Regenwald Report 01/2012
Gemeinsame Erfolge für den Regenwald
Mit Ihrer Hilfe haben wir auch im letzten Jahr viel erreicht
Nahrungsmittel dürfen nicht für unsere Energie verfeuert werden. Dafür setzt sich Rettet den Regenwald seit vielen Jahren ein. Mit Protestschreiben, Demos und Öffentlichkeitsarbeit haben wir die Bundesregierung immer wieder aufgefordert: Stoppt die Vergütung für die Verbrennung von Pflanzenöl in Blockheizkraftwerken (BHKW)! Vor allem Palmöl war beliebt – als billigstes Pflanzenöl auf dem Weltmarkt. Für dessen Anbau werden die Regenwälder abgeholzt und die Menschen vertrieben.
Nun ist endlich Schluss damit: Seit dem 1. Januar 2012 erhalten neue Pflanzenöl-BHKW keine Vergütungen mehr. Auch die meisten der bereits bestehenden Anlagen wurden inzwischen stillgelegt. Dies ist ein großer Erfolg unserer Arbeit.
Auch die EU hat endlich gehandelt: Ab dem kommenden Jahr müssen Pflanzenöle namentlich auf den Verpackungen aufgeführt werden. Damit haben wir Verbraucher die Möglichkeit, schädliche Produkte mit Palm- und Sojaöl aus Regenwaldrodung zu vermeiden und uns für heimische Pflanzenöle zu entscheiden.
Vor allem der Konsum in den Industrieländern führt dazu, dass die Naturschätze der Erde geplündert und zerstört werden. Deshalb konzentriert sich die Arbeit von Rettet den Regenwald auf die Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit in Deutschland und Europa.
Mit Ihrer Hilfe unterstützen wir Umwelt-, Menschenrechts- und Indigenengruppen in rund 20 Ländern der Welt. Im letzten Jahr richteten sich die wichtigsten Kampagnen gegen Agrosprit und Palmöl, Tropenholz, Bergbau mit Schwerpunkt Gold, Erdölförderung und große Staudammprojekte – und damit auch gegen den Verlust der ökologischen Vielfalt auf unserem Planeten.
Viermal im Jahr erscheint der Regenwald Report. Die Zeitschrift wird auch in zahlreichen Bibliotheken, Schulen und an Infoständen verteilt und enthält meist Unterschriftenlisten und Muster für Protestbriefe.
Die Aktionen auf unserer fünfsprachigen Webseite finden immer mehr Unterstützer: Fast eine Million Unterschriften konnten wir für 148 Protestbriefe sammeln, die wir 2011 an Regierungen, Banken und Konzerne verschickt haben.
Im Dezember haben wir eine Gruppe von Ureinwohnern und Regenwaldaktivisten aus Sumatra und Kalimantan/Borneo nach Deutschland eingeladen. Vor dem Unilever-Gebäude in der Hamburger HafenCity protestierten wir gemeinsam gegen die Ignoranz und Scheinheiligkeit des Konzerns. Unilever bezieht große Mengen seines Palmöls von einem der berüchtigsten Palmölkonzerne der Welt: Wilmar International. Trotz deren Gewaltaktionen gegen die indonesische Bevölkerung wirbt Unilever weiter für seine angeblich so umweltfreundlich und sozial hergestellten Produkte. Das Medienecho war groß und Unilever gerät zunehmend in Bedrängnis.
Mit Spenden von 1,2 Millionen Euro haben Sie zu den gemeinsamen Erfolgen im In- und Ausland entscheidend beigetragen. Dafür bedanken wir uns.
Auf den nächsten Seiten berichten wir über die Arbeit unserer Partner in den Regenwaldländern.
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1- Kolumbien
Aus diesem Land erreichten uns 2011 gleich zwei Erfolgsmeldungen.
