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Regenwald Report 02/2021 · UN-Studie Regenwaldschützer

Wie ein Robin Hood der Regenwälder

Indigene Frau zeigt in den Regenwald Das Wissen und die Traditionen indigener Völker sind beim Schutz der Regenwälder unverzichtbar. (© Beatriz Lora/FAO)

Die Regenwälder sind dort besonders gut geschützt, wo indigene Völker seit vielen Generationen leben und die Verantwortung tragen. Wenn die Rechte der Indigenen gewahrt bleiben, werden Wälder gerettet, Artenvielfalt bleibt erhalten und wir treten der Klimakatastrophe entgegen.

Wer schützt den Wald besser: der Sheriff von Nottingham, der die Ländereien und das Wild des Königs mit Gewalt bewacht, oder Robin Hood mit seinen Getreuen, der im Wald daheim ist und jeden Baum und jeden Bach kennt? Klar, Robin ist der Held im Sherwood Forest. Auch wenn das wahre Leben komplizierter ist, die große Linie ist eindeutig: Nicht die Mächtigen, Reichen und nicht die Großwildjäger sind die besten Hüter der Regenwälder, sondern die Einheimischen, die Waldbewohner und indigenen Völker.

Sie berechnen den Wert der Wälder nicht nach Jagdtrophäen, Festmeter Holz oder Tonnen gespeicherten Kohlenstoffs. Sie kalkulieren nicht, wie viele Ölpalmen man auf einer gerodeten Fläche pflanzen oder wie viele Rinder man dort weiden lassen kann. Wälder sind viel mehr als ein Wirtschaftsgut. Wälder sind Lebensraum und spiritueller Ort. Sie liefern Nahrung, Medizin und kulturelle Identität.

Umweltschützer und Menschenrechtler fordern schon lange, dass indigene Gemeinschaften bei der Bewahrung der Regenwälder höchste Priorität genießen müssen. Unterstützt werden sie jetzt von einer aktuellen UN-Studie. Sie stellt fest, dass es Wäldern schlechter geht und ihre Zerstörung schneller voranschreitet, wenn Regierungen, Firmen oder Privatpersonen für die Verwaltung zuständig sind. Indigene sind mit ihren kulturellen Werten und ihrem traditionellen Wissen die besseren Regenwaldschützer. Ihre Lebens- und Wirtschaftsweise sind umweltfreundlicher. Das ist keine naive oder romantische Vorstellung, sondern wird von der Studie mit Fakten untermauert.

So sind in indigenen Territorien Amazoniens zwischen den Jahren 2000 und 2016 zwar auch Wälder zerstört worden (4,9 Prozent), doch außerhalb ihrer Gebiete war die Quote doppelt so hoch (11,2 Prozent). Ohne den Schutz der Wälder durch die Indigenen würden Rinderfarmer und Holzfäller noch schneller dafür sorgen, dass das lokale Klima kippt – der Regenwald würde unwiederbringlich zur Savanne degradiert.

Matek bei Landvermessung Wie hier in Malaysia kartieren Indigene mit GPS-Geräten ihr angestammtes Land. (© SADIA)

Bedrohung statt Anerkennung

Doch viele indigene Völker kämpfen um ihre Existenz, insbesondere wegen der Covid-Pandemie und der Politik von rechtspopulistischen Präsidenten wie Jair Bolsonaro in Brasilien. Dort ist die Waldvernichtung in indigenen Territorien zwischen 2016 und 2018 um 150 Prozent in die Höhe geschossen. Auch in anderen Ländern nimmt der Druck auf indigene Territorien durch Plantagen, Rinderweiden, Bergbauprojekte und Staudämme zu. 

Gefahren gehen jedoch nicht nur von Politikern und Landräubern aus, sondern auch von positiv gemeinten Projekten. Die Staatengemeinschaft peilt an, bis zum Jahr 2030 weltweit 30 Prozent der Erdoberfläche unter Naturschutz zu stellen. Ziel ist die Wahrung der Biodiversität. Doch als Folge könnten 300 Millionen Menschen, die im Einklang mit der Natur in diesen Gebieten leben, vertrieben und entrechtet werden.

Auch falsche Lösungen zum Klimaschutz – wie Aufforstung im Millionen-Hektar-Maßstab und die Produktion von Biotreibstoffen – missachten die Rechte Indigener. Etwa wenn für den Ausgleich von Treibhausgasen aus dem Flugverkehr ein Waldschutz propagiert wird, der Indigenen die schonende Nutzung ihrer Wälder verbietet. Sie, die selbst nicht fliegen, zahlen den Preis für die Flugreisen der Menschen aus reicheren Ländern.

Mehr als ein Zeichen

Die Rechte Indigener müssen durch nationale Gesetze und darüber hinaus durch internationale Vereinbarungen garantiert werden. Bereits vor 30 Jahren hat die Internationale Arbeitsorganisation daher die Konvention ILO 169 verabschiedet, die eine freie, vorherige und informierte Zustimmung der indigenen Völker bei Großprojekten wie Staudämmen und Rohstoffausbeutung vorsieht. Im April hat die Bundesrepublik das Vertragswerk endlich ratifiziert. Da es hierzulande keine indigenen Völker gibt, ist dies ein Zeichen der Solidarität. Staatliche Exportförderung, Kredite von Banken wie der KfW und Investitionen von Unternehmen müssen die Rechte Indigener achten. Damit es nicht bei diesem Zeichen bleibt, braucht Robin Hood auch weiter eine breite Unterstützung.

Helfen Sie mit

Schutz vor Landraub
Der Umweltschützer Matek Geram verteidigt unermüdlich Malaysias Regenwälder gegen Palmölfirmen und Holzfäller. Dazu kartiert er das Land seines Volkes, den Iban. Besitztitel entscheiden häufig darüber, wie effektiv Indigene den Wald, den bereits ihre Ahnen bewahrt haben, auch in Zukunft schützen können. 

Mit Ihrer Spende können technische Ausrüstung wie GPS-Geräte, Benzin für Fahrten in entlegene Dörfer und Lebensmittel für die „Vereinigung der Iban in Sarawak“ bezahlt werden.

Spenden über unser Formular auf der Heft-Rückseite oder online:
www.regenwald.org/rr038

 

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