Können die UN das Artensterben stoppen?
02.12.2022
Wie wollen wir Menschen das Massenaussterben von Tier- und Pflanzenarten stoppen? Um nicht weniger geht es bei der Weltnaturkonferenz vom 7. bis 19.12. in Montréal. Das Ausmaß der Krise ist dabei alarmierend: bis zu eine Million Arten stehen vor dem Aus. Rettet den Regenwald verfolgt die Konferenz vor Ort und diskutiert mit Exekutivsekretärin Mrema, der Chef-Artenschützerin der Vereinten Nationen.
„Beim Artensterben geht es um mehr als Ikonen der Tierwelt wie Orang-Utans und Eisbären. Es geht darum, dass das Netz des Lebens immer größere Lücken bekommt, bis es zerreißt und ganze Ökosystem zusammenbrechen“, sagt Marianne Klute, Vorsitzende von Rettet den Regenwald, im Vorfeld der UN-Konferenz COP 15.
„Besonders deutlich sehen wir die Gefahr in den tropischen Regen- und Torfwäldern, die Schwerpunkte der Biodiversität sind und zudem eine entscheidende Rolle im Klimasystem spielen. Artenschutz, Regenwaldschutz und Klimaschutz gehören daher untrennbar zusammen. Wenn uns dieser dreifache Schutz nicht gelingt, zerstören wir unsere Lebensgrundlagen, denn die Natur versorgt uns mit Nahrung, Wasser und sauberer Luft. Sie gibt uns Medizin und Baumaterialien. Wälder sind spirituelle Orte und Heimat für Milliarden Menschen. Die UN-Konferenz ist daher zum Erfolg verurteilt.“
Für die COP 15 kommen Regierungsdelegationen aus fast 200 Staaten nach Montréal – etwa 50 Länder schicken Minister:innen. Deutschland wird von Umweltministerin Steffi Lemke vertreten. Insgesamt nehmen 10.000 Personen an der Konferenz teil.
Im Zentrum der COP 15 steht ein zukünftiges Rahmenabkommen für den Arten- und Naturschutz namens „Post-2020 Global Biodiversitiy Framework“. Für scharfe Kritik sorgt der Plan der UN, bis zum Jahr 2030 insgesamt 30 Prozent der Erde unter Schutz zu stellen. Menschenrechtsorganisationen und Umweltschützer:innen sind alarmiert. Der Plan „30 by 30“ könnte zum größten Landraub der Geschichte werden, der zudem wenig zum Artenschutz beitrage.
Rettet den Regenwald und mehr als ein Dutzend Organisationen aus Afrika und Asien fordern in einer Petition von der UN, Bundeskanzler Olaf Scholz und den UN-Mitgliedsstaaten statt einer Fixierung auf „30 by 30“ die Sicherung der Rechte indigener Völker. Denn die Natur ist dort, wo Indigene Verantwortung tragen, in einem besseren Zustand als anderswo.
„30 Prozent der Erde unter Schutz zu stellen, klingt verlockend einfach – und ist brandgefährlich. Dahinter steckt die Theorie, dass Natur nur geschützt werden kann, wenn man Menschen fernhält. In der Praxis: wenn man die örtliche Bevölkerung vertreibt“, erklärt Marianne Klute.
Die mehr als 60.000 Unterschriften der Petition werden am 8.12. (Donnerstag) in Montréal an die Exekutivsekretärin der Biodiversitäts-Konvention und Chef-Artenschützerin der Vereinten Nationen, Elizabeth Maruma Mrema, übergeben.