Artenvielfalt schützen – aber richtig! UN muss die Rechte indigener Völker stärken
Rund eine Million Tier- und Pflanzenarten könnten aussterben, wenn der Schutz der Biodiversität nicht gelingt. Im Dezember 2022 hat die UN-Konferenz zur biologischen Vielfalt deshalb beschlossen, dass bis um Jahr 2030 weltweit 30 Prozent der Erdoberfläche unter Schutz gestellt werden sollen. Doch der Plan ist problematisch.
News und Updates AppellAn: Sekretariat und Mitgliedstaaten der CBD und Bundeskanzler Olaf Scholz
„Angesichts des Artensterbens dürfen wir nicht auf Konzepte wie "mehr Schutzgebiete" bauen, sondern brauchen wirksame Lösungen: die Rechte Indigener stärken!“
Schutzgebiete können bei der Bewahrung von Artenvielfalt und Klima eine wichtige Rolle spielen, sie sind jedoch kein Allheilmittel.
Die Rechte, das Wissen und die Lebensweise indigener Völker und anderer lokaler Gemeinschaften bewirken oftmals mehr. Studien belegen, dass die Natur dort in einem besseren Zustand ist, wo sie die Verantwortung tragen und über Landrechte verfügen.
Pläne wie „30 Prozent bis 2030“ lassen bei Umweltschützern und Menschenrechtlern Alarmglocken schrillen: Bis zu 300 Millionen Personen könnten darunter leiden, wenn Gebiete plötzlich „geschützt“ werden sollen, in denen sie oft im Einklang mit ihrer Umwelt leben.
Schutzgebiete wie Nationalparks folgen häufig dem Konzept des „Festungs-Naturschutzes“, wonach Mensch und Natur strikt getrennt werden sollten. Durchgesetzt von mitunter schwerbewaffneten Rangern. Aus zahlreichen Schutzgebieten gibt es Berichte über Menschenrechtsverletzungen bis hin zu Mord.
„Dieser zukünftige Landraub muss gestoppt werden“, sagt etwa Ladislas Désiré Ndembet von der Organisation Synaparcam in Kamerun.
Können weitere Schutzgebiete die Artenvielfalt retten? Das ist zweifelhaft. Denn trotz ihrer immensen Anzahl haben sich die Klima- und Biodiversitätskrisen verschärft.
Sinnvoller als das willkürlich festgelegte Ziel von 30 Prozent ist es, den Schutz der Biodiversität vor allem dort zu verbessern, wo sie am größten ist. Dazu gehören die Regenwälder.
Unabdingbar ist zudem, dass wir unsere Wirtschafts- und Lebensweise, die auf überbordendem Konsum von Rohstoffen, landwirtschaftlichen Produkten und Energie beruhen, überwinden.
Angesichts des Artensterbens brauchen wir statt unzureichender Konzepte wirksame Lösungen. Bitte fordern Sie die Staatengemeinschaft auf, die Rechte indigener Völker zu stärken.
Eine Analyse der Weltnaturkonferenz finden Sie hier.
HintergründeWie viele Schutzgebiete gibt es?
Im Juni 2022 gab es weltweit 253.368 Schutzgebiete an Land. Insgesamt stehen damit rund 21 Millionen Quadratkilometer unter Naturschutz. Das entspricht der fünffachen Fläche der Europäischen Union. Mit dem UN-Plan „30 Prozent bis 2030“ würde sich das Gebiet etwa verdoppeln.
Welche Arten an Schutzgebieten gibt es?
Weltweit gibt es viele Typen und Kategorien von Schutzgebieten. Sie unterscheiden sich vor allem darin, was dort als schützenswert gilt, wer verantwortlich ist, was erlaubt und was verboten ist. Hier finden Sie einen globalen Überblick.
In Deutschland reicht die Bandbreite von Vogelschutzgebieten über Landschaftsschutzgebiete bis zu Nationalparks und Biosphärenreservaten. In der EU ist die Bezeichnung Natura 2000 bekannt.