Keine Ölförderung im Korallenmeer des Karibik-Archipels von San Andrés! Viele Tausend Unterschriften unter einer Petition an Präsident Santos haben dazu beigetragen, dass Umweltschützer in letzter Minute einen großen Naturschatz bewahren konnten: das UNESCO-Biosphärenreservat Seaflower. Zwei Ölfirmen hatten dort bereits Konzessionen zur Ölförderung. Durch die Proteste bleibt das 300.000 Quadratkilometer große Biosphärenreservat mit Tiefsee, Korallenriffen, Atollen, Mangroven- und Regenwäldern intakt.
Mut bewiesen haben die 123 Bauernfamilien aus Las Pavas. Sie waren vom Palmölhersteller Daabon von ihrem Land vertrieben worden und mussten 18 Monate in Zelten am Rand einer Landstraße überleben. Im April letzten Jahres haben sie entschieden: Wir kehren zurück. Und schließlich haben die Bauern auch vor dem kolumbianischen Verfassungsgericht gewonnen: Die gewaltsame Räumung und die Aberkennung der Landrechte war unzulässig.
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2- Indonesien
Die Ausbreitung der Palmölplantagen ist das größte Problem für unsere Partner in Kalimantan auf Borneo, Sumatra und Papua. Deshalb gehörte Indonesien auch 2011 zu den Schwerpunkten unserer Arbeit. Mit Protestaktionen und Spendengeldern haben wir vor allem Save our Borneo (SOB) in Kalimantan und Perkumpulan Hijau auf Sumatra unterstützt. Sie konzentrieren sich darauf, Daten und Informationen zu sammeln und zu verbreiten: über illegale Abholzung, Korruption, Landraub, Gewalt gegen die Bevölkerung – jedes Verbrechen zeigen die Regenwaldkämpfer an.
Das wurde erreicht:
• Ein bahnbrechendes Urteil: Das indonesische Verfassungsgericht erklärte zwei Artikel des Plantagengesetzes für verfassungswidrig. Sie erlaubten es den Konzernen, sich über korrupte Beamte das Land der Regenwaldbewohner anzueignen, sie zu vertreiben und verhaften zu lassen. Nach dem Urteil sind diese Plantagen nun illegal und die Bauern können ihr Land zurückfordern. Einer der fünf Kläger war Rusdi, Bürgermeister auf Sumatra, den wir im Kampf gegen Landraub und Gewalt seit vielen Jahren unterstützen.
• In Zentralkalimantan hat die Polizei Untersuchungen gegen zehn Palmölfirmen eingeleitet. Dazu gehört Wilmar, weltgrößter Palmölkonzern.
• Auf Sumatra konnte unser Partner Feri Irawan die Abholzung im „Elefantenwald“ von Sepintun stoppen (siehe auch Seite 9).
• Feris Organisation setzt die Kartografierung der Dörfer fort – damit die Bevölkerung ihre Landrechte dokumentieren kann. Drei Kartografen wurden bereits ausgebildet.
• Auf Sulawesi kämpfen unsere Partner von Jatam gegen den Bergbau. Wir haben 23.000 Unterschriften gesammelt, die Jatam Präsident Yudhoyono medienwirksam übergeben hat.
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3- Bolivien
Der Protestmarsch der 2.000 Ureinwohner aus dem bolivianischen Regenwald in die Hauptstadt La Paz hat 69 Tage gedauert. Für ihren Mut und die Ausdauer wurden die Menschen schließlich belohnt: Präsident Morales untersagte den Bau einer Straße durch den Nationalpark Isiboro Sécure. Danach lehnte auch das Parlament das zerstörerische Projekt ab. So konnten die Regenwaldbewohner einen der artenreichsten und außergewöhnlichsten Lebensräume ihres Landes retten – vorerst. „Wir müssen wachsam sein“, schreibt uns die Kampagne für den TIPNIS. „Denn der Straßenbau kann jederzeit wieder aufgenommen werden.“ Rettet den Regenwald hat die Ureinwohner unterstützt: mit zwei Protestaktionen auf der Webseite und der Übergabe von 20.000 Unterschriften an den bolivianischen Botschafter in Berlin. Wir werden auch in Zukunft alles dafür tun, damit der Nationalpark für seine Bewohner erhalten bleibt.
