Regenwald - Fragen und Antworten

Fliegende Aras vor verwischtem Regenwald © Sepp Friedhuber

Der Regenwald ist der vielfältigste Lebensraum der Erde. Auf höchstens fünf Prozent der Landfläche beheimaten die tropischen Regenwälder die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten. Doch dieses beeindruckende Naturerbe ist in Gefahr. Die Wälder werden abgeholzt, und mit jedem gerodeten Baum verlieren wir ein Stück der Artenvielfalt.

Einblick in die faszinierende Welt der Regenwälder

Definition - Was ist tropischer Regenwald

Als tropischer Regenwald werden alle immergrünen Wälder der Tropen definiert, in denen keine Trockenperiode auftritt. Sie umspannen wie ein Gürtel die Erde entlang des Äquators. In Amazonien, im Kongobecken und in Südostasien wachsen die größten zusammenhängenden Tropenwaldgebiete. Intensives Sonnenlicht, hohe Temperaturen und mindestens zweitausend Liter Regen pro Quadratmeter im Jahr erschaffen dort den größten Artenreichtum der Erde.

Stockwerkbau – Was haben der Regenwald und ein Hochhaus gemeinsam?

Das einheitlich erscheinende dichte Grün des tropischen Regenwaldes ist weit weniger gleichförmig als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Grundsätzlich gibt es hier vier verschiedene Stockwerke. Die Bodenregion und die Wasserwelt, die Busch- und Strauchregion, die Kronenregion und das „Penthouse“ mit den alles überragenden Baumriesen. Sie alle haben ihren eigenen, oft sehr spezialisierten Bewohner. Viele Lebewesen haben Symbiosen gebildet – sie nutzen sich gegenseitig. Kooperation ist im Regenwald überlebenswichtig. Nur wer einen optimal angepassten Lebensstil hat, überlebt hier. 

Wer sind die Bewohner des Waldbodens?

Hier ist es sehr dunkel. Durch das dichte Blätterdach gelangen nur ein bis zwei Prozent des Lichtes tatsächlich bis zum Boden. Viele Pilze, Moose und Farne gedeihen hier. Die Samen der großen Bäume haben nur eine Chance aufzukeimen, wenn ein großer Baum umstürzt und so eine Lichtung in das undurchdringliche Kronendach reißt. Schnell wachsen nun die Sämlinge und Lianen nach. So entsteht schon bald hoch oben eine neue Plattform für viele der Aufsitzerpflanzen (wissenschaftlich „Epiphyten“, z.B. Orchideen) und ein neuer Lebensraum für hunderte Tiere.

Ein gutes Beispiel für die wechselseitigen Abhängigkeiten im Regenwald sind die Rafflesien, die in Südostasien wachsen. Ihre riesigen Blüten von einem Meter Durchmesser und einem Gewicht von bis zu sieben Kilogramm benötigen für ihre Entwicklung bis zu einem Jahr – um danach nur wenige Tage zu blühen. Für die Bestäubung der auf dem Boden wachsenden Blüte ist die Rafflesie auf bestimmte Insekten angewiesen. Sie werden von dem aas-ähnlichen Geruch und der Farbe angelockt. Als Schmarotzer ist sie zudem auf bestimmte Wirtspflanzen angewiesen, Lianen zum Beispiel. Sterben diese, so stirbt auch die Rafflesie.

Gibt es Gärtner im Urwald?

Jedem Regenwaldbesucher, der beim Gang durch den südamerikanischen Dschungel den Blick auf den Boden richtet, fallen sie auf. Wo man hinschaut, sieht man die Prozessionen der Blattschneider-Ameisen, die ausgesägte Blätter, Blütenteile und Fruchtstücke zu ihren Nestern transportieren. Dort nutzen sie ihre Ernte nicht, wie man vermuten würde, direkt als Nahrung. Mit dem Pflanzenmaterial kultivieren die Ameisen Pilze. Sie gedeihen in extra angelegten Höhlen in den Nestern und ernähren die Ameisen und ihre Larven. 

Was macht ein Delfin im Amazonas?

In den Flüssen der Amazonas-Region schwimmen bis zu 3.500 verschiedene Fischarten. Außerdem sind sie das Reich vieler anderer Tierarten – sogar von rosa Flussdelfinen.

Auch zahlreiche Schlangenarten bewegen sich gekonnt durch das Wasser. Die blutrünstigen Piranhas sind dagegen ein Mythos des Regenwaldes. Diese grau-orangefarbenen Fische ernähren sich überwiegend von kleineren Fischen, Weichtieren, Früchten und Samen. Nur in der Trockenzeit werden sie gefährlich, wenn sie sich in Gruppen zusammenschließen, um Nahrung zu erbeuten.

