zurück zur Übersicht
RegenwaldReport 01/1997

Sie wollen, dass uns der Dollar süß schmeckt

„Der Holzhandel ist heute die wichtigste Ursache für die weltweite Zerstörung der Wälder", heißt es in einer Studie über den internationalen Holzhandels: „Sie beeilen sich, soviel Holz wie möglich herauszuholen, bevor Naturschutzgesetze in Kraft treten".

Malaysia

Tausende Waldbewohner blockieren seit den achtziger Jahren immer wieder die Strassen der Holzfäller. Sie fordern: Anerkennung ihrer Landrechte und Stopp der Holzkonzerne. Die Gebiete sind von der Polizei hermetisch abgesperrt. Letzte Nachrichten: Nach Informationen des Bruno Manser Fonds hat die malaysische Polizei am 10. März 1997 auf mehrere Vertreter der Penan geschossen. Die Penan der oberen Baram Region wollten mit der Holzfirma verhandeln, damit ihr angestammtes Land nicht zerstört wird. „Sie wollen, dass uns der Dollar süss schmeckt", sagen die Waldbewohner, abgespeist mit Almosen, „aber wir brauchen den Wald zum Überleben

Indonesien

Die Insel Yamdena könnte durch den Holzeinschlag dem Untergang geweiht sein. Einmal haben die Bewohner der Insel die Holzfäller schon gestoppt. 1991 vergab die indonesische Regierung hier zum ersten Mal Holzkonzessionen, obwohl sie die Insel bereits vor zwanzig Jahren zum „Naturreservat" erklärt hatte. Yamdena gehört zu den Tanimbar Inseln und besteht aus Kalkstein. Ohne die schützende Walddecke wäre der Boden der Erosion preisgegeben. Die Inselbewohner organisierten Demonstrationen, schrieben Briefe an die Regierung und baten um internationale Unterstützung. Bei Protesten auf der Insel kam es immer wieder zu Angriffen der Polizei, viele Einheimische wurden verhaftet und misshandelt. Aus dem Ausland wurden Tausende von Protestbriefen geschrieben. Unter internationalem Druck nahm die Regierung 1994 die Abholzlizenz zurück - ein Riesenerfolg für die Bewohner von Yamdena. Nun wurde die Genehmigung neu vergeben - diesmal an eine regierungseigene Firma. Die Einheimischen sind entschlossen, mit internationaler Unterstützung ihre Insel zu retten. Erster Erfolg der Kampagne: Das EU-Parlament verabschiedete eine Resolution', in der die Regierung Suharto aufgefordert wird, die Abholzung Yamdenas zu stoppen.

Brasilien

90 Prozent des Mahagonis wird in den Amazonaswäldern illegal eingeschlagen. Viele Indianer sind bereits von Holzfällern umgebracht worden. „Bis heute haben wir keinen Nutzen vom Holzhandel", sagen Indianervertreter. „Industrie und Politiker verbreiten den Irrglauben, der Wald werde erst durch den Holzeinschlag wertvoll". Inzwischen erwerben auch asiatische Firmen in Brasilien Einschlagsrechte, nachdem sie ihre Wälder in Malaysia und Indonesien bereits rücksichtslos dezimiert haben. Umweltgruppen fordern seit Jahren, Mahagoni in die Liste der bedrohten Baumarten aufzunehmen (siehe Aktion Seite 11). Die Chancen hierfür werden besser, Ecuador und Venezuela haben bereits Unterstützung zugesagt. Die brasilianische Regierung hat vor Kurzem ein zweijähriges Abholzverbot für Mahagonibäume verhängt.

Kamerun

Nachdem Westafrika bereits 90 Prozent seiner Wälder verloren hat, dringen Holzkonzerne immer tiefer ins Innere des Kontinents vor. In Kamerun, das bis zum Jahr 2000 der grösste Holzexporteur Afrikas werden will, ist die Zerstörungsrate in den letzten Jahren um 400 Prozent gestiegen. Ausländische Konzerne schlagen alles, was sich verkaufen lässt. „Sie haben uns versprochen, die Moabi-Bäume stehenzulassen, jetzt sind sie alle gefällt", beschweren sich viele Dörfer. Die Früchte der Moabi-Bäume dienen als Nahrungsmittel, die Nüsse werden zu Öl verarbeitet und die Rinde für medizinische Zwecke genutzt. Die Menschen sind abhängig von den zahlreichen Produkten und Dienstleistungen des Waldes. Es kommt zu Protestaktionen und Sabotageakten gegen Holzfirmen. Im Dorf Atsjek blockierten Dorfbewohner die Holztransporte einer französischen Firma, dabei wurden 24 Menschen verhaftet. In einem Brief der Dorfbewohner an den Präsidenten von Kamerun heisst es: „Wenn nichts geschieht, werden wir weiterhin Ärger machen, ohne Gewehre, ohne Gewalt, auch jahrzehntelang wenn es sein muss".