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4- Philippinen
Mangroven sind einzigartige Lebensräume – unverzichtbar für Meeresbewohner und ihre Brutplätze, für Vögel, Insekten und für den Küstenschutz. Auch die Menschen nutzen sie als Nahrungsquelle. Doch auf der kleinen Insel Samal Island im Golf von Davao wurden die Mangroven abgeholzt, um Bauholz und Holzkohle zu gewinnen.
Seit ein paar Jahren sorgen Umweltschützer und Freiwillige dafür, dass der Mangrovengürtel von Samal Island wieder aufgeforstet wird. 165.000 Bäume sind bereits gezogen und gepflanzt worden; 600.000 sollen folgen. Rettet den Regenwald unterstützt dieses Projekt. 2011 konnten wir 6.000 Euro überweisen – für 24.000 Setzlinge.
An dem Programm sind auch die lokalen Fischer beteiligt. Sie sammeln Mangrovensamen und bessern damit ihr Einkommen auf. In zwei Baumschulen sorgen „Mangrovenwirte“ für die Aufzucht der Setzlinge. Sind sie 30 Zentimeter hoch, werden sie am Küstensaum ausgepflanzt. Bewohner, Fischer, Schüler und Studenten beteiligen sich an der Aktion, die unsere Partnerorganisation „Mama Earth Incorporation“ überwacht.
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5- Mexiko
Im südlichen Bundesstaat Chiapas gibt es beeindruckende Regenwälder wie die Selva Lacandona, Montes Azules Reserve und den Wald der Chimalapas.
Doch je reicher eine Region an Naturschätzen ist, umso begieriger wollen Konzerne sie ausbeuten. Dagegen kämpfen seit Jahren unsere Partner von Maderas del Pueblo del Sureste. In Erdöl-, Bergbau-, Holz- und Palmölkonzernen haben sie mächtige Gegner – deshalb ist die Aufklärung der Bevölkerung ihr wichtigstes Ziel. Sie veranstalten Workshops, verbreiten Info-Blätter und Broschüren, informieren über die Beschlüsse der Gemeinden.
Rettet den Regenwald wird Maderas del Pueblo weiter unterstützen, die Ausbreitung der Plantagen für Agrosprit aufzuhalten. Auch der langjährige Landkonflikt zwischen den Holzfirmen und den indigenen Chimalapas soll endlich gelöst werden. „Wir werden nicht zulassen, dass die Ressourcen einige wenige reich machen und die Bevölkerung arm bleibt.“
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6- Der Mekong
Die gute Nachricht kam am 8. Dezember und verbreitete sich schnell: Die Regierungen von Laos, Kambodscha, Thailand und Vietnam geben dem Mekong und seinen Bewohnern gemeinsam eine Chance – sie haben die Entscheidung zum Bau des ersten von elf Staudämmen auf unbestimmte Zeit vertagt.
Menschen, die am und vom Mekong leben, und Umweltorganisationen aus aller Welt waren jahrelang Sturm gelaufen gegen die geplanten Wasserkraftwerke. Sie hätten die artenreichen und einzigartigen Flusslandschaften zerstört; Süßwasserrochen, Riesenwelse und Mekong-Delfine sind jetzt schon bedroht. Auch die Menschen ernähren sich vom Fischreichtum des Mekong.
Rettet den Regenwald hat die Proteste der Einwohner mit zwei Aktionen unterstützt. Insgesamt wurden 50.000 Unterschriften an die Regierungen von Laos und Thailand übergeben. Die Regierungen hatten daraufhin ihre Beratungen fortgesetzt. Wir fordern weiter, dass sie ihre Staudammpläne endgültig beenden.