RegenwaldReport 04/2008
Holzdiebe gestoppt
In Papua-Neuguinea feiern die Menschen einen großen Sieg gegen den Holzkonzern Rimbunan Hijau. Per Gerichtsentscheid verhindern sie die Rodung eines riesigen unberührten Regenwalds.
Es war eine Entscheidung, die längst überfällig war: Anfang November hat das oberste Gericht Papua-Neuguineas der Klage des „Eco-Forestry Forum“ (EFF) stattgegeben und dem multinationalen Konzern Rimbunan Hijau den Holzeinschlag im Wald von Kamula Doso verboten. Damit ist das Überleben des 800.000 Hektar (gut drei mal so groß wie das Saarland) großen unberührten Regenwalds erst einmal gesichert. „Dies ist ein großer Sieg im Kampf um eine gute Regierungsführung“, sagte Kenn Mondiai, der Vorsitzende des Forums, in dem sich zwölf vor allem lokal tätige Nichtregierungsorganisationen zusammen- geschlossen haben.
Konzern war sich der Unrechtmäßigkeit bewusst
Das Pikante an der Entscheidung: Rimbunan Hijau hatte die Holzeinschlagsgenehmigungen nicht auf rechtmäßigem Wege, sondern durch Bestechung und Korruption erlangt, wie das Unternehmen am Ende des Gerichtsprozesseseingestehen musste. Daher wurde Rimbunan Hijau nun dazu verurteilt, dem Eco-Forestry Forum Schadensersatz zu zahlen. „Unsere Richter haben bewiesen, dass die einfachen Leute in Papua- Neuguinea sich gegen Korruption erheben und gewinnen können“, betont Thomas Paka, der Geschäftsführer des Forums. Mehr als zwei Jahre hat das EFF vor Gericht gegen das Urteil des Nationalen Gerichtshofs gekämpft, das Rimbunan Hijau den Holzeinschlag im Wald von Kamula Doso genehmigte.
90 % des Holzeinschlags auf Papua illegal
Laut des EFF-Vorsitzenden Kenn Mondiai bestätigt das Gerichtsurteil die Anklage des Forums, „dass der weit verbreitete illegale Holzeinschlag in Papua-Neuguinea von der Regierung und der Holzindustrie gefördert wird“. Nach Greenpeace-Schätzungen sind 90 Prozent des Holzschlags in Papua- Neuguinea gesetzwidrig. Dazu kommt, dass die Regierung Papua-Neuguineas bisher nicht in der Lage war, die bestehenden Waldgesetze umzusetzen.
Neu Guinea ist die größte Tropeninsel und beherbergt nach dem Amazonasgebiet und dem Kongobecken in Afrika das weltweit drittgrößte Regenwaldgebiet. Politisch gesehen ist die Insel zweigeteilt. Der Westen gehört zu Indonesien, der Osten und die vorgelagerten Inseln bilden den Staat Papua-Neuguinea. Die Holzkonzerne wie Rimbunan Hijau roden jedoch grenzübergreifend in beiden Teilen der Insel. Dabei haben sie es besonders auf das wertvolle dunkelrote Merbau- Holz (Intsia spp.) abgesehen, von dem allein aus dem indonesischen Papua pro Monat illegal 300.000 Kubikmeter exportiert werden.
An den jährlich etwa zwei Millionen Kubikmetern Tropenholzimporte nach Deutschland hat Merbau einen Anteil von knapp einem Drittel und ist nach Teak das häufigste Tropenholz. Merbau dient vor allem für die Herstellung von Holzfußböden und den Einsatz als schweres Bauholz. Die Firmengruppe Tarkett mit Sitz im französischen Nanterre ist einer der größten Importeure, aber auch die Firmen SYM Parkett aus Eppstein und die Firma Ernst Griesshaber aus Ludwigsburg führen Merbauparkett in ihrem Sortiment.
Das Unternehmen Rimbunan Hijau spielt seit Jahren eine entscheidende Rolle bei der Abholzung der Regenwälder - nicht nur in Südostasien, mittlerweile sogar weltweit. Gegründet wurde Rimbunan Hijau 1976 vom malaysischen Holz-Tycoon und Medien-Mogul Tiong Hiew King. Er gilt mit einem Vermögen von geschätzten 1,1 Milliarden US-Dollar als einer der zehn reichsten Männer Malaysias und wird nach dem Forbes-Magazin als 840. reichster Mann der Welt geführt.
Politische Allianz
In ihrer Heimat ist die Familie Tiong früh eine strategische Allianz mit derpolitischen Elite und den Militärs eingegangen - ein Vorgehen, das Tiong Hiew King bei der Expansion seiner Firmen auch auf andere Länder übertragen hat. Schon vor fünf Jahren wurden schwere Vorwürfe gegen zwei im indonesischen Papua tätige Rimbunan Hijau- Tochterfirmen erhoben: Nach einer Untersuchung der Nichtregierungsorganisationen Telapak und Environmental Investigation Agency (EIA) würden die beiden Firmen in West-Papua mit dem indonesischen Militär zusammenarbeiten, um ihre wirtschaftlichen Interessen rücksichtslos durchzusetzen: Jene lokalen Gemeinschaften, welche sich den Holzschlag-Operationen widersetzten, würden durch indonesische Soldaten eingeschüchtert. Die Folge ist, dass das vor zehn Jahren im Vergleich zu anderen Gebieten Indonesiens noch dicht bewaldete Papua zum bevorzugten Operationsgebiet einer internationalen Holzmafia geworden und mittlerweile weitgehend entwaldet ist.
Rettet den Regenwald rät vom Kauf jeglichen Tropenholzes ab. Der industrielle Holzeinschlag in tropischen Regenwäldern führt unausweichlich zu schweren Schäden am empfindlichen Ökosystems und den dort lebenden Menschen. Auch legaler oder zertifizierter Holzeinschlag bringen hier keine grundlegenden Verbesserungen.