Auf internationaler Ebene spielen insbesondere Welterbe-Gebiete und Man and the Biosphere Reserves der Unesco und Ramsar sites wertvoller Feuchtgebiete eine prominente Rolle. Die Weltnaturschutzunion IUCN teilt Schutzgebiete in Kategorien 1 bis 6 ein.
Das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, CBD) spricht von „protected areas“ und von „other effective area-based conservation measures“ („Schutzgebiete“ und „andere wirksame flächenbezogene Erhaltungsmaßnahmen").
Warum wird das Thema Schutzgebiete gerade heiß diskutiert?
Ein Grund dafür, dass über die Rolle von Schutzgebieten derzeit intensiv diskutiert wird, sind Pläne der UN und vieler Länder, 30 Prozent der Erde unter Naturschutz zu stellen. Der WWF und manche Wissenschaftler fordern gar 50 Prozent.
Während der UN-Weltnaturkonferenz im Dezember 2022 in Montréal (Kanada) haben die Vertragsstaaten des Übereinkommes über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, CBD) das Ziel „30 by 30“ beschlossen. Demnach sollen bis zum Jahr 2030 weltweit 30 Prozent der Erdoberfläche und Meere unter Naturschutz gestellt werden.
Dieses Rahmenabkommen „Kunming-Montréal Global Biodiversitiy Framework“ wird die internationale Naturschutzpolitik für Jahrzehnte bestimmen, weit über 2030 hinaus. Falsche Entscheidungen ließen sich nur schwerlich korrigieren.
Woher kommt die Zahl 30 Prozent als Ziel?
Bereits im Jahre 2011 hatte sich die Staatengemeinschaft eine Zahl als Ziel gesetzt: bis 2020 sollten mindestens 17 Prozent des Landes und der Binnengewässer beziehungsweise 10 Prozent der Küsten und Meere unter Naturschutz gestellt werden. Allerdings wurde keines der so genannten AICHI-Ziele vollständig erreicht. Ähnlich verhält es sich mit den Sustainable Development Goals (SDGs) für nachhaltige Entwicklung.
Die Zahl 30 Prozent kann man getrost als Marketing-Instrument sehen. „30 bis 30“ ist einprägsamer als beispielsweise „25 bis 2030“ oder „40 bis 2025“. Es gibt jedenfalls keine wissenschaftliche Grundlage für die Zahl. Im Juni 2022 haben Forscher im Magazin Science den Wert 44 Prozent als Schutzziel ausgerechnet, wo 1,8 Milliarden Menschen leben. Der populäre Biologe und Autor Edward O. Wilson nannte das Ziel „die Hälfte der Erde“ – was danach klingt, dass wir Menschen die Erde gerecht mit der Natur teilen.
Einer Studie aus dem Jahre 2020 zufolge würde es allerdings genügen, die Fläche von Schutzgebieten um 2,3 Prozent zu vergrößern, um fast alle bedrohten oder seltenen Spezies zu schützen. Bemerkenswert ist, dass die Autoren der Studie dennoch das 30-Prozent-Ziel unterstützen.
Ist eine Prozentzahl überhaupt sinnvoll?
Darüber lässt sich streiten. Man könnte beispielsweise 30 Prozent erreichen, indem man die Sahara und den Norden Kanadas und Sibirien unter Schutz stellt – doch für die Biodiversität bringt das wenig. Freilich leben dort wenig Menschen, soziale Konflikte ließen sich vergleichsweise einfach vermeiden.
Sollen die 30 Prozent etwas bewirken, müssen Regionen mit hoher Artenvielfalt unter Schutz gestellt werden – dort leben allerdings Hunderte Millionen Menschen, die womöglich ihrer Rechte beraubt würden. Hinzu kommt, dass die höchste Biodiversität oft auf dem traditionellen Land indigener Völker oder anderer marginalisierte Bevölkerungsgruppen zu finden ist. Ihre Lebensgrundlage und Lebensweise ist daher in besonderer Gefahr.
