sieht, die von uns geforderte komplette Aufkündigung eines Partnerschaftsabkommens über kritische Rohstoffe jedoch offenbar für nicht zielführend hält.
Bereits am 29.10. haben wir die Petitionen bei der Botschaft der DRK und der Vertretung der EU in Berlin übergeben. Danach haben wir ein Hintergrundgespräch mit dem BMZ geführt.
Mathias Rittgerott, Afrika-Campaigner von Rettet den Regenwald e.V., sagt:
Wir machen uns große Sorgen um die Menschen und die Umwelt im Osten des Kongo und wollen Politik und Öffentlichkeit aufrütteln: Wir müssen handeln!
„Die Bundesregierung muss sich mit all ihren Mitteln für eine Verbesserung der Situation einsetzen. Auch die EU muss handeln: Damit die Plünderung von Coltan, Kobalt, Gold im Kongo durch das Nachbarland Ruanda aufhört, muss die Union das Rohstoffabkommen mit Kigali kündigen."
„Die Bürger sind es satt, dass die EU Wirtschaftsinteressen über Menschen und Umwelt stellt.“
Jean François Mombia Atuku, Direktor der Menschenrechtsorganisation RIAO-RDC in Kinshasa:
Die Natur ist durch die Ausbeutung der Ressourcen, die Gewalt und die Plünderung unseres Landes durch die M23 und Ruanda schrecklich bedroht.
„Alle Berichte unserer Mitglieder weisen auf die schwerwiegende Verfolgung von Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten und die Verschärfung des Elends und Leidens unserer Bevölkerung hin. Sie finden vor den Augen der internationalen Gemeinschaft, der Europäischen Union, der Vereinten Nationen und anderer großer Mächte wie Deutschland statt.“
„Mit diesen Petitionen wollen wir erreichen, dass diese Akteure wirksamer handeln, damit Frieden in der DR Kongo geschaffen wird und die willkürliche und ungezügelte Ausbeutung unserer Ressourcen sofort eingestellt wird. Die DR Kongo darf ihre Ressourcen nicht kostenlos an die Mächte dieser Welt oder deren Verbündete hergeben.“
Josué Aruna, Direktor für die DRK der Umweltschutzorganisation Congo Basin Conservation Society CBCS-Network in Bukavu:
Wenn der Frieden durch Partikularinteressen gefährdet wird, verliert das Kongobecken seinen Wert als ökologisches Zentrum für die Zukunft der Stabilität des Planeten.
Josué Aruna hält sich aus Sicherheitsgründen versteckt und sagt zu den Gefahren, denen Umweltschützer und Menschenrechtler ausgesetzt sind:
„In diesem sehr kritischen Kontext die Augen und Ohren zu verschließen, statt bedrohte Umweltschützer zu unterstützen, ist eine globale Verantwortungslosigkeit. Sie opfert das Leben derer, die die Zukunft der Menschheit verteidigen.“
Ein Biologe aus Bukavu, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben muss:
Wir sind zutiefst schockiert, insbesondere über die Zerstörung der Ressourcen des Kahuzi-Biega-Nationalparks. Es ist wirklich erschütternd zu sehen, wie dieser Wald zerstört wird und wie Tiere gejagt werden.
An die Europäer gewandt sagt er:
„Allein Sie können uns aus dieser Situation retten, denn ohne Sie gehen die Feindseligkeiten mit den destruktiven Kräften weiter. Bitte helfen Sie uns, indem Sie Druck auf diejenigen ausüben, die uns in diese schwierige Lage gebracht haben.“
Zu den Petitionen
Diese Petitionen verfolgen wir auch nach der Übergabe weiter, da die Ziele noch nicht erreicht sind.
Kongos Wälder werden abgeholzt - Schützt die Naturschützer
Ausbeutung von Bodenschätzen und Wäldern befeuert Gewalt
Diese Petition haben wir mit der Übergabe beendet:
Menschen und Natur im Kongo brauchen Frieden
Weitere Informationen zur Situation in der DRK und Zitate finden Sie hier:
Stoppt die Spirale aus Gewalt, Rohstoffplünderung und Umweltzerstörung
Die folgenden Zitate haben wir erstmals nach dem Termin veröffentlicht.
Afrikas grüne Lunge
Im Kongo-Becken wächst der zweitgrößte Regenwald der Erde. Wenn wir ihn bewahren, können wir das Klima schützen – aber nur dann.
Ausbeutung von Bodenschätzen und Wäldern befeuert Gewalt
Die Gewalt in der Demokratischen Republik Kongo ist schockierend. Es geht auch um kritische Rohstoffe. Die EU muss die Partnerschaft darüber kündigen.
Im Einsatz für Menschen und Gorillas zugleich
Vergiftet die Erdöl-Industrie bald das Kongo-Becken? Der Virunga Nationalpark und Gorillas sind in Gefahr. Unser Partner Réseau CREF mobilisiert die Bevölkerung dagegen.
Ihre Spende bewahrt Afrikas Natur
Im Kongobecken gedeiht der zweitgrößte Regenwald der Erde. Hier sind Gorillas, Schimpansen und Waldelefanten zuhause. Mutig bewahren unsere Partner:innen diese Wälder.
Die Regenwälder – grüne Lunge unserer Erde
Erfahren Sie mehr über das artenreichste Ökosystem unseres Planeten, die ausgeklügelten Lebensgemeinschaften zwischen Tieren und Pflanzen und die Gefahren der Abholzung.
Regenwald Report 4 / 2025
Diese Ausgabe ist besonders: Vier unserer Partnerinnen und Partner schreiben ganz persönlich von ihrem Leben und ihrem Einsatz für die Bewahrung der Natur.