Regenwald Report 02/2011
Regenwaldrodung: Ein Produkt von Lufthansa
Die Lufthansa setzt auf sogenannten Biosprit. Jatropha- und Palmöl sollen in Zukunft die Flugzeuge antreiben – und „klimaneutrales Wachstum“ ermöglichen. Doch für tropische Pflanzenöle werden Regen- und Torfmoorwälder vernichtet und der Lebensraum von Menschen und Tieren Protestkarte
Seit Wochen fliegt der Lufthansa- Manager Joachim Buse rund um die Welt. Seine Reise führt ihn von einem Agrospritproduzenten zum anderen, um „nachhaltig“ produziertes Jatrophaöl zusammenzubekommen. Sein Ziel sind die verheerenden Agrospritplantagen im Tropenwald - im Amazonasgebiet von Brasilien, in Mosambik in Afrika und in Indonesien. Dabei hatte die Konzernführung versprochen, keinen Regenwald abzuholzen. Einlösen lässt sich dieses Versprechen wohl kaum – nicht einmal für das Pilotprojekt mit 800 Tonnen Bio-Kerosin.
Burnfair – gerecht verbrennen – so heißt das Schlagwort für den Start in die „grüne“ Zukunft. Mit Energie vom Acker will die Kranich-Linie ihre Klimabilanz verbessern und den ab 2012 fälligen Kauf von CO2-Zertifikaten klein halten. Schon im Sommer soll ein Airbus A321 im täglichen Linienbetrieb auf der Strecke Hamburg-Frankfurt mit einer 50-prozentigen Agrosprit-Beimischung fliegen.
Doch auch für Jatropha werden die tropischen Waldgebiete vernichtet. Die angeblich so anspruchslose Wunderpflanze hat sich dabei als totaler Flop erwiesen. Nur auf fruchtbaren und bewässerten Böden liefert der Strauch Erträge. Die meisten der angekündigten Jatropha-Projekte sind deshalb gescheitert. Und Palmöl steht als Regenwaldvernichter Nummer eins schon seit vielen Jahren in den Negativschlagzeilen.
Der Treibstoff-Bedarf der Lufthansa ist nach deren Berechnungen gewaltig. Jährlich verbraucht die Fluggesellschaft allein für die Personenbeförderung mehr als 7 Millionen Kubikmeter Kerosin. Jeden Tag ergibt das 1.000 voll beladene Tanklastzüge. 2025 soll die Hälfte davon aus Bio-Jetfuel bestehen. Die dafür benötigte Anbaufläche beziffert Lufthansa im Falle von Jatropha auf 48.000 Quadratkilometer – das entspricht der Landesfläche Niedersachsens.
Die Zahlen und praktischen Erfahrungen veranschaulichen: Die Pläne sind völlig unrealistisch. Und klimafreundlichen Sprit gibt es nicht.
Die finnische Fluglinie Finnair hat bereits Konsequenzen aus dem Dilemma gezogen und ihr ebenfalls geplantes Agrospritprojekt eingestellt. Die Gründe: Hohe Kosten, und auf dem Weltmarkt sei kein wirklich nachhaltig erzeugter Agrosprit verfügbar. Bei der Lufthansa kann man sich zu dieser Erkenntnis noch nicht durchringen. Die Alternative, weniger zu fliegen, ist für eine Fluggesellschaft bisher kein Argument. Diese Entscheidung liegt allein bei uns Bürgern.