Kongo

Die traditionellen Jagdgebiete von Pygmäen werden durch den Holzhandel systematisch vernichtet. Auf den Holzfällerstrassen dringen professionelle Jäger in die Wälder und plündern die traditionellen Jagdgebiete der Waldbewohner. Durch den Holzeinschlag werden ausserdem andere lebenswichtige Ressourcen zerstört: Auf den Sapelli-Bäumen lebt eine Raupenart, die den Pygmäen als Eiweissquelle dient. Der Grossteil der eingeschlagenen Bäume besteht aus Sapelli und Sipo. Ob die kostbaren Bäume einmal nachwachsen, ist ungewiss. Eine aktuelle Studie stellt fest, dass traditionelle Landrechte und Wirtschaftssysteme der Waldbewohner durch den Holzhandel „rapide zusammenbrechen".

Salomon Inseln

Um den Bedarf am knapp gewordenen Holz zu decken, plündern malaysische Firmen jetzt die Nachbarstaaten aus. Dabei werden auch schon 'mal Beamten mit grosszügigen Geschenken bestochen. Engagierte Insulaner auf den Salomonen helfen sich jetzt selbst. „Ecoforestry" heisst das Konzept einer schonenden Waldbewirtschaftung im kleinen Stil. Möglich ist das, weil die Wälder den Gemeinden gehören - anders als zum Beispiel in Afrika. Die kleine einheimische Firma „lumi Tugetha" (Wir alle zusammen) zeigt wie es geht: Nur wenige Bäume werden entnommen, auf schwere Maschinen wie Bulldozer wird völlig verzichtet. An Flüssen, Wasserläufen und an Steilhängen wird überhaupt kein Baum gefällt. In kleinen mobilen Sägewerken wird das Holz vor Ort verarbeitet. Auf diese Weise könne zwar nur geringe Mengen produziert werden. Der Gewinn kommt dafür direkt den Menschen zugute. Bald soll lumi Togetha das Zertifikat für „gute Waldwirtschaft" vom internationalen Forest Stewardship Council (FSC) erhalten. Einige ihrer Nachbarn, zum Beispiel das „Lilihana Project" und das „Nekema Family Community Project" sind schon zertifiziert.

„Sind die Konsumenten so in Not, dass sie das Holz der Regenwälder dringend brauchen?"
Jose Luis Gonzales, Venezuela

Papua Neu-Guinea

Den Bewohnern des Dorfes Bau an der Nordostküste Papuas geht es ähnlich. 80 Prozent des Holzhandels in Papua werden bereits von malaysischen Konzernen kontrolliert. Den holzhungrigen Nachbarn setzen Einheimische ihre „Wokabaut Somills", ihre kleinen mobilen Sägewerke entgegen. In Papua gehört der Wald den Dörfern,das ermöglicht es kleinen Gemeinden, ihre Wälder selbst zu bewirtschaften und langfristig zu erhalten. Doch sie haben es nicht leicht gegen die mächtigen Wirtschaftsinteressen der grossen Holzhändler. Ein Zertifikat für ihr Holz zu erhalten, bedeutet für Bau und Dörfer mit ähnlichen Projekten einen erheblichen finanziellen Aufwand. Doch auch sie bemühen sich um das FSC-Zertifikat, wie ihre Kollegen in der Provinz East New Britain. Dort ist das Ecoforestry Projekt der Bainings Community zertifiziert worden. Einige Holzarten und Holzprodukte aus umweltverträglicher und sozial gerechter Waldwirtschaft verkauft die Firma Espen GmbH, Im Rosengarten 1, 61118 Bad Vibel. N. Dudley, J.-P. Jeanrenaud, F. Sullivan, Bad Harvest? The timber trade and the degradation o f the world's forests, WWF/Earthscan, 1995 • lose Luis Gonzales, Präsident der Indianerdachorganisation COICA, Vortrag auf der Fachtagung „Tropenholzzertifizierung auf dem Prüfstand", Berlin 1996 European Parliament, Resolution an the violation of indigenous rights and an the depletion o f the tropical forests an Yamdena Island, Indonesia, 26. Februar 1997 • H. Verhagen, C. Enthoven, Logging and Conflicts in the rain forests of Cameroon, Amsterdam 1993 • Mano Kahl u.a., Seeing the people behind the trees, 1995

Bestellen Sie jetzt unseren Newsletter

Bleiben Sie mit unserem Newsletter am Ball – für den Schutz des Regenwaldes!