Eine Gruppe von Personen sitzt kreisförmig auf Plastikstühlen in einem Raum Workshop mit Einwohnerinnen und Einwohnern, die von dem Projekt GPM betroffen wären (© Felipe Sabrina) Tropischer Strand mit Palmen auf der Insel Cajual Die Insel Cajual, auf der der Hafen TPA entstehen soll, ist noch ein kleines Naturparadies (© Denes Cristian Freire/ google maps)

Brasilien: Wir schützen Amazonien vor unserem Rohstoffkonsum

Im Südosten Amazoniens wollen Firmen eine private Güterbahn und einen Exporthafen errichten - ohne die Bevölkerung zu informieren. Auch zwei Tochterunternehmen der Deutsche Bahn AG sind dabei, obwohl massive negative Auswirkungen auf Mensch und Natur drohen. Unsere Partnerorganisation Justiça nos Trilhos informiert mit Recherchen, Seminaren und Workshops die Menschen, damit sie sich wehren können.

Projektübersicht

ProjektthemaLebensräume

Projektziel Schutz von Mensch und Natur vor geplantem Eisenbahn- und Hafenprojekt für den Export von Rohstoffen

Aktivitäten Studien, Informations- und Lobbyarbeit, Workshops, internationale Netzwerke

Jetzt sehe ich schwarz und weiß auf Papier gedruckt, dass es das Projekt Grão-Pará Maranhão gibt. Obwohl der Hafen- und die Eisenbahntrasse in unserem Gemeindebezirk gebaut werden sollen, hat uns bisher niemand darüber informiert, erklärt eine Einwohnerin aus Alcântara. „Wir müssen das Vorhaben sehr ernst nehmen und verhindern, dass es zustande kommt. Denn die Auswirkungen auf unsere Gemeinschaft und andere Menschen wären verheerend“, fährt sie fort.

Die Frau ist Teilnehmerin eines Workshops, den unsere Partnerorganisation Justiça nos Trilhos (Gerechtigkeit auf den Gleisen) organisiert hat. Mit Spendengeldern von Rettet den Regenwald hat die Menschenrechtsorganisation viele Monate lang Behörden auf Landesebene in Maranhão und Bundesebene in Brasilien angeschrieben, um Informationen, Anträge und erteilte Genehmigungen über das geplante private Megaprojekt Grão-Pará Maranhão (GPM) einzuholen und auszuwerten.

Das Ergebnis: Weitgehend ohne jede Information, öffentliche Bürgerbeteiligung und Anhörungen, ohne Studien über die Auswirkungen auf die Umwelt und Bevölkerung, treiben drei portugiesische Geschäftsleute, Funktionäre verschiedener Behörden und Politiker ein neues Schienen- und Hafenprojekt voran, obwohl es gravierende Auswirkungen auf die Umwelt und die Menschen hätte. Die Behörden und Politiker in Brasilien winken vieles einfach durch und stellen die Bevölkerung vor vollendete Tatsachen.

Nun hat Justiça nos Trilhos begonnen, die Bevölkerung im Gebiet des geplanten Hafens im Bezirk Alcântara und entlang der geplanten Eisenbahntrasse zu informieren.

Auch Tochterunternehmen der Deutsche Bahn AG sind dabei

Das Unternehmen GPM plant, auf der kleinen Insel Cajual in der Bucht von São Marcos am Atlantik einen weiteren großen privaten Exporthafen und ein Industriegebiet zu errichten. Die ebenfalls geplante private, 520 Kilometer lange Gütereisenbahnlinie EF-317 soll den Hafen mit dem Landesinneren verbinden. So sollen jährlich Millionen Tonnen Bergbau- und Agrarprodukte wie Eisenerz und Soja für den Export nach China, Europa und die USA abtransportiert werden.

Die Auswirkungen des Projekts würden weit über das Hafengebiet und die Schienentrasse hinausreichen. Denn es soll den Anbau von Soja und den Abbau von Bodenschätzen im östlichen Amazoansgebiet und den angrenzenden Savannen des Cerrado intensivieren. Neue Soja-Monokulturen, Eukalyptusplantagen und Tagebauminen sollen entstehen, die Millionen Hektar geschützter Regen-, Palmen- und Mangrovenwälder, tropische Strände und artenreiche Meeresgebiete sowie archäologische Stätten mit mehr als 95 Millionen Jahre alten Dinosaurierfossilien bedrohen.

