RegenwaldReport 03/2006
Trügerisches Grün
Sattes Grün steht für gesunde Natur. Für die Plantagen zur Palmölgewinnung gilt das nicht. Sie sind Garanten für Waldzerstörung, Landkonflikte, Hunger und Wassermangel. Eine Argumentationshilfe gegen den Biodiesel-Wahnsinn
Früher waren es ein paar bärtige Hippies, die ihre klapprigen VW-Busse mit aufbereitetem Pommesfett antrieben. Inzwischen sind „Bio“-Treibstoffe zum big business geworden, die uns mit dem Versprechen angepriesen werden, sie seien die perfekte Lösung gegen die globale Klimaveränderung. Nach dieser Logik brennen jedes Jahr die Regenwälder auf Borneo für einen guten Zweck. Sie machen Platz für lukrative Palmöl-Plantagen, die den Rohstoff für Biodiesel liefern.
Nach Expertenschätzungen wird sich der Bedarf an Treibstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen in den EU-Ländern von jetzt unter fünf Millionen Tonnen auf knapp 14 Millionen Tonnen pro Jahr beinahe verdreifachen. Allein in Europa müssten bis 2010 rund 40 neue Biodieselanlagen und 60 neue Ethanolanlagen mit einer durchschnittlichen Produktionsleistung von jeweils 100.000 Tonnen pro Jahr fertiggestellt sein.
Am meisten Bioenergie wird momentan in Ländern verbraucht, die die Produktion massiv subventionieren, wie etwa China, Brasilien und Schweden. Verwendet als Rohstoffe werden bisher vor allem „Abfälle“ aus der Forst- und Landwirtschaft, Zuckerrohr, Weizen und Raps. Mittlerweile geht der Trend immer mehr in Richtung Palm- und Sojaöl.
Was bedeutet der Biodiesel-Boom für Umwelt, Natur und Gesundheit?
Zwar vermindern sich durch Biodiesel die CO2-Emissionen, auf der anderen Seite stehen aber diverse Umweltbelastungen. Anbau, Ernte, Verarbeitung und Transport verbrauchen bereits einen erheblichen Anteil der aus Biodiesel gewinnbaren Energie. „Flächen, auf denen Ethanol oder Biodiesel erzeugt werden, liefern nur einen sehr geringen Nettoenergieertrag“, so Professor Konrad Scheffer, Agrarwissenschaftler von der Universität Kassel. „Die Energie, die für die Erzeugung dieser Rohstoffe benötigt wird, ist fast ebenso groß wie die im gewonnenen Treibstoff aus den angebauten Energiepflanzen. Wir brauchen aber kein Nullsummenspiel, sondern vernünftige Erträge.“
In Deutschland steht derzeit noch ein großflächiger Rapsanbau zur Produktion von Biodiesel im Vordergrund, doch der vermeintliche Umweltsprit wird selbst zum Umweltproblem. Wissenschaftler der Universität Göttingen haben herausgefunden, dass beim Rapsanbau pro Hektar und Jahr bis zu 3,6 Kilogramm Lachgas (Distickstoffoxid) frei gesetzt werden. Das ist als Treibhausgas rund 300 mal so wirksam ist wie Kohlendioxid. Auch die gesundheitsschädlichen Aldehyd- und Stickoxidemissionen liegen bei Biodiesel höher als bei konventionellem. Zudem belasten Düngemittel und Agrargifte gegen Schädlinge Boden und Gewässer.
In den Werbebotschaften der Produzenten werden Biodiesel und Ethanol als umweltfreundliche Alternativen zu herkömmlichem Treibstoff angepriesen. Biodiesel erfülle durch den nahezu geschlossenen CO2-Kreislauf die Ziele der Schadstoffminimierung im Rahmen des Kyoto-Protokolls, ist ein Hauptargument. Die Realität sieht anders aus. Aus Kostengründen und wegen fehlender Flächen sucht die Branche längst in den Tropen nach ölhaltigen Pflanzen. Palmöl-Plantagen sind gleichbedeutend mit Regenwaldvernichtung, Menschenrechtsverletzungen, sozialer Ausbeutung und sogar Folter und Morden – insbesondere in Indonesien. In Brasilien werden jedes Jahr mehr als 20.000 Quadratkilometer Amazonaswald für Sojaplantagen vernichtet. Kleinbauern werden vertrieben, Indigene verlieren ihre natürlichen Lebensräume.