Der Wert 30 Prozent ließe sich andererseits schon heute erreichen, wenn indigene Territorien gesichert würden. Dafür müssten die UN und andere anerkennen, dass die indigene Lebensweise einen entscheidenden Beitrag zum Naturschutz leisten kann.
Was hat „30 bis 30“ mit globaler Gerechtigkeit zu tun?
Knapp zusammengefasst: Länder im globalen Norden sind reich geworden, weil sie die Natur konsequent ausgebeutet haben. Sie haben damit die Krisen von Biodiversität und Klima verursacht. Nun sollen weite Teile der Erde unter Schutz gestellt werden, damit sich diese Krisen nicht verschärfen. Da es intakte Natur und die größte Artenvielfalt vor allem noch in ärmeren Tropenländern gibt, tragen sie die größte Last, wenn sie statt Ressourcen zu nutzen Gebiete unter konsequenten Schutz stellen sollen. Es wird also von den Ärmeren Verzicht verlangt, während die Reichen ihren Ressourcenverbrauch kaum einschränken.
Wer leidet unter Schutzgebieten und Zielen wie „30 bis 30“?
Zu befürchten ist, dass indigene und örtliche Gemeinschaften zu den Verlierern gehören. Bis zu 300 Millionen Personen könnten negativ betroffen sein, wenn Gebiete plötzlich „geschützt“ werden sollen, in denen sie bis heute oft im Einklang mit ihrer Umwelt leben. (Bei 50 Prozent würden mehr als eine Milliarde Menschen leiden.)
Die Umweltseite Mongabay schreibt, das Ziel „30 by 30“ habe sich zum „Schlachtfeld in Sachen Naturschutz“ („conservation battleground“) entwickelt.
Stichwortartig geht es darum: „30 bis 30“ verfolgt einem neo-kolonialistischen Ansatz des militarisierten „Festungsnaturschutzes“ (Fortress Conservation), das die örtliche und zumeist indigene Bevölkerung nicht beteiligt, sondern im Gegenteil unterdrückt, weiter marginalisiert und in ihren Rechten verletzt. Erfahrungen aus Schutzgebieten insbesondere in Afrika und Asien lassen das befürchten. So wurden im Kongobecken bei der Einrichtung von 34 Schutzgebieten in 26 Fällen örtliche Gemeinschaften ohne Entschädigung verdrängt.
In Tansania leidet das indigene Volk der Massai unter Vertreibung und Gewalt, weil die Regierung das Schutzgebiet Ngorongoro Conservation Area (NCA) vergrößern will. Das soll dem Tourismus dienen. Rettet den Regenwald setzt sich mit einer Petition dafür ein, die Rechte der Massai zu wahren.
„30 bis 30“ basiert auf einer westlichen Einstellung zu Natur und Naturschutz und ignoriert indigenes Weltverständnis und Wissen.
Mehr dazu erfahren Sie auf unseren Themenseiten zu Schutzgebieten, die wir schrittweise ausweiten.
Wer profitiert davon?
Die Einrichtung und das Management von Schutzgebieten und „anderen wirksame flächenbezogene Erhaltungsmaßnahmen“ kann lukrativ sein und ein Geschäftsmodell für Firmen und große Umweltorganisationen bieten. Kritiker sehen eine neue Finanzquelle für die „Naturschutz-Industrie“.
Unter „andere wirksame flächenbezogene Erhaltungsmaßnahmen“ fallen „carbon offset“ und „nature-based solutions“ wie massives Pflanzen von Bäumen, die auch für den Schutz des Klimas propagiert werden.
Schon heute werden Schutzgebiete wie Nationalparks als Public Private Partnership (PPP) verwaltet: Staaten geben dabei ihre Verantwortung, aber auch ihre Kontrolle an Firmen oder Nichtregierungsorganisationen ab.