Mit an dem Projekt beteiligt sind zwei Tochterunternehmen der Deutsche Bahn AG. Die DB E.C.O. Group hat bereits Anfang Februar 2023 eine Vereinbarung mit GPM über die gemeinsame Projektentwicklung und den späteren Betrieb der Gütereisenbahnstrecke unterzeichnet, bei der die DB Engineering & Consulting die Rolle des sogenannten „Shadow Operator“ übernehmen soll.

Widerstand beginnt sich durch die Aufklärungsarbeit zu formieren

Ich bin gekommen, um darüber zu berichten, was wir erlebt haben, damit die Menschen in Alcântara nicht das erleiden, was wir schon heute erleiden", bekräftigt eine andere Teilnehmerin des Workshops aus der Gemeinde Piquiá de Baixo. So entsteht langsam Widerstand gegen das Projekt im Amazonasgebiet.

Die Frau bezieht sich dabei auf die Auswirkungen der bereits bestehenden Eisenerzbahn des brasilianischen Bergbaukonzerns Vale SA. Die Bahnlinie beeinträchtigt massiv die Gesundheit und Bewegungsgfreiheit der Bevölkerung, zerschneidet die Natur und die Wasserläufe. Mindestens 47 Personen kamen bei Unfällen auf der Bahnstrecke ums Leben.

Über die 800 Kilometer lange Güterbahn werden jährlich etwa 200 Millionen Tonnen Eisenerz aus der Carajas-Mine im Amazonasregenwald zu einem Exporthafen bei São Luís am Atlantik transportiert. Deutschland bezieht einen großen Teil der Stahlimporte aus Brasilien. 

Zustande gekommen ist die Zusammenarbeit von Rettet den Regenwald mit Justiça nos Trilhos im Frühjahr 2023, nachdem die deutsche Botschaft in Brasilien die Betreiber von GPM und Vertreter der Deutschen Bahn AG eingeladen hatte, um das Projekt vor Politikern der brasilianischen Regierung, Botschafter:innen der Europäischen Union und Managern internationaler Unternehmen vorzustellen. Für Rettet den Regenwald war sofort klar, welche Bedrohung das Projekt für das östliche Amazonasgebiet darstellt, weshalb der Verein finanzielle Unterstützung und Zusammenarbeit mit Justiça nos Trilhos vereinbart hat.

In Brasilien hat Justiça nos Trilhos ein Bündnis mit verschiedenen lokalen Organisationen und Vereinigungen zusammengebracht, um gemeinsam gegen GPM vorzugehen. Und auch in Deutschland arbeitet Rettet den Regenwald mit einer Gruppe von deutschen Organisationen zusammen, um von der anderen Seite des Atlantiks aus die Menschen in Brasilien zu unterstützen.

Über unsere Partnerorganisation Justiça nos Trilhos

Die Menschenrechtsorganisation Justiça nos Trilhos (JnT) unterstützt seit 2007 Menschen und Gemeinden, die von Bergbauprojekten und damit zusammenhängenden Infrastrukturen wie Gütereisenbahnen, Landstraßen und Häfen betroffen sind. Die Organisation hat ein Büro in der Hauptstadt von Maranhão, São Luís, und ein weiteres in der Stadt Açailandia im Landesinneren. Sie ist aus einer Kampagne entstanden, die sich auf die Unterstützung von Gemeinden konzentrierte, die von der Eisenerzbahn Estrada de Ferro Carajas (EFC) des brasilianischen Bergbaukonzerns Vale SA betroffen sind, und auch in verschiedenen Netzwerken aktiv, die gegen die Bergbauindustrie kämpfen.

Wenn Sie die traditionellen Völker und Gemeinschaften, mit denen Justiça nos Trilhos zusammenarbeitet, unterstützen möchten, gehen Sie auf "Spenden" im Bereich "Schutz des Waldes".


Bestellen Sie jetzt unseren Newsletter

Bleiben Sie mit unserem Newsletter am Ball – für den Schutz des Regenwaldes!