RegenwaldReport 01/1997
Teak – Der verschleierte Raubbau
Wo immer Käufer nach der Herkunft von Teakholz fragen, kommt es aus „kontrollierter Plantagenwirtschaft". Sind die Angaben zuverlässig?
Weltweit wird in zwei Regionen Teakholz in nennenswerten Mengen produziert: Auf der indonesischen Insel Java und in Indochina, dort vor allem in Burma. Während Teak auf Java tatsächlich in Plantagen wächst, werden in Burma die letzten natürlichen Teakwälder abgeholzt.
Deutschland importierte im Jahr 1992 rund 12.000 Kubikmeter Teak als Rund- und Schnittholz. Von diesen Direktimporten kamen 21 Prozent aus Indonesien und 79 Prozent aus Burma. Nach Schätzungen von Fachleuten stammen jedoch rund 90 Prozent des in Deutschland gehandelten Teaks aus Burma. Die Erklärung dieses offensichtlichen Widerspruchs: Teak gelangt in beträchtlichen Mengen auch über Drittländer nach Deutschland, oft bereits zu Möbeln oder anderen Produkten verarbeitet.
Teakmöbel für Inneneinrichtungen, also Schrankwände, Sitzgruppen und Tische, werden traditionell von skandinavischen Möbelfabriken, insbesondere von dänischen Firmen hergestellt. In Deutschland findet man sie in skandinavischen Möbelhäusern. Vorsicht ist geboten: Zwar tischen die Händler gern die Geschichte von den Java-Teakplantagen auf, doch einige Lieferfirmen geben offen zu, Burma-Teak zu verarbeiten.
Teak im Tausch gegen Waffen
Seit der blutigen Unterdrückung der Unruhen von 1988 überzieht das burmesische Regime das Land mit Terror. Verfolgt werden die Oppositionsparteien, deren Führerin Aung San Suu Kyi den Friendsnobelpreis erhalten hat und die Bergvölker. Die Völker der Karen, Mon, Shan und Kayah, im Grenzgebiet zu Thailand und China kämpfen seit Jahrzehnten für ihre Unabhängigkeit. Aus dem Teakexport finanziert das Regime seinen Bürgerkrieg. Hauptabnehmer sind Japan, Thailand und die EU.
Zusätzlich zu den offiziellen Exporten wird Teak in grossen Mengen über die thailändische Grenze geschmuggelt. In Thailand wurden nach einer verheerenden Flutkatastrophe 1988 sämtliche Abholzungen verboten. Seitdem konzentrieren sich thailändische Holzhändler darauf, die Wälder in den Nachbarstaaten auszubeuten. Die burmesischen Guerillas wickeln einen Großteil der illegalen Holzgeschäfte mit den Thais ab. Jahrelang holzten thailändische Konzessionäre jedoch auch im Grenzgebiet ab. Das burmesische Regime erhielt dadurch Devisen, während gleichzeitig das Land der Bergvölker gerodet wurde. Dies erleichterte militärische Operationen gegen die Rebellen. Ende 1993 wurden den thailändischen Händlern allerdings die Konzessionen entzogen, vermutlich weil sie auch Geschäfte mit den Guerillas abschlossen.
Dass im Tausch gegen burmesische Teak-Stämme Waffen aus Deutschland nach Burma geliefert werden, wurde mehrfach nachgewiesen. Im Hamburger Hafen wurde 1988 dokumentiert, wie ein Schiff der burmesischen Staatsreederei Waffenkisten der Gewehrfirma Heckler und Koch an Bord nahm. Rettet den Regenwald entdeckte bei einer Aktion gegen ein Teakholzschiff 1991 Kisten für das Kriegsministerium in Burma im Hamburger Hafen.