So verwaltet die neben anderen vom niederländischen Milliardär Paul Fentener van Vlissingen gegründete Organisation African Parks im Jahr 2022 in 12 afrikanischen Ländern 22 Nationalparks mit einer Fläche von mehr als 20 Millionen Hektar. (Deutschland hat eine Fläche von etwas mehr als 35 Millionen Hektar.) Bis zum Jahr 2030 will die Organisation die Zahl der Parks auf 30 erhöhen. Laut Webpage verfolgt man einen „klaren wirtschaftlichen Ansatz zum Schutz der afrikanischen Tierwelt“. Präsident der Organisation ist der englische Prince Harry, Duke of Sussex.
Welche weiteren Maßnahmen wurden während der COP15 beschlossen?
Politiker feiern das Abkommen als Meilenstein für der Rettung der Erde und beschwören den „Geist von Montréal“. Doch Vorsicht ist geboten: Es ist ein unverbindlicher Vertrag. Ob die Regierungen die positiven Aspekte tatsächlich umsetzen, ist nicht garantiert.
Eine ausführliche Analyse der Weltnaturkonferenz können Sie hier lesen.
Das Rahmenabkommen „Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework“ (GBF) finden Sie hier. Eine offizielle Zusammenfassung haben die UN hier veröffentlicht.
Warum ist die Biodiversität bedroht?
Es sterben derzeit so viele Arten aus wie zuletzt vor 66 Millionen Jahren, als die Dinosaurier verschwanden. Dieses 6. Massenaussterben der Erdgeschichte wurde freilich nicht durch den Einschlag eines Asteroiden ausgelöst, sondern durch uns. Menschen verändern und zerstören Lebensräume von Pflanzen und Tieren, jagen, wildern, belasten die Umwelt mit Giften und ruinieren das Klima derart, dass sich viele Spezies nicht anpassen können.
Mehr dazu erfahren Sie auf unseren Themenseiten Biodiversität.
Wie wichtig war die UN-Konferenz zur biologischen Vielfalt COP 15?
Extrem wichtig!
Da wir Menschen das Massenaussterben der Arten verursachen, können wir eingreifen und Schlimmeres verhindern. Dazu müssen wir rasch drastische Maßnahmen ergreifen. Die UN-Konferenz zur biologischen Vielfalt COP 15 hat die Weichen dafür gestellt, wie der Artenschutz in den kommenden Jahrzehnten organisiert werden soll.
Formal war China Gastgeber der COP 15, aufgrund der COVID-Pandemie fand sie in Kanada statt, wo die Konvention CBD ihren Sitz hat.
An: Sekretariat und Mitgliedstaaten der CBD und Bundeskanzler Olaf Scholz
Sehr geehrte Damen und Herren der CBD,
sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der Mitgliedsstaaten der CBD,
sehr geehrter Herr Bundeskanzler Olaf Scholz,
der Einbruch der Biodiversität ist neben der Klimakrise eine der existentiellen Krisen unserer Zeit. Sie fordern von unserer Gesellschaft tiefgreifende Reformen und beherztes Handeln.
Schutzgebiete und „andere wirksame flächenbezogene Erhaltungsmaßnahmen“ (Other effective area-based conservation measures (OECM) spielen bei der Bewahrung der Biodiversität und von Ökosystemen eine bedeutende Rolle, sind jedoch mit erheblichen Risiken behaftet. Das Ziel des post-2020 global biodiversity framework, bis zum Jahr 2030 weltweit 30 Prozent der Erde unter Schutz zu stellen, birgt mehrere Gefahren.
- Viele Schutzgebiete und OECMs sind mit Gewalt, Verarmung und Vertreibung verbunden, insbesondere von Bevölkerungsgruppen, die dort seit Generationen im Einklang mit der Natur leben. Der Schutz der Natur wird dann mit der Verletzung von Menschenrechten erkauft. „30 by 30“ könnte der größte Landraub der Geschichte werden.