Durch die Waldbrände in Indonesien werden in manchen Jahren mehr als eine Milliarde Tonnen CO2 frei gesetzt, etwa 15 Prozent der weltweit von Menschen verursachten Emissionen mit Kohlendioxid.
Durch die Umwandlung in Palmöl-Plantagen verlor der Inselstaat allein auf Sumatra und Borneo vier bis fünf Millionen Hektar Wald. In Malaysia sind seit 1985 solche Plantagen für 87 Prozent der Waldverluste verantwortlich. „Bio“diesel aus Palmöl ist nichts anderes als Kahlschlag-Diesel. Damit das Weltklima retten zu wollen, ist mehr als zynisch.
Die Schweizer Sarasin Bank kommt in einer aktuellen Studie zu einem ernüchternden Ergebniss: Biotreibstoffe könnten maximal fünf Prozent des Spritverbrauchs in den USA und der EU liefern. Alles, was darüber hinaus gehe, bedrohe die Regenwälder, führe zu sozialen Konflikten in den Anbauländern und stelle eine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion dar.
Konkurrenz zu Nahrungsmitteln
Neue Satellitenbilder zeigen, dass 40 Prozent der festen Erdoberfläche als Acker- und Weideland genutzt werden. Platz für den Anbau von Energiepflanzen ist nicht vorhanden – außer auf Kosten wertvoller Ökosysteme oder auf Kosten der Welternährung. Wenn, wie das auch manche Umweltschützer fordern, so genannte Biokraftstoffe weltweit eingesetzt würden, dann würden die meisten landwirtschaftlichen Nutzflächen der Erde nur noch dazu dienen, Autos zu ernähren und nicht Menschen.
Bereits heute hungern 800 Millionen Menschen. Die Weltgemeinschaft wird sich nicht zunächst daran machen, diese 800 Millionen Menschen zu ernähren und danach erst so genannte Biokraftstoffe produzieren. Der Weltmarkt reagiert auf Geld und auf Profite, nicht auf Bedürfnisse. Menschen, die Autos fahren, haben mehr Geld als Menschen, die hungern.
Etwas Ähnliches passiert jetzt schon. Obwohl 800 Millionen Menschen hungern, wird das globale Wachstum im Getreideanbau genutzt, um Tiere zu füttern: Die Anzahl des Farmtiere hat sich seit 1950 verfünffacht. Der Grund liegt darin, dass diejenigen, die Fleisch und Milchprodukte kaufen, mehr Kaufkraft haben, als diejenigen, die sich nur Getreide leisten können.
Der Konkurrenzkampf zwischen Nahrungsmittelherstellung und Treibstoffgewinnung hat längst begonnen. Der Lebensmittelkonzern Unilever hat bereits gewarnt, die EU-Pläne zum verstärkten Einsatz von Pflanzenölen bei der Treibstoffherstellung würden dramatische Konsequenzen haben. Die Preise für Lebensmittel wie Margarine würden enorm steigen, Verbraucher würden auf weniger gesunde tierische Fette umsteigen.
Nachdem Malaysia und Indonesien im Juni 2006 angekündigt hatten, fast 40 Prozent ihrer Palmöl-Ernte für die Produktion von Biodiesel zu reservieren, stieg der Preis für Palmöl in zwei Monaten um 20 Prozent. Wirtschaftsexperten warnten nach der Entscheidung, Palmöl werde unerschwinglich für Verbraucher in armen Ländern wie Indien, China und Pakistan.
Ein weiteres Problem ist die Wasserknappheit. Ende August 2006 haben in einer Studie zur weltweiten UN-Wasserwoche 700 Experten gewarnt, dass der Anbau von Pflanzen für Biokraftstoffe den globalen Bedarf nach Wasser erheblich erhöhen wird. Schon heute leben 1,5 Milliarden Menschen in Regionen, die unter Wassermangel leiden. Bereits 1995 warnte der damalige Vizepräsident der Weltbank, Ismail Serageldin, dass die Kriege des 21. Jahrhunderts nicht mehr um Öl, sondern um Wasser geführt werden.
