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Regenwald Report 01/2015

Die Zukunft der Elefanten – Abschied für immer?

Elefanten laufen vor dem Kilimandscharo Die Leitkuh zeigt ihrer ­Familie die besten ­Weide­plätze. Das Wissen wird über Generationen ­weitergegeben (© veer.com / Danielle Mussman)

Die grauen Riesen erstaunen uns mit ihrer Intelligenz, Fürsorge und ihrer unglaublichen ‚Rüsselfertigkeit‘. Sie sind unverzichtbar für Natur und Menschen – aber wir sind bis heute nicht in der Lage, sie vor Elfenbein-Wilderern zu beschützen. Wenn wir jetzt nicht handeln, wird es bald keine Wildelefanten mehr geben

Elefanten sind den Menschen ähnlich – denn sie haben eine Seele wie wir. Daran glauben die Massai, die sich in Kenia und Tansania seit Jahrhunderten den Lebensraum mit diesen Urzeit-Wesen teilen. Seit 60 Millionen Jahren bewohnen Rüsseltiere unseren Planeten – der Afrikanische Elefant ist heute das größte Landlebewesen der Erde und gehört zu den intelligentesten Arten im Tierreich.  Der Rüssel dient ihnen daher nicht nur als ausgereiftes Greifwerkzeug. Vielmehr  geben sie sich damit auch Streicheleinheiten.

Kaum ein Bild prägt Afrikas Savannen so eindrucksvoll wie eine Elefantenherde im Gänsemarsch zu ihrer Futter- und Wasserstelle. Die Dickhäuter wandern täglich rund zwölf Kilometer umher, denn sie müssen unentwegt fressen und trinken: Um die 200 Kilo Gräser, Rinde und Blätter und bis zu 190 Liter Wasser braucht ein erwachsenes Tier am Tag.

In nur einem Jahrhundert haben in Afrika 9 Millionen Elefanten ihr Leben verloren

Und so gestalten diese Giganten ihren Lebensraum und die Vielfalt der Natur nachhaltig und sichtbar. Sie fressen Bäume kahl, höhlen ihre Stämme aus und entwurzeln sie gänzlich. Über ihren Dung, der zahlreiche Insekten ernährt, verbreiten sie gleichzeitig Pflanzensamen und  Mineralstoffe. So forsten sie Urwald und Savanne wieder auf. Aus von ihnen ausgehobenen Wasserlöchern trinken auch andere Tierarten.

Elefanten – Abschied für immer? Dieser junge Elefant ist eines von
22 Opfern, erschossen aus dem Heli-
-kopter im Ostkongo. Die Wilderer
flohen mit Elfenbein im Wert von einer
Million US-Dollar

Anfang des 20. Jahrhunderts bewohnten mehrere Millionen Elefanten die afrikanischen Landschaften, im Jahr 2012 schätzte die Weltnaturschutzorganisation IUCN ihre Zahl auf 423.000 bis 660.000 Tiere. Der Verlust des Lebensraumes durch Abholzung und menschliche Besiedlung ist laut IUCN einer der beiden Hauptgründe für den Rückgang der Elefanten-Population.

Die meisten leben heute in Nationalparks und Wildreservaten, doch auch dieser Schutz reicht nicht aus. Vor allem nicht vor Wilderern – den größten Feinden der Rüsseltiere. Von Äthiopien bis Gabun, von Mali bis Südafrika: In jedem ihrer 37 Heimatländer fallen Elefanten Wilderern zum Opfer. Rund 100 am Tag, 36.500 im Jahr – auf diese erschütternde Zahl kommt der Internationale Tierschutzfonds (IFAW).

Elfenbein ist begehrt wie nie seit dem massenhaften Abschlachten afrikanischer Elefanten in den 1980er Jahren, das 1989 schließlich zum weltweiten Handelsverbot mit Stoßzähnen führte.

Das „Weiße Gold“ befeuert nicht nur die Kriegszüge der Terrormilizen in Somalia, im Sudan oder Kongo – es befriedigt gleichermaßen die Eitelkeit einer wachsenden jungen Mittelschicht in China, der Schnitzereien, Schmuck, Siegel oder Stempel aus Elfenbein als Statussymbol gilt.

Im letzten Jahrzehnt hat sich der Handel mit Elfenbein ­verdreifacht – trotz Verbots

Elefanten – Abschied für immer? 2013 vernichtete der US-Fish-and
Wildlife Service öffentlich 6 Tonnen
konfisziertes Elfenbein. Als Signal
gegen das Abschlachten der Elefanten

Auf chinesischen Märkten wird ein Kilo Elfenbein mit bis zu 3.900 Euro gehandelt – kein Wunder, dass der Schmuggel fest in der Hand organisierter Verbrecherbanden liegt. Die Internationale Polizeibehörde Interpol und die UN-Umweltbehörde UNEP berichten, dass sich der Handel mit Elfenbein innerhalb der letzten zehn Jahre verdreifacht hat: „Jedes Jahr wird afrikanisches Elfenbein im Wert von rund 150 Millionen Euro in Asien verkauft, der Großteil in China“, so die Ermittler. Es kommt zum Beispiel aus Kenia, Uganda, Simbabwe, Mosambik – und vor allem aus Tansania.