- Viele Schutzgebiete und OECMs tragen wenig zur Bewahrung der Natur bei. Die Einrichtung von Schutzgebieten hat dann lediglich die Funktion eines Alibis und lenkt von wirksamen Maßnahmen ab.
- Zielwerte wie 30 oder gar 50 Prozent beruhen offensichtlich auf politischen Erwägungen statt auf wissenschaftlichen Fakten.
- Die Einrichtung und das Management von Schutzgebieten und OECMs verspricht großen, oft westlichen Organisationen und Firmen Profit beziehungsweise hilft letzteren via Flächen beanspruchende „nature-based solutions“, ihr klimaschädliches Geschäftsmodell fortzusetzen.
- Das Management von Schutzgebieten und OECMs berücksichtigt häufig regionale und lokale Besonderheiten nicht.
Zugleich nimmt die von der Wissenschaft untermauerte Erkenntnis zu, dass die Natur insbesondere dort am besten erhalten ist, wo indigene Völker und lokale Gemeinschaften leben und ihre Rechte gewahrt werden.
Wir bitten Sie daher:
- Stärken Sie die Rechte indigener Völker und lokaler Gemeinschaften. Dabei geht es um die Garantie von Wald- und Landrechten, das Recht auf freie, vorherige und informierte Zustimmung, den Schutz vor Gewalt und Vertreibung und die gerechte Teilhabe an wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung.
- Stärken Sie die Rolle indigener Völker und lokaler Gemeinschaften bei nationalen und internationalen Verhandlungen und bei der Umsetzung beziehungsweise Überwachung gefasster Beschlüsse. Traditionelles indigenes Wissen muss darin einfließen.
- Setzen Sie sich dafür ein, dass indigene Völker und lokale Gemeinschaften finanziell besser ausgestattet werden, auch damit sie ihre Rolle als Hüter der Natur uneingeschränkt wahrnehmen können.
- Setzen Sie sich dafür ein, dass die Ursachen der Biodiversitätskrise bekämpft werden, insbesondere Resourcenausbeutung und Überkonsum.
Mit freundlichen Grüßen
Gibt es einen „Geist von Montréal“?
Während der Weltnaturkonferenz COP15 in Montréal wurden ein Übereinkommen geschlossen, wie das Artensterben gestoppt werden soll. Politiker feiern es als Meilenstein für die Rettung der Erde und beschwören den „Geist von Montréal“. Doch Vorsicht ist geboten: Es ist ein unverbindlicher Vertrag. Ob die Regierungen die positiven Aspekte tatsächlich umsetzen, ist nicht garantiert.
Streit um „30 by 30“ während Weltnaturkonferenz
Während der Weltnaturkonferenz COP15 in Montréal haben wir drei unserer Petitionen zu Schutzgebieten, zu Erdöl im Kongo-Becken und zum Schutz des Pangolin übergeben – mit unterschiedlicher Resonanz. Über das Ziel „30 bis 30“ wird gestritten.
Petition erreicht Umweltminister
Unsere Petition zu Schutzgebieten stößt auf immer mehr Aufmerksamkeit. Am Rande der Weltnaturkonferenz COP15 in Montréal haben wir sie an Kanadas Umweltminister Steven Guilbeault übergeben.
Statt Festungs-Naturschutz, Indigene stärken
Die Botschaft ist klar und bei den Vereinten Nationen angekommen: Es ist der falsche Weg und riskant, für den Schutz der Artenvielfalt bis zum Jahr 2030 öffentlichkeitswirksam 30 Prozent der Erde in Schutzgebiete zu verwandeln. 65.014 Personen haben daher eine Petition gegen diesen Plan „30 bis 30“ unterschrieben. Wir haben sie am Donnerstag während der Weltnaturkonferenz in Montréal übergeben.
Können die UN das Artensterben stoppen?
