Fragen und Antworten zu Tropenholz

Reinhard Behrend steht vor aufeinander gestapelten Tropenbaumstämmen Reinhard Behrend, Vorsitzender von Rettet den Regenwald e. V., begutachtet gefällte Regenwald-Baumstämme in Afrika.

Der Vielfalt an tropischen Hölzern im Fachhandel, Baumarkt und Möbelgeschäft ist oft genauso groß wie im Wald selbst. Auf vielen Produkten kleben „Nachhaltigkeitssiegel". Besonders häufig finden sich die Label FSC und PEFC. Umweltbewusste Kunden blicken kaum noch durch und fragen sich: Kann ich Tropenholz überhaupt guten Gewissens kaufen? Rettet den Regenwald sagt ganz klar: Nein! Denn die angeblich nachhaltige Gewinnung von Tropenholz ist eine Erfindung der Industrie.

Wir bringen Licht in den Informations-Dschungel rund um Holz aus den tropischen Regenwäldern

Definition Tropenholz

Unter Tropenholz versteht man Hölzer, die aus den tropischen und subtropischen Wäldern in Asien, Afrika sowie Mittel- und Südamerika stammen. Zu den wirtschaftlich bedeutendsten Tropenhölzern zählen Mahagoni, Teak, Bangkirai und Meranti. Für die Gewinnung von Tropenholz wird tropischer Wald massiv gerodet. Ein großer Teil des Holzeinschlags ist illegal.

Warum wird Tropenholz importiert?

Viele der gehandelten Tropenhölzer sind resistent gegen Pilze und Insekten. Außerdem ist das harte, langlebige Material oft preiswerter als qualitativ vergleichbare heimische Arten. Denn im Regenwald werden die Bäume nicht erst wie bei uns üblich angepflanzt, sondern einfach abgeholzt. Zudem importieren wir immer mehr fertige Holzprodukte aus den Tropenländern. Dort sind die Löhne niedrig und die Rechte der Bevölkerung werden missachtet. Das drückt die Preise, geht aber auf Kosten der Regenwald-Menschen und ihrer Natur.

Wie kann ich Tropenholz im Handel erkennen?

Tropenhölzer fallen meist durch ihre exotischen Handelsnamen auf: Akazie, Bangkirai