Die ökologischen Folgen des Teak-Raubbaus in Burma sind fatal: War das Land 1950 noch zu 76 Prozent bewaldet, sind es heute weniger als 30 Prozent. In den vergangenen Jahren wurden jährlich 400.000 Hektar Wald abgeholzt. Während früher selektive Einschlagsmethoden üblich waren, wird in den letzten Jahren vor allem Kahlschlag betrieben. Vereinzelt wird Teak in Plantagen wieder angepflanzt, doch im verminten Kriegsgebiet ist Wiederaufforstung kaum möglich. Erosion, die Austrocknung von Flüssen und Überschwemmungskatastrophen sind Folgen der Waldvernichtung, denn der kahle Boden kann seine Funktion als Wasserspeicher nicht mehr erfüllen. Der Artenreichtum der burmesischen Wälder, in denen zahlreiche seltene Arten, wie z.B. einige der letzten wilden Elefantenherden, leben, droht für immer verloren zu gehen.
Plantagen – nachhaltige Nutzung?
Teak-Plantagen auf der indonesischen Insel Java wurden bereits Ende des 18. Jahrhunderts angelegt. Die holländischen Kolonialherren übernahmen das Modell der europäischen Forstwirtschaft, das ihnen höchstmögliche Erträge zu sichern versprach. Monokulturen waren zuvor auf Java unbekannt. Die Einheimischen pflanzten traditionell Mischkulturen vieler verschiedener Nutzpflanzen. Java gehört heute zu den waldärmsten Regionen Südostasiens: Nur noch 7 Prozent der Insel sind bewaldet. Grösstenteils handelt es sich nicht um Naturwälder, sondern um Plantagen.
Die Teak-Plantagen sind in der Hand des staatlichen indonesischen Forstkonzerns Pergum Perhutani, der insgesamt 20 Prozent der Landesfläche Javas kontrolliert. Starke Nachfrage führte dazu, dass die für Teakbäume vorgesehenen Wachstumszyklen von 60-80 Jahren nicht mehr eingehalten wurden. Teakbäume werden inzwischen oft schon nach 20-40 Jahren eingeschlagen. Damit ist die Plantagenwirtschaft auf Java selbst im ökonomischen Sinn nicht mehr nachhaltig: Es wird mehr Holz eingeschlagen, als im selben Zeitraum nachwächst.
Abgesehen von der Übernutzung der Teak-Plantagen sprechen ökologische und soziale Gründe gegen diese Art von Monokultur: Plantagen sind keine Wälder. Sie bieten nicht annähernd so vielen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum, und können, verglichen mit Naturwäldern, nur sehr eingeschränkt das lokale Klima und den Wasserund Nährstoffhaushalt regulieren. Teak-Plantagen gelten zudem als stark erosionsgefährdet. Eine schützende Pflanzendecke am Boden ist nicht vorhanden, und da Teakbäume zur Trokkenzeit ihr Laub abwerfen, können Regenfälle ungehindert die Erde fortspülen.
Wegen der hohen internationalen Nachfrage ist Teakholz in den letzten Jahren für die javanische Bevölkerung unerschwinglich geworden. Um den lokalen Bedarf an Bauholz zu decken, wird immer mehr Holz aus den Urwäldern der Insel Borneo nach Java gebracht. Indirekt führt somit der Kauf von Java-Teak wiederum zur Zerstörung von Urwäldern.
Nichtssagende Zertifikate
Teak wird dem besorgten Verbraucher oft als einziges Tropenholz angepriesen, das guten Gewissens gekauft werden darf. Das Gegenteil ist der Fall. Der Teakholzhandel führt nicht nur zur Entwaldung ganzer Landstriche, sondern trägt dazu bei, dass blutige Bürgerkriege in Burma und Kambodscha fortgeführt werden können. Das burmesische Terrorregime ist auf die Einnahmen aus dem Teakgeschäft angewiesen, um sich an der Macht halten zu können.
Die Teakplantagen auf Java werden nicht nachhaltig bewirtschaftet. Der Export von Teak beschleunigt die Vernichtung der verbliebenen indonesischen Urwälder. Auch Teak aus Burma gelangt nach Indonesien. Die von Regierungen ausgestellten Zertifikate haben keine Aussagekraft. Es muss daher auch vom Kauf indonesischer Teakprodukte dringend abgeraten werden.
Der Fall Teak belegt augenfällig, wie leicht Verbraucher durch durch falsche Angaben über die Herkunft von Hölzern getäuscht werden.
Aktionsbündnis Teak