Besonders alarmierend ist, dass für die landwirtschaftliche Bewässerung zunehmend Grundwasservorräte angezapft werden, die sich, wenn überhaupt, nur sehr langfristig regenerieren. „Wir verbrauchen das Wasser, das unseren Kindern gehört“, kommentiert Lester Brown vom Worldwatch Institute diese prekäre Entwicklung. Kofi Annan warnte bereits, dass bis zu 135 Millionen Menschen in den nächsten Jahren vor Trockenheit aus ihrer Heimat fliehen könnten – in Gebiete, in denen sie mit den Einheimischen um das dort vorhandene Wasser in Konkurrenz treten werden. Der Anbau von Energiepflanzen wird die Entwicklung dramatisch verschärfen.
Biotreibstoffe und Gentechnik
Längst tummeln sich auf dem Markt der Biotreibstoffe auch die großen Ölkonzerne. BP etwa entwickelt gemeinsam mit dem Chemiegiganten DuPont einen Treibstoff mit dem Namen „Biobutanol“. Dahinter steckt genetisch manipulierter Rohstoff, zum Beispiel Zuckerrohr, als Ausgangsstoff für Biosprit. BP steckt eine halbe Milliarde Dollar in die Erforschung genetisch manipulierter Rohstoffe, die letztlich zu Biodiesel verarbeitet werden sollen. Die Gentechnik-Branche sieht sogar einen ganz neuen Markt, nachdem viele Verbraucher die Produktion von „Frankenstein-Nahrung“ abgelehnt haben. „Frankenstein-Benzin“, so die Kalkulation, lässt sich womöglich leichter verkaufen, weil es nicht durch den Magen geht.
Die „Frankenstein-Branche“ folgt dem Muster der Atomindustrie, die sich angesichts des Klimawandels wieder als Alternative anbietet. Die Produktion von genetisch veränderten Pflanzen als erneuerbare Quelle für Treibstoffe könne die Technologie hoffähig machen und die Hysterie beenden, die oft mit gen-food verbunden gewesen sei, so der Agricultural Biotechnology Council, eine Dachorganisation der wichtigsten Gentechnik-Konzerne.
Das Schweizer Unternehmen Syngenta vermarktet schon genmanipuliertes Korn zur Ethanol-Herstellung, das nicht darauf geprüft wurde, ob es für den menschlichen Verzehr oder als Tierfut-ter geeignet ist. Syngenta hat für sein Produkt gerade – mit britischer Unterstützung – die Zulassung für die EU beantragt, obwohl der Konzern „nicht ausschließen kann“, dass Teile des Korns auch im Getreide landen, die für Mensch und Tier bestimmt sind.
Kahlschlag zertifizieren?
Bisher wird Palmöl vor allem in Nahrungs- und Reinigungsmitteln sowie Kosmetika eingesetzt. Die weltweit explosionsartig steigende Nachfrage nach so genannten Biotreibstoffen führt gerade zu einem zweiten Palmöl-Boom. Seitdem läuft auch in Deutschland eine Diskussion, ob mit Hilfe eines geeigneten Zertifizierungssystems der industrielle Einsatz von Palmöl aus sozial gerechter und ökologisch nachhaltiger Produktion gelingen kann.
Angesichts der Erfahrungen insbesondere in Indonesien ist es absurd, über ein Zertifizierungssystem für eine Branche nachzudenken, die gleichbedeutend ist mit Regenwaldvernichtung, Landvertreibung, Mord, Folter, Kinderarbeit und Vergiftung natürlicher Ressorurcen.