Wie wollen wir Menschen das Massenaussterben von Tier- und Pflanzenarten stoppen? Um nicht weniger geht es bei der Weltnaturkonferenz vom 7. bis 19.12. in Montréal. Das Ausmaß der Krise ist dabei alarmierend: bis zu eine Million Arten stehen vor dem Aus. Rettet den Regenwald verfolgt die Konferenz vor Ort und diskutiert mit Exekutivsekretärin Mrema, der Chef-Artenschützerin der Vereinten Nationen.
kein Allheilmittel.Ist Rettet den Regenwald als Naturschutzorganisation gegen Schutzgebiete?
Nein, Rettet den Regenwald ist nicht gegen Schutzgebiete per se.
Viele spielen eine wichtige Rolle bei der Bewahrung von Artenvielfalt und Klima. Daher kritisiert es die Organisation häufig, wenn Schutzgebiete bedroht sind, etwa weil dort Konzessionen für Holzeinschlag oder Erdöl-Förderung vergeben werden. Auch gegen eine Verkleinerung von Reservaten wendet sich der Verein in zahlreichen Fällen.
Schutzgebiete sind jedoch kein Allheilmittel, bringen Risiken mit sich und können sogar dazu beitragen, dass wirksame Maßnahmen vernachlässigt werden. Schutzgebiete auszuweisen ist verlockend einfach, grundlegende Änderungen von Konsumgewohnheiten sind dagegen unpopulär und schwieriger durchsetzbar.
über Landrechte verfügen.Würde man zu den offiziellen Schutzgebieten (17 Prozent der Erde) die von Indigenen verwalteten Flächen hinzurechnen, stünden bereits 31 Prozent der Erde unter Schutz. Zu diesem Erkenntnis kommt der Territories of Life Report aus dem Jahr 2021.
Das heißt: würden alle indigenen Gebiete, die 80 Prozent der globalen Artenvielfalt beherbergen, anerkannt und gesichert, wäre das 30 Prozent Ziel erreicht. Das beweist, dass Indigenenrechte und Schutz der Biodiversität eng verknüpft sind.
Ladislas Désiré Ndembet von der Organisation Synaparcam in Kamerun.Ladislas Désiré Ndembet von der Organisation Synaparcam:
"30 Prozent des Territoriums, das unter Naturschutz gestellt werden soll, ist viel zu viel für unsere armen oder sich entwickelnden Länder wie die in Afrika oder Gabun, wo ich herkomme. Dieses Projekt wird die schlechte Regierungsführung, unter der wir bereits leiden, noch verstärken. Es wird die Korruption erhöhen und die Armut vergrößern, da das Phänomen des Landgrabbing noch stärker wird.
2002 widmete Gabun 11% seines Territoriums der Einrichtung von 13 Nationalparks. Den indigenen Völkern und lokalen Gemeinschaften wurden zahlreiche Entwicklungsversprechen gemacht, insbesondere im Hinblick auf den Ökotourismus. Bis heute ist davon nichts zu spüren. Die Anrainergemeinschaften leiden weiterhin unter Elend und Armut. Dieser Prozentsatz ist im Zuge internationaler Forderungen und Versprechungen zur Kompensation von CO2-Gutschriften stetig gestiegen.
Seit 2012 wird Land für Agrokonzerne und andere Investoren, die sich an den Emissionsgutschriften beteiligen, zur Verfügung gestellt. Nein, so kann es nicht weitergehen. Dieser zukünftige Landraub muss gestoppt werden. In unserem Land, in dem der ländliche Raum nicht definiert ist, wird ein solches Projekt die indigenen Völker und die lokalen Gemeinschaften buchstäblich in die absolute Unsicherheit treiben.
Das ist der Kommentar, den ich zu diesem makabren Projekt abgeben kann, das unbedingt bekämpft werden muss."
am größten ist.Wobei jede Art vor dem Aussterben bewahrt werden sollte, egal wo.
StaatengemeinschaftAls Staatengemeinschaft verstehen wir hier insbesondere die Mitgliedstaaten des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, CBD). Die CBD hat ihren Sitz im kanadischen Montréal.
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