Die kuriosen Basiliske leben zwar nicht im Wasser, können aber über seine Oberfläche rennen, um dort auf breiten Füßen mit Schuppen zwischen den Zehen ihre Beute zu verfolgen oder vor Gefahren zu flüchten. 

Gibt es wirklich fliegende Frösche und Schlangen?

Die Kronenregion ist der Raum im Regenwald, den die meisten Tiere bewohnen. Sie befindet sich zwischen 25 und 45 Metern Höhe über dem Waldboden. Hier leben neben fliegenden Fröschen und Schlangen auch fliegende Geckos und Flugdrachen. Die Frösche haben für ihren Gleitflug durch diese Höhen Häute zwischen ihren Zehen, die sie wie einen Fallschirm aufspannen können. Einige Vertreter dieser Tierart verlassen die Baumkronen ihr ganzes Leben lang nicht. Sie pflanzen sich auch auf den Bäumen fort. Dafür legen sie ihre Eier in die großen wassergefüllten Trichter der Bromelien. Dort wachsen die kleinen Kaulquappen heran und verlassen den Trichter erst dann, wenn sie ausgewachsen sind.

Die Schmuckbaumnattern wohnen in den Wäldern Südostasiens. Sie gleiten im Sturzflug durch die Kronen von Baum zu Baum. Dazu machen sie ihren Körper flach wie ein Segel und halten sich mit wellenförmigen Bewegungen in der Luft.

Besonders beeindruckend ist auch die Vielzahl an Schmetterlingen im Regenwald. Einige bringen es auf eine Spannweite von bis zu 30 Zentimetern und sind damit die größten der Welt.

Sind auch die Wolkenkratzer des Waldes bewohnt?

Auch im obersten Stockwerk des Urwaldes, in 60 Metern Höhe, gibt es vielfaches Leben. Dieser Raum wird durch die höchsten Baumriesen gebildet. Es sind langsam wachsende Arten wie Kapok, Paranuss und Mahagoni. Ihre Kronen ragen wie Inseln aus dem Blättermeer des darunterliegenden Stockwerks. Über die Bewohner dieser schwer zugänglichen Höhen ist wenig bekannt. Flughunde und Affen können auch ohne Zugang zu diesem Lebensraum entdeckt werden. Ebenso wie die in Schwärmen lärmend umherfliegenden Sonnensittiche, die imposanten Aras und Harpyien, die zu den größten Greifvögeln der Erde gehören. Sie erbeuten Faultiere, Aras oder Nasenbären. Doch die hier und in der Kronenregion lebenden Insekten sind bis heute weitgehend unerforscht.

Wie kann man aus den Pflanzen des Regenwaldes Medizin machen?

Seit tausenden von Jahren nutzen die Bewohner des tropischen Regenwaldes seine Pflanzen als Medizin. Die Regenwälder sind die größte Naturapotheke der Welt. So wird der rote Milchsaft des Drachenblutbaumes  als heilendes „Flüssigpflaster“ mit entzündungshemmender Wirkung eingesetzt. Aus dem Chinarindenbaum lässt sich Chinin gewinnen. Dieses Mittel gegen Malaria nutzen die Bewohner der Regenwaldes schon lange zur Behandlung des Fiebers. Die Kalabarbohne aus den Wäldern im Westen Afrikas wird in Arzneien gegen den Grünen Star und gegen Bluthochdruck verwendet. Regenwald-Pflanzen liefern auch sehr viele Wirkstoffe für die Krebstherapie.

Doch nicht nur die Menschen nutzten die Pflanzen-Apotheke. Auch Orang-Utans wissen, welches Kraut gegen Malaria oder Migräne gewachsen ist. In einem Revier von 300 Hektar kennt der Orang-Utan jeden Baum und jede Pflanze und merkt sich genau, wann wo welche Früchte reif sind.  

Welche Folgen hat die Zerstörung des Regenwaldes für Tiere?

Jedes Jahr nimmt die Waldfläche auf der Erde um 13 Millionen Hektar ab, der größte Teil in den Tropen. Zwischen 2001 bis 2010 wurden pro Jahr 10,4 Mio. Hektar Tropenwälder abgeholzt, davon 6,3 Mio. Hektar Primärwälder. Jede Minute fällt eine Waldfläche vom Ausmaß von 40 Fußballfeldern den Motorsägen, Bulldozern und Brandrodungen zum Opfer – für die Holz- und Möbelindustrie ebenso wie für riesige Plantagen aus Ölpalmen, Zuckerrohr und Soja. Auch für Gold- und Kupferminen, Erdölförderung und Staudämme stirbt die grüne Lunge unserer Erde.

