Regenwald Report 01/2017 · Problemstoff Aluminium
Regenwald nicht für Alu-Kapseln verwüsten!
Immer mehr Kaffeetrinker schwören auf Kapseln; Nespresso und Co. machen satte Gewinne – eine Katastrophe für die Umwelt. Der Konsum produziert Müll und ist eine Verschwendung von Aluminium. Um das Erz Bauxit zu gewinnen und zu verhütten, wird in Lateinamerika, Asien und Westafrika wertvolle Natur zerstört
Kaufen Sie Ihren Kaffee im Laden – oder erwerben Sie das Pulver in einer eleganten „Nespresso- Boutique“? Dort lächelt George Clooney vom Plakat und bewirbt ein Produkt, das unnötig und teuer ist: Kaffee in der Kapsel. Mit Erfolg. Kapseln seien „für viele Verbraucher mit einem Lifestyle- und Luxusgefühl“ verbunden, frohlockt der Deutsche Kaffeeverband.
Neben Nespresso bieten rund 20 Firmen Kapselkaffee an, sogar Bio-Kaffee. Zwar versprechen Hersteller, die Verpackungen würden recycelt. Doch Kunden werfen sie häufig gedankenlos in den Müll.
Die Kaffeekapseln sind freilich nur ein Mosaiksteinchen im Gesamtbild, das zeigt, wie vernarrt die Industriegesellschaft in Aluminium ist. Das Metall ist ein begehrter Rohstoff in der Verpackungsindustrie; zu denken ist an Konservendosen und Joghurtdeckel. Flugzeug- und Automobilhersteller schwören auf den leichten Werkstoff, viele Häuslebauer greifen zum Alufenster, Radfahrer zum Alubike, Schwitzende zum Aludeo. Kein Wunder, dass sich die Produktion zwischen den Jahren 2005 und 2015 auf 58.300 Tonnen nahezu verdoppelt hat.
Aluminium-Fakten
Zu den zwölf wichtigsten Abbauländern des Aluminiumerzes Bauxit gehören Guinea in Westafrika und Brasilien, Venezuela, Surinam, Guyana und Jamaika in Lateinamerika.
Kaffeekapseln boomen: 2015 wurden in Deutschland 20.600 Tonnen Kapseln verkauft, neun Jahre zuvor waren es lediglich 1.400 Tonnen. Für 6 bis 7 Gramm Kaffee werden bis zu
3 Gramm Verpackung gebraucht.
Es gibt umweltfreundlichere Methoden, Kaffee zu kochen. Ob Filterkanne, French Press, Espressomaschine oder Vollautomat die
beste Variante ist, hängt von den Trinkgewohnheiten ab.
Der Alu-Boom richtet insbesondere in Ländern wie Australien, Indien, Brasilien und Guinea immense Schäden an. Dort wird das Erz Bauxit im Tagebau gewonnen – und großflächig Natur zerstört.
Dieses Schicksal droht jetzt dem einzigartigen Regenwald von Tano Offin in Ghana. Bisher leben dort weitgehend unberührt von Menschenhand mehr Tier- und Pflanzenarten als anderswo in Afrika. Die mehr als 41.000 Hektar gehören zu den „Gebieten der Biodiversität von globaler Bedeutung“. Trotzdem hat die Firma Exton Cubic Group jüngst eine Bergbau-Lizenz für Bauxit erhalten. Umweltschützer haben aufgedeckt, dass bereits Straßen zum Waldschutzgebiet instandgesetzt wurden, selbst Rodungen sollen begonnen haben. Die Bergbaufirma schafft offenbar Fakten.
Kaum ein Industriezweig ist energieintensiver und umweltschädlicher als das Alu-Business. In Amazonien werden auch deshalb mächtige Wasserkraftwerke gebaut, um Aluhütten mit Strom zu versorgen. Flüsse werden umgeleitet und aufgestaut, Regenwälder in Stauseen ertränkt.
In Brasilien wehren sich die indigenen Mundurukú gegen ein Netz von Staudämmen, die die Regierung errichten will – zum Wohle der Industrie, allerdings ohne Rücksicht auf Natur und Indigene. Am Fluss Tapajós haben sie es geschafft, ihren Wald trotzdem zu retten und den Bau eines Staudamms nahe der Stadt São Luiz zu verhindern. Jahrelang hatten sie dafür gekämpft, dass ihre Landrechte anerkannt werden. Schließlich verweigerte die Umweltbehörde dem Projekt die Genehmigung. Doch jetzt wurden am Fluss Teles Pires Stromschnellen von Sete Quedas, die den Mundurukú heilig sind, gesprengt, weil sie einem Wasserkraftprojekt im Weg waren.
Woher Nespresso und Co. das Aluminium für ihre Kapseln beziehen und wie viel sie davon recyceln, ist letztlich belanglos: Würde das Metall nicht für Kapseln verschwendet, könnte es in Bauxit gebunden im Boden bleiben - auf dem üppig grüner Regenwald sprießt.
Bitte unterschreiben Sie unsere Petitionen zum Schutz des Waldes von Tano Offin und gegen Kaffeekapseln von Nespresso: https://www.regenwald.org/petitionen
Die Dokumentation „Die Akte Aluminium“ begibt sich auf eine Reise durch die Schattenwelt des Aluminiums. Sie zeigt, wie für das Metall Regenwälder gerodet und Flüsse vergiftet werden. Die DVD können Sie im Shop S. 15 bestellen, das Buch dazu bei regenwald.