RegenwaldReport 02/1998
FSC: Ökosiegel für Forstwirtschaft
Was ist der FSC, wie funktioniert's? Eine Übersicht.
Forest Stewardship Council (FSC) ist ein Zusammenschluss von inzwischen 257 Mitgliedern. Seine Aufgabe ist es, Standards für „umweltfreundliche, sozial vorteilhafte und wirtschaftlich tragfähige Forstwirtschaft" (Präambel der Statuten) festzulegen und Zertifizierer zu akkreditieren. Er wurde 1993 als Reaktion auf den Tropenholzboykott geschaffen. Zunächst war der FSC als eine Stiftung geplant. Nach Protesten von Umweltorganisationen wurde er als Mitgliederorganisation gegründet. Zertifizierer können kommerzielle oder gemeinnützige Organisationen sein, die vom FSC akkreditiert - das heisst bevollmächtigt - sind, Zertifikate für gute Forstwirtschaft nach den FSC-Prinzipien und -Kriterien zu vergeben. Zur Zeit sind sechs Organisationen akkreditiert, Imo aus der Schweiz, Skal aus den Niederlanden, SGS und Soil Association aus England und Rainforest Alliance und SCS aus USA. Zertifizierung ist eine Begutachtung der Wälder anhand der festgelegten Kriterien. Die Zertifizierung ist freiwillig. Forstunternehmen und Besitzer können sie für ihre Wälder bei einem Zertifizierer in Auftrag geben und müssen diesen für die Arbeit bezahlen. Der Zertifizierer kann Auflagen machen oder das Zertifikat verweigern. FSC-Logo, weltweit als eingetragenes Warenzeichen geschützt, darf nur auf Holz aus zertifizierten Wäldern kleben. Wichtig ist auch, den Handelsweg überprüfbar nachzuweisen. FSC-Mitglieder sind Wirtschaftsunternehmen, z. B. Ikea, Umweltorganisationen z. B. Rainforest Action Network, WWF, FOE und Rettet den Regenwald und soziale Gruppen, zum Beispiel die Gewerkschaft Holz und Kunststoff und die IG Bau. Die Mitglieder sind auf die Sozial-, Umwelt- und Wirtschaftskammer verteilt, die je ein Drittel der Stimmen haben. Die Kammern sind aufgeteilt in nördliche und südliche Mitglieder (arme und reiche Länder). Auch Einzelpersonen können Mitglied werden, wenn sie En gagement für die Zertifizierung nachweisen. Mitgliederversammlung, Aufsichtsrat und Sekretariat. Die höchste Autorität des FSC sind die Mitglieder. Alle drei Jahre wird eine ordentliche Mitgliederversammlung abgehalten, die nächste 1999 am Sitz des FSC in Oaxaca, Mexico. In der Zwischenzeit bestimmen neun gewählte Direktoren die Arbeit des FSC, die sich zwei bis drei Mal im Jahr treffen. Alle drei Kammern können jeweils zwei bis drei Direktoren vorschlagen, die alle drei Jahre neu von den Mitgliedern gewählt werden. Das Sekretariat hat die Beschlüsse der Mitgliederversammlung und der Direktoren auszuführen. Exekutivdirektor ist seit der Gründung Dr. Timothy Synnott. Statuten. Das Grundgesetz des FSC sind die Statuten. Sie legen die Rechte und Pflichten von Mitgliedern, Aufsichtsrat und Sekretariat fest. Prinzipien und Kriterien. Insgesamt zehn legen die Standards für FSC-Zertifikate fest. Dabei wird gefordert, dass Gesetze eingehalten, Besitzansprüche, Rechte der einheimischen Bevölkerung, Rechte der Arbeitnehmer berücksichtigt werden. Die Nutzung des Waldes soll eine breite Palette sozialer und ökologischer Funktionen erfüllen, es muss Managementpläne geben, die Forstwirtschaft muss regelmässig überprüft werden, natürliche Wälder müssen erhalten werden. Auch Holz-Plantagen können zertifiziert werden. Die Nutzung von Urwäldern ist umstritten und soll durch die Neudefinition des Prinzips 9 geregelt werden. Zertifizierungsbericht. Der Zertifizierer schreibt einen umfangreichen Bericht über die Zertifizierung und schickt ihn an den FSC. Der Bericht ist geheim. Eine Zusammenfassung kann bei dem Zertifizierer angefordert werden, enthält aber nur allgemeine Informationen. In Deutschland gibt es FSC-zertifiziertes Holz bisher praktisch nur bei einer kleinen Firma. Demnächst will die Firma Lüghausen grössere Mengen zertifizierter Fichte von dem Forstunternehmen Assi-Domän aus Schweden auf den Markt bringen. Ein umstrittenes Beispiel von zertifiziertem Holz sind die Molen aus brasilianischem Acaricuaraholz bei Warnemünde. Nationate Arbeitsgruppen. Die zehn Prinzipien und Kriterien des FSC für die Forstwirtschaft sollen für die regionalen Bedingungen angepasst werden. Deshalb sollen in den einzelnen Ländern Nationale Arbeitsgruppen entstehen, die Nationale Standards ausarbeiten. Diese müssen vom FSC genehmigt werden. Die Vergleichbarkeit dieser Standards ist ein Problem. Bisher zertifizierte Wälder, insgesamt 10 Millionen Hektar in 25 Ländern. In Schweden wurden die Wälder der Firma Assi-Domän, deren Chef Olof Johansson auch im Aufsichtsrat des FSC sitzt, zertifiziert, insgesamt drei Millionen Hektar. In Polen wurden über 1,5 Millionen Hektar zertifiziert. In den Tropen unter anderem Dorfprojekte auf den Salomonen, ein malaysisch-deutsches Gemeinschaftsprojekt in Sabah, einige Wälder im südlichen Afrika, Precious Woods in Brasilien, ausserdem 52 000 Hektar in Bolivien.