Die Fläche für Palmölplantagen ist in Indonesien seit 1985 bis 2005 um 845 Prozent gestiegen. Die Gründe dafür sind die niedrigen Bodenpreise, Korruption, Vetternwirtschaft und das Ziel der Regierung, zum weltgrößten Produzenten aufzusteigen. Die Lizenzen werden meist zum Nachteil der lokalen Bevölkerung vergeben. Die Plantagen werden häufig mit Hilfe von Paramilitärischen Gruppen gewaltsam realisiert, die sich für die Interessen der Konzerne einsetzen. Seit 1998 hat die indonesische Umwelt- und Menschenrechtsorganisation „Sawit Watch“ über 500 gewaltsame Übergriffe gegen Zivilisten im Zusammenhang mit Palmöl-Plantagen dokumentiert. Opfer waren jeweils Leute, die lokale Rechte verteidigt haben. Im selben Zeitraum wurden als Folge von Landkonflikten Dutzende Menschen ermordet.
Die Palmen wachsen in Monokulturen, eine Folge ist die Verarmung der Böden, was die Nährstoffe betrifft. Der großflächige Einsatz von Kunstdünger und Agrargiften schadet der Umwelt, er verseucht Wasser und Böden. Durch den enormen Wasserverbrauch der Plantagen werden die Trink- und Nutzwasserressourcen der Lokalbevölkerung zerstört. Außerdem sind die Sumpf- und Torfwälder von Borneo wichtige CO2-Senken. Werden sie durch Brandrodung zerstört, wird CO2 frei. Das führt die angeblich neutrale Klimabilanz von Treibstoffen aus Palmöl ad absurdum.
Eine Zertifizierung von Palmöl nach den Kriterien des bereits existierenden „Roundtable“ hat bisher praktisch nichts erreicht. Der Runde Tisch zur nachhaltigen Palmölproduktion wird dominiert von multinationalen Konzernen. Zwar sitzen auch Umweltorganisationen wie Sawit Watch mit am Tisch, aber eher, um durch ihr Engagement das schlimmste zu verhindern. Bis heute lehnen aus den genannten Gründen auf Graswurzelebene vernetzte indonesische Umweltgruppen wie Sawit Watch oder Walhi einen industriellen Einsatz von Palmöl ab.
Statt Palmöl mit einem Zertifizierungs-system ein grünes Mäntelchen umzu-hängen, ist ein EU-weites Gesetz erforderlich, dass die industrielle Energiegewinnung aus tropischen Pflanzen verbietet.
Energie sparen und effizienter nutzen – ein Kinderspiel
Statt fossile Treibstoffe lediglich durch biogene zu ersetzen, gibt es ökologische Alternativen, die technisch machbar sind, den politischen Willen zur Energiewende voraus gesetzt. Die Lösung heißt: Energie einsparen und effizienter nutzen.
Durch den Einsatz optimierter Elektrogeräte und die Nutzung energiesparender Lösungen beim Neubau und bei der Renovierung von Gebäuden und Anlagen könnte Deutschland in den nächsten zehn Jahren seine Treibhausgasemissionen um 160 Millionen Tonnen reduzieren. Mindestens 120 Millionen Tonnen an CO2-Emissionen könnten dabei mit Gewinn vermieden werden – die Einsparungen für Verbraucher und für die Gesamtwirtschaft wären deutlich höher als die Investitionen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie.
Die EU hat beschlossen, in neun Jahren – beginnend 2008 – neun Prozent der Energie einzusparen. Bis 2020 sollen es insgesamt 20 Prozent sein. Laut Ernst Ulrich von Weizsäcker vom Wuppertaler Klimainstitut sind 40 Prozent drin. Es sei ein Kinderspiel, Autos zu bauen, die weniger als zwei Liter pro hundert Kilometer brauchen, und man könne Häuser so bauen, dass sie praktisch keine externe Energie mehr brauchen.
Andere Länder zeigen uns, wie es geht. Dänemark ist führend bei der Kraftwärmekopplung, Schweden bei der Wärmeisolierung von Häusern, japanische Firmen bieten Autos und Kühlschränke mit halbiertem Energieverbrauch an, die Schweiz hat den Taktverkehr von Bahnen und Bussen bis in die Alpendörfer garantiert, China hat seine Energieeffizienz in rund 15 Jahren verdoppelt und Kalifornien stellt die Verkehrsampeln konsequent auf Leuchtdioden um, die zirka zehnmal so stromeffizient sind wie klassische Glühbirnen.
