RegenwaldReport 01/1997
Minenkonzern angeklagt
Vier Milliarden Liter giftige Zyanidlauge verseuchten die Flüsse in Guyana, tausende Menschen verloren ihre Lebensgrundlage. Jetzt ziehen Betroffene vor Gericht.
(ips) Das hat es in Kanada noch nicht gegeben: Drei Frauen aus Südamerika klagen einen Minenkonzern in seinem Heimatland an.„ Der Firmensitz von Cambior ist in Kanada. Die Entscheidungen, die zu dieser Katastrophe geführt haben, sind hier gefällt worden", sagt ihr Anwalt, Steve Michelin. Die Katastrophe, das war ein Giftunfall im August 1995. Vier Milliarden Liter Zyanidlauge liefen aus der Omai Goldmine in die Flüsse, tote Fische, Kadaver vergifteter Urwaldtiere, Wasservögel und Vieh trieben auf dem Wasser (Regenwald Report 3/96). Elisabeth David aus Guyana macht die Firma Cambior für körperliche, seelische, ökologische und wirtschaftliche Schäden an ihr und ihrem Volk verantwortlich. Die Einwohner ihrer Region ernähren sich hauptsächlich vom Fischfang. Nun verlangen sie von der Minenfirma, dass sie die angerichteten Schäden behebt und der Bevölkerung 69 Millionen Dollar Schadensersatz zahlt. Cambior-Sprecher Geoffrey King hält die Klage für „völlig unbegründet". Seiner Meinung nach war das verseuchte Wasser „zu keiner Zeit ernsthaft lebensbedrohlich". Eingeweihte glauben, Cambior wird verlangen, die Klage nicht zuzulassen, da sie in Guyana geführt werden müsse. In Guyana selbst laufen bereits 520 Prozesse gegen die Firma. Nach eigenen Angaben hat die Firma bereits über 200 Klagen abwenden können, im Schnitt hätte sie das 400 Dollar pro Klage gekostet. Die Klage in ihrer Heimat Quebec könnte den Minenmulti wesentlich teurer zu stehen kommen. Beispiele für erfolgreiche Klagen gegen Umweltverbrechen im Ausland gibt es schon. Im letzten Jahr erhielt die USRegierung 4,5 Millionen Dollar von drei Kanadiern, die ihren Müll illegal in Michigan abgeladen hatten. Die amerikanische Minengesellschaft Freeport wurde in New Orleans auf sechs Milliarden Dollar verklagt wegen Umweltverbrechen und Menschenrechtsverletzungen in West-Papua. Das Urteil steht allerdings noch aus. Auch gegen Shell in Nigeria wird prozessiert und gegen Texacos Verseuchungen im Regenwald von Ecuador. Immer mehr Betroffene klagen in den Ländern des Nordens gegen die Umweltschäden, die Konzerne im Süden anrichten. So wie Elizabeth David und ihre Mitstreiterinnen aus Guayana. Sie haben in Kanada sogar eine Organisation zur Vertretung ihrer Interessen gegründet. „Die Zeiten in denen multinationale Unternehmen in armen Ländern Rohstoffe plündern, ihren Giftmüll abladen und den Profit abziehen können, sind vorbei", sagt Umweltschützerin Shannon Langdon aus den USA.„ Die Menschen ziehen die Firmen in ihren Heimatländern zur Verantwortung. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Gerichte ihnen Recht geben".