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RegenwaldReport 03/1998

Regenwald-Massaker mit Steuergeld!

Einige der wichtigsten Regenwälder Afrikas sind in Gefahr durch europäische Kredite für Straßenbau in Kamerun. Schon früher haben einige Straßen, die mit Geld der Europäischen Union in Kamerun gebaut wurden, zur Zerstörung von Dorfgemeinschaften, verstärkter Abholzung und unkontrollierbarer Wilderei geführt.

Wir fahren auf der Strasse nach Lomie. Eine so gut ausgebaute Strasse habe ich selbst in der Hauptstadt Yaounde nicht gesehen", sagt Karl Ammann, der Regenwaldaktivist, nach seiner Recherche im Regenwald von Kamerun. 1996 finanzierte die Europäische Union den Ausbau der 52 Kilometer langen Strasse von Abong Mbang nach Lomie. Der Ausbau macht die Strasse ganzjährig befahrbar. Eine Reihe von Brücken wurde errichtet. Das Ziel des Projekts war offiziell die Entwicklung des Kaffee- und Kakao-Anbaus zu fördern. Die Strasse führt jedoch nahe an dem Dja-Reservat vorbei, ein 5200 Quadratkilometer grosses Schutzgebiet, das von der UNO als Welterbe der Menschheit ausgezeichnet ist. Es wird als ein besonders bedeutendes Schutzgebiet in Afrika angesehen mit grossen Herden von Elefanten und vielen Gruppen von Gorillas und Schimpansen. Die Afrikanische Entwicklungsbank war der Ansicht, dass die Strasse zu verstärktem Holzeinschlag, drastischer Abnahme der Wildtiere und grossen Veränderungen für die BakaPygmäen führen würde. Die Weltbank sprach von einer „Holzfällerstrasse". Die Afrikanische Entwicklungsbank hatte deshalb bereits 1992 die Finanzierung der Strasse abgelehnt. Auch die Weltbank verweigerte Kredite wegen der Umweltauswirkungen der Strasse. Trotz allem finanzierte die Eu ropäische Union den Ausbau der Strasse sogar ohne eine einzige Umweltstudie anzufertigen. Die Rainforest Foundation von Sting hat festgestellt, dass niemand die einheimische Bevölkerung ausreichend konsultiert hat. Die Europäische Union ignorierte sogar die Auswirkungen der Strasse auf ein anderes Vorhaben der Europäischen Union, das ECOFAC-Projekt, das das Dja-Reservat schützen soll. Seit dem Ausbau der Strasse sind neun neue Abholzkonzessionen vergeben worden, und die Wilderei im Reservat hat dramatisch zugenommen. Die 17 Millionen Hektar Regenwald in Kamerun enthalten eine grosse Anzahl verschiedener Pflanzen- und Tierarten. Die Wälder sind ausserdem Heimat von 40.000 Baka-Pygmäen und Bantu-Farmern. Obwohl Kamerun nicht so eine schnelle Waldvernichtung erlebt hat wie einige westafrikanische Länder, hat der Druck auf die Wälder gerade in den letzten Jahren stark zugenommen. Fast alle durch Strassen erreichbaren Wälder sind an Holzfirmen verteilt. Die Holzkonzessionen haben sich in den letzten Jahren verdoppelt. Ölpalmplantagen verdrängen den Wald. Der Bau von Strassen ist der entscheidende Faktor bei der Veränderung in den Wäldern. Neue Strassen werden von den Waldbewohnern oft als Lebensadern angesehen, die ihnen den Verkauf von Kaffee und Kakao ermöglichen und die Verbindung nach draussen. Die Strassen haben jedoch auch großflächige Waldzerstörung und damit den Widerstand der lokalen Bevölkerung hervorgerufen. Die Strasse von Mbang nach Lomie ist nur ein Beispiel. Die Europäische Union hat in den letzten Jahren über 2000 Kilometer Strassen zum grossen Teil in empfindlichen Regenwäldern in Kamerun finanziert. Ausser dem Dja-Reservat sind der Korup Nationalpark und das Koupe Reservat durch diese Strassen bedroht. Zur Zeit plant die Europäische Union ein neues Geldgeschenk von 55 Millionen EURO, das sind 110 Millionen DM. Mit diesem Geld sollen weitere Strassen ausgebaut werden. Der Kredit soll 1999 von dem Europäischen Development Fund beschlossen werden. Man fragt sich, warum die EU denn eigentlich so eifrig Geld für solche Projekte verschenkt. Die BBC sandte extra ihren Reporter Robert Harrabin nach Kamerun, um über das Regenwaldmassaker mit EU-Steuergeldern zu berichten. Der Reporter spricht es deutlich aus: „Die Strasse hilft den Profiten der Holzfirmen. Sie schlagen die Jahrhunderte alten Bäume, ohne sie nachzupflanzen, und verändern so den Wald grundlegend."

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