Im November 2014 alarmierte die Umweltorganisation Environmental In­vestigation Agency EIA die Welt mit bestürzenden Fakten: Seit 2006 hat Tansania zwei Drittel seiner Elefanten-Population verloren – von damals knapp 143.000 Tieren leben in dem ostafrikanischen Land heute nur noch rund 47.500. Rücksichtslos gewildert wird ausgerechnet in Afrikas größtem Naturreservat: Das Selous-Wildschutzgebiet im südlichen Tansania wurde wegen seiner außergewöhnlichen Naturschätze 1982 zum UNESCO-Welterbe erklärt – und hat seitdem 90 Prozent seiner Elefanten verloren, die meisten durch Wilderei. 2013 waren dort nur noch 13.000 Elefanten am Leben.

Elefanten – Abschied für immer? Karte

Mit DNA-Tests beim Elfenbein kommt Interpol den Schmugglern auf die Spur

Erfolge gegen Schmuggler gibt es immer wieder. 2013 wurden laut Interpol in afrikanischen Häfen insgesamt 41,6 Tonnen Elfenbein beschlagnahmt – jeweils mehr als 500 Kilo, versteckt in Containern zwischen legalen Waren. Das Elfenbein wurde in Tansania gewildert und von dort entweder direkt oder auch über Uganda und Kenia nach Asien verschifft. Durch DNA-Analysen lässt sich der Ursprung des Elfenbeins inzwischen genau ermitteln.

Familie als Erfolgsmodell


Elefanten sind neben Menschenaffen und Delfinen die intelligentesten Säugetiere der Erde.

Sie besitzen, bezogen auf ihren Körperumfang, das größte Gehirn im Tierreich. So wie Menschen empfinden Elefanten Freude und Trauer, Mitgefühl und Wut und alle Gefühle dazwischen. Wissenschaftler fanden durch Spiegel-Tests heraus, dass Elefanten sogar ein Ich-Bewusstsein haben.

Das Erfolgsmodell heißt Familie. Tiere, die in größeren Gemeinschaften zusammenleben, müssen ein komplexes Sozialverhalten beherrschen, so der britische Evolutionspsychologe Robin Dunbar. Denn ständig kommunizieren die Tiere untereinander, weisen Artgenossen auf Futterquellen hin, warnen vor Gefahren, zeigen gemeinsam Stärke gegen Angriffe, beschützen einander und spielen zusammen. Dunbar meint: Je größer die soziale Gruppe einer Spezies, desto größer das Gehirn – und die Intelligenz.

Die Elefantenfamilie ist weiblich – mit Ausnahme der jungen Bullen, die mit rund zehn Jahren die Familie verlassen. Alle sind miteinander verwandt und alle lernen von der ältesten und erfahrensten Kuh, die ihre zehn- bis zwanzigköpfige Sippe durchs Leben leitet.



Allerdings gibt es offensichtlich noch ganz andere Wege, um kostbares Elfenbein von Tansania nach China zu schmuggeln: im Diplomatengepäck. Auch das deckten die Ermittler von EIA auf. Es geschah im März 2013, beim Staatsbesuch von Präsident Xi Jinping. Schon vor der Visite soll sich der Elfenbeinpreis verdoppelt haben, weil Aufkäufer für Kunden in Asien Tausende Kilo erstanden hätten. Diplomaten hätten das Elfenbein dann ungehindert nach China geschmuggelt. Die Regierungen Tansanias und Chinas wiesen diesen Bericht zurück.

Elefanten – Abschied für immer? China ist der größte Importeur von
geschmuggeltem Elfenbein. Die Nach-
frage ist so groß, dass ein Kilo bis
3.000 US-Dollar erzielt.
Foto: Laden in Hongkong

In vielen Ländern gibt es Ansätze zum besseren Schutz der Elefanten. Während einer Konferenz im November 2014, an der 50 Staaten teilgenommen haben, verpflichteten sich Hauptexporteur Tansania und vier weitere afrikanische Länder, das bestehende Verbot des Elfenbein-Handels zumindest bis 2019 beizubehalten. Kenia hat Haftstrafen verschärft und will Schutzgebiete mit Drohnen überwachen. Von Tansania aus ist ein Spezialflugzeug im Einsatz.

Einzelne Staaten sind jedoch mit dem Schutz der Tiere überforder, weil Wilderei ein globales Geschäft ist und durch Korruption und Armut befeuert wird. Daher haben die Elefanten nur eine Chance, wenn die Länder der Welt zusammenarbeiten. Interpol hat bereits eine Strategie erarbeitet, um die afrikanischen Länder in ihrem Engagement gegen den illegalen Elfenbeinhandel zu unterstützen.

Die meisten Chinesen, die Schnitzereien oder Schmuck aus Elfenbein erwerben, ahnen offenbar nichts von dem Leid der Elefanten. Das berichtet der US-Autor Alex Shoumatoff in seinem aufrüttelnden Report in der Zeitschrift Vanity Fair. So würden 80 Prozent keine Elfenbein-Produkte kaufen, wenn sie wüssten, dass Elefanten dafür getötet wurden.


Bitte unterstützen Sie unsere Petition an die chinesische Regierung, illegalen Elfenbeinhandel zu bekämpfen – auch online: www.regenwald.org/aktion/975




Unterschriftenliste

Elefanten – Abschied für immer? U-Liste

Bitte die Liste einsenden an: Rettet den Regenwald e. V., Jupiterweg 15, 22391 Hamburg
Weitere Listen können Sie kopieren oder eine PDF-Vorlage aus dem Internet herunterladen: www.regenwald.org/unterschriften

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