Regenwald Report 02/2015
Ohne Bienen keine Zukunft
Seit Jahren sterben weltweit die Bienenvölker – vor allem durch hochgiftige Insektizide in der Landwirtschaft. Auch Fische, Amphibien, Vögel und Säugetiere sind betroffen. Gemeinsam können wir die Katastrophe noch aufhalten
Unermüdlich fliegen die Bienen von Blüte zu Blüte. Die Arbeiterinnen eines einzigen Bienenstockes besuchen etwa 200.000 Blüten pro Tag. Für uns Menschen und die Natur hat ihr Fleiß unschätzbaren Wert: Sie liefern nicht nur Honig, sondern bestäuben zwei Drittel unserer Nahrungsmittelpflanzen. Erst dann können die Blüten zu Samenkörnern, Schoten, Nüssen und Früchten reifen.
Doch den Bienen geht es schlecht. Immer mehr Bienenvölker und viele weitere bestäubende Insekten gehen zugrunde – in Deutschland, Europa, weltweit. Als Hauptursache für das Bienensterben gelten eingeschleppte Parasiten, die industrialisierte Landwirtschaft und Pestizide.
Weil die Bienen sterben, machen auch die Landwirte Milliarden-Verluste
Besonders gefährlich ist die Substanzgruppe der Neonikotinoide. Die in den 1990e-Jahren eingeführten Spritzmittel mit Wirkstoffen wie Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam sind die meistverkauften Insektizide. Mit den Nervengiften behandelt die Agrarindustrie die Samenkörner von Kulturpflanzen wie Mais, Raps und Weizen gegen Insekten – mit fatalen Folgen.
Seit Jahren beklagen die Imker massive Verluste bei ihren Bienenvölkern. Auch im Obst- und Rapsanbau entstehen schwere Schäden, weil die Blüten nicht mehr bestäubt werden. Das Landwirtschaftsministerium schätzt allein die finanziellen Verluste für dieses Jahr auf drei bis fünf Milliarden Euro. Neonikotinoide gerieten schnell in Verdacht. Doch die Vergiftung der Bienen durch die Spritzmittel nachzuweisen, ist in der Praxis schwierig. Denn die Gifte wirken bereits in winzigen Dosen.
Erst als es 2008 während der Maisaussaat im Rheintal zu einem Bienensterben kam, reagierten die deutschen Behörden und setzten die Zulassung für einige Saatgutbehandlungsmittel kurzfristig aus. Chemische Analysen hatten Spritzmittel wie „Poncho“ (Wirkstoff Clothianidin) von Bayer als Ursache bestätigt; sie wurden zur Beizung der Maiskörner verwendet. Der Wind hatte hochgiftigen Pestizidstaub verweht und in der Umwelt verteilt.
Im Dezember 2013 hat die EU den Einsatz der Pestizide für zwei Jahre eingeschränkt. Neue wissenschaftliche Ergebnisse sollen gesammelt werden, teilte die EU-Kommission in Brüssel mit.
Die Chemiekonzerne wollen weiter Kasse machen. Etwa zwei Milliarden Euro bringen ihnen die Neonikotinoide pro Jahr. Mit PR-Kampagnen und lancierten Studien versuchen sie die Öffentlichkeit zu täuschen. Bayer, BASF und Syngenta haben Klagen gegen die EU angestrengt. Bayer brachte sogar die Naturschutzorganisation BUND vor Gericht, weil diese zwei Produkte als bienengefährdend kritisiert hatte. Damit ist der Konzern jetzt zumindest gescheitert und hat den Prozess verloren.
Experten des EU-Wissenschaftsnetzwerks EASAC bestätigen inzwischen, dass Neonikotinoide nicht nur Honigbienen und andere Insekten schädigen, sondern auch Fische, Amphibien, Vögel und Säugetiere. Sie haben dazu 150 Studien ausgewertet. Für ein Rebhuhn bedeuten sechs aufgepickte Samenkörner, die mit 0,9 Milligramm Imidacloprid behandelt wurden, den Tod. Bei Haussperlingen reichen dafür bereits eineinhalb Samenkörner aus.
Die Gifte landen im Boden und Wasser – und später auch auf unseren Tellern
Die Neonikotinoide verteilen sich auf allen Pflanzenteilen, so die Wissenschaftler: auf Blättern, Blüten, Wurzeln, sogar im Nektar und Pollen. Der größte Teil – 80 bis 97 Prozent – der ausgebrachten und langlebigen Neonikotinoide reichert sich allerdings im Boden und Wasser an. Und kommt am Ende wohl auch auf unseren Tellern und im Trinkwasser an.
Dringendes Handeln ist erforderlich. Doch das Bundeslandwirtschaftsministerium will weiter die Ergebnisse der von den Chemieriesen angestrengten Verfahren vor dem EU-Gerichtshof abwarten, erklärte uns Ministerialdirektor Neumann bei der Übergabe von mehr als 170.000 Unterschriften gegen die Nervengifte in Berlin. Auch auf der BASF-Aktionärsversammlung Ende April hat Rettet den Regenwald die Petition übergeben und das Ende der Gifte gefordert.
Wir machen uns für die Bienen stark – machen Sie mit:
Der Chemiekonzern Bayer vergiftet die Bienen. Rettet den Regenwald und andere Organisationen protestieren dagegen anlässlich der Hauptversammlung des Konzerns am 27. Mai in Köln.Außerdem sammeln wir weitere Unterschriften – wir werden auf die verantwortlichen Unternehmen und Politiker so lange Druck machen, bis sie die tödlichen Nervengifte endgültig vom Markt nehmen.
Bitte beteiligen Sie sich auch an unserer Petition unter www.regenwald.org/rr/p953