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Regenwald Report 02/2012

„Wir brauchen Kakao und Gemüse – keine Ölpalmen!“

Unverantwortliche deutsche Entwicklungspolitik: In Nicaragua werden mit Steuergeldern zwei gegensätzliche Projekte gefördert – das gefährdet Bauern und Umwelt

Im Reservat Indio Maíz leben 600 Vogel- und 200 Säugetierarten Im Reservat Indio Maíz leben 600 Vogel- und 200 Säugetierarten

Bauer Ruben läuft über seine kleine Plantage in El Castillo und prüft sorgsam den Reifegrad der Ackerfrüchte. Auf ein paar Hektar Land kultiviert er Bananen, Bohnen, Zitrusfrüchte und andere Sorten. „Wir betreiben hier ökologischen Landbau. Wir verbinden traditionelles Wissen mit modernen, naturnahen Anbaumethoden.“ Die kleinbäuerliche Landwirtschaft ist in der Region Rio San Juan, im Südosten Nicaraguas, ein Erfolgsprojekt. Seit 2002 arbeiten die Bauern mit der einheimischen Organisation ADDAC zusammen und bilden sich fort. Sie bauen Obst und Gemüse zur Selbstversorgung und für den Verkauf an. Das erfolgreichste Produkt der drei Bauernkooperativen von El Castillo aber ist Bio-Kakao. Sie verkaufen ihn in die ganze Welt. Die Weiterbildung der Bauern förderte die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Mit dem Projekt sollte den Bewohnern von El Castillo ein nachhaltiges Einkommen gesichert und verhindert werden, dass sie im nahe gelegenen Biosphärenreservat „Indio Maíz“ holzen und wildern, um überleben zu können. Das Konzept ging auf. Seit die Kooperativen erfolgreiche Öko-Landwirtschaft betreiben, erholen sich die Randgebiete des geschützten Urwaldes. Doch nun droht neue Gefahr für die Kakaobauern und das artenreiche Naturschutzgebiet.

Palmöl bedroht unsere Umwelt 

In unmittelbarer Nähe baute die Firma Palmares de El Castillo SA (PALCASA) eine 4.000 Hektar große Palmöl-Plantage. „Kurios ist, dass die Ausweitung der Plantage auch von der deutschen Entwicklungshilfe finanziert wird“, wundert sich Saúl Obregón von der Organisation Fundación del Río. „Dabei bedroht das Projekt unsere Umwelt und die jahrelange Arbeit der Bauern.“

199 Kilometer fließt der Rio San Juan vom Nicaragua-See bis in die Karibik durch den Regenwald (oben). Von den Früchten ihrer Arbeit können die Bauern gut leben199 Kilometer fließt der Rio San
Juan vom Nicaragua-See bis in die
Karibik durch den Regenwald.
Unten: Von den Früchten ihrer Ar-
beit können die Bauern gut leben

Mit Krediten von 5,4 Millionen Euro will das Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ) den Ausbau der Palmöl-Plantage fördern – vor allem zur Herstellung von Agrodiesel. Nicaraguanische Umweltgruppen dokumentieren die negativen Folgen der Monokultur:  Besonders Wasser und Böden sind durch den Einsatz von Chemikalien bedroht. Das stellte bereits 2010 ein Gutachten einer deutschen Beratungsfirma fest. Dort sind weitere Vorwürfe aufgelistet, wie etwa illegale Abholzung und Unterdrückung der Gewerkschaften. Das BMZ räumt ein, dass es „Verbesserungspotenzial“ bei den Umwelt- und Sozialstandards gebe, hält allerdings am „Anbau der Ölpalme als intelligente Landnutzung“ fest.

Kleinbauern schonen die Natur

Außerdem sei PALCASA mit 300 Angestellten der größte Arbeitgeber der Region, so das BMZ. Die Kleinbauernkollektive stellen mit 800 Mitgliedern jedoch die meisten Arbeitsplätze. Für die Menschen von El Castillo ist die Arbeit auf der Plantage wegen der schlechten Bedingungen nicht attraktiv. „So kommen Arbeitskräfte von außerhalb, die sich auch illegal im Naturschutzgebiet niederlassen und dort Bäume fällen“, berichtet Obregón. 

Der Umweltschützer versteht die Welt nicht mehr. „Die Erfahrung der letzten zehn Jahre zeigt, dass die Kleinbauern eine Landwirtschaft betreiben, die den Menschen und der Natur guttut. Die Ölpalme ist für uns keine Alternative.“

 

SO KÖNNEN SIE HELFEN

Karte Nicaragua
Die organisation von Saúl Obregón braucht Hilfe beim Schutz des  Biosphärenreservats Indio Maíz.  Fundación del Río ist eine gemeinnützige Umweltorganisation in der Region Rio San Juan in Nicaragua. Seit 1990 engagiert sie sich für den Erhalt der Natur und für die Bildung der lokalen Bevölkerung. Bitte spenden Sie für den Erhalt des Schutzgebietes Indio Maíz.



 

Schreiben Sie bitte an das BmZ und Entwicklungsminister Dirk Niebel und fordern Sie ihn auf, die Förderung der PaLcaSa-Plantage einzustellen
Dirk Niebel, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Stresemannstr. 94, 10963 Berlin, dirk.niebel@bundestag.de

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