Wären alle deutschen Heizungsanlagen hydraulisch abgeglichen, könnten rund eine Milliarde Kubikmeter Erdgas, gut 600 Millionen Liter Heizöl und dazu einige Tonnen Kohle eingespart werden. Voraussetzung: die Pumpen und Ventile von Heizungsanlagen müssen von Installateuren so eingestellt werden, dass die im Heizkessel erzeugte Wärme optimal genutzt wird. Mit ein paar Handgriffen können pro Anlage gut zehn Prozent Energie gespart werden. Jede Heizung verbraucht zudem so genannten Pumpenstrom. Heizungspumpen sind in vielen Haushalten sogar der gefräßigste Stromverbraucher. Etwa 20 Millionen gibt es in Deutschland, die den Strom aus zwei Großkraftwerken fressen. Eines könnte abgeschaltet werden, weil es inzwischen Pumpen gibt, die weniger als der Hälfte der alten Modelle benötigen. Die Anschaffungskosten sind nach zwei bis drei Jahren wieder eingespart.
Obwohl Deutschland bei der Energieeffizienz schon weltweit in der Spitzengruppe liegt, befindet es sich immer noch in der Energie-Steinzeit. Maschinen, Lampen, Motoren und Heizungen verschlingen im Schnitt zwei Drittel der eingesetzten Energie selbst – nur ein Drittel kommt etwa als Wärme oder Licht beim Verbraucher an.
Nach Angaben des Zentralverbandes Elektrotechnik und Elektronikindustrie wären sieben Kohle- oder Gaskraftwerke überflüssig, wenn nicht nur jeder zwanzigste Motor in den Betrieben, sondern jeder dritte mit einer elektronischen Drehzahlregulierung ausgerüstet wäre. Hätten alle in Supermärkten stehenden Kühl- und Tiefkühlbehälter einen Deckel, könnte ein weiteres Kraftwerk abgeschaltet werden. Wären alle Wohnhäuser besser gedämmt, kämen sie mit zehn Litern Heizöl pro Quadratmeter und Jahr aus – derzeit sind es 20. Und die deutschen Autofahrer könnten ihren Spritverbrauch um 20 Prozent allein durch sparsames Fahren senken und dabei gemeinsam rund neun Milliarden Euro weniger ausgeben.
Deutschland einig Biodieselland
Bei uns läuft das Geschäft mit Energieproduktion aus Palmöl und anderen pflanzlichen Rohstoffen auf Hochtouren. In Schwäbisch Hall wollen die Stadtwerke Ende 2006 eine Fünf-Megawatt-Verstromungsanlage starten, betrieben mit importiertem Palmöl. In Straubing entsteht derzeit die größte Biodiesel-Anlage Süddeutschlands. Für rund 60 Millionen Euro wird dort gebaut. Die Anlage soll eine Produktionskapazität von 200.000 Tonnen Biodiesel pro Jahr erreichen, Produktionsstart ist 2007. In Wiesbaden plant der Industrieparkbetreiber InfraServ die Ansiedlung einer Biodieselproduktion. Verhandelt wird über zwei Anlagen mit einem Volumen von jeweils 100.000 Tonnen. In Marbach am Neckar ist eine Biodieselanlage mit einer Jahresproduktion von 150.000 Tonnen in Planung. Aus Wettbewerbsgründen will der Betreiber nicht auf die Nutzung von Palmöl verzichten. In Emden wollen Investoren ab 2007 jährlich 430.000 Tonnen Palmöl aus Indonesien in einer Raffinerie zu „Bio“diesel verarbeiten, das Land Niedersachsen will die Millioneninvestition indirekt mit Steuergeldern fördern (siehe Regenwald Report 2-2006). Seit Ende 2005 produziert im baden-württembergischen Empfingen ein Biomasse-Kraftwerk Strom, nicht mit Rapsöl – wie ursprünglich geplant – sondern mit Palmöl. Vergleichbare Projekte in der Planung oder bereits in der Realisierungsphase gibt es in dem Bundesland in Mühlacker bei Pforzheim, in Achern und in Böblingen.