Orang-Utans, Tiger und Tukane brauchen den Wald zum Leben. Mit jedem abgeholzten Waldstück sterben wahrscheinlich einige Tier- und Pflanzenarten unwiderruflich aus – jeden Tag sind es geschätzt etwa 150 Arten. Das Resultat nach einem Jahr ist vergleichbar mit der Zerstörung der kompletten Natur Deutschlands. 

Welche Folgen hat die Abholzung des Regenwaldes für die Ureinwohner?

Für 60 Millionen Ureinwohner ist der Regenwald Heimat und spiritueller Ort – und die Quelle für Nahrung, Medizin und Hausbau. Sie leben in Harmonie mit der Natur, ohne sie zu zerstören und sind in höchstem Maß auf den Wald angewiesen. Die Organisation Survival International berichtet von rund 150 indigenen Gruppen, die die Wälder ohne jeden Kontakt zur Außenwelt bewohnen, in freiwilliger Isolation; zum Beispiel die Awá im brasilianischen Amazonasgebiet. Durch die Zerstörung des Waldes, aber auch durch Zuwanderung und eingeschleppte Krankheiten ist ihre Lebensweise und oftmals sogar ihr Überleben bedroht. Insgesamt leben nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO 300 Millionen Menschen in Waldgebieten.  

Aber nicht nur für Völker des Regenwaldes ist der zunehmende Verlust der Waldfläche eine Gefahr. Wir alle verlieren mit ihm die „grüne Lunge“ der Erde. Als wichtigen CO2-Speicher brauchen wir den Regenwald, um das Weltklima zu regulieren. Wenn die Regenwaldgebiete dieser Welt versteppen oder verwüsten, hat das sogar Auswirkungen bis nach Europa. Zudem verliert die Menschheit mit jeder aussterbenden Pflanze oder Tierart einen wunderbaren Schatz. Dieser ist im Gegensatz zu lösbaren Umweltproblemen für immer verloren.

Was tut Rettet den Regenwald um den Wald zu schützen?

Rettet den Regenwald setzt sich seit 1986 für den Erhalt dieses einzigartigen Ökosystems ein. Wir wollen den Wald und seine Bewohner – Menschen, Tiere und Pflanzen – vor den kurzfristigen Interessen verschiedener Industrien zu schützen. Dafür unterstützen wir Basisgruppen direkt vor Ort, die sich für Waldschutz, die Rechte der Indigenen, sozialen Fortschritt und eine umwelt- und sozial verträgliche Entwicklung einsetzen. Mit unseren Protestkampagnen gegen den Raubbau schaffen wir ein Bewusstsein in der Öffentlichkeit und fordern die Verantwortlichen mit der Übergabe der gesammelten Unterschriften direkt zu einer Kurs-Korrektur auf. Mit den Spenden fördern wir den Kauf und Erhalt von Regenwaldflächen sowie – wenn notwendig – juristische Schritte zum Schutz des Waldes. Wir betreiben Informationsarbeit zur Beteiligung Deutschlands an der Regenwaldzerstörung, zeigen Ursachen auf und benennen die Täter. Mit Informationsarbeit für VerbraucherInnen regen wir bewusstes Kaufverhalten an.

Wie kann ich den Regenwald schützen?

  • Sprechen Sie mit Freunden, Bekannten und der Familie über den Regenwald und die Bedrohung. Machen Sie sie auf die Arbeit von Rettet den Regenwald aufmerksam und regen Sie sie zur Unterstützung unserer Protestaktionen an – jeder kann sich beteiligen! 
  • Unterstützen Sie die Arbeit von Rettet den Regenwald mit einem Spendenabo oder gezielten Einzelspenden.
  • Beteiligen Sie sich an unseren Protestaktionen. Wir stellen Ihnen auch gerne Listen zum Ausdrucken zur Verfügung, die Sie am Arbeitsplatz, in der Schule oder in Ihrem Laden auslegen können.
  • Kostenlos erhalten Sie Exemplare des Regenwald-Reports, den Sie auch öffentlich auslegen können.
  • Organisieren Sie Spendensammlungen in der Schule, Uni oder bei der Arbeit. Mit solchen Informationsveranstaltungen werden mehr Menschen auf den wichtigen Schutz des Regenwaldes aufmerksam und Sie unterstützen unsere Arbeit direkt mit einer Spende.
  • Informieren Sie sich auf unseren Themenseiten darüber, wie sich Ihr Konsumverhalten auf den Regenwald auswirkt und ob es Alternativen zu umweltschädlichen Produkten gibt.

Mehr Informationen zum Thema Regenwald finden Sie in unserem Shop:

Aktuelle Petition zum Thema

Ihre Unterschrift hilft, die Regenwälder zu schützen! Unsere Petitionen wenden sich gegen Regenwald zerstörende Projekte und nennen Verantwortliche beim Namen. Gemeinsam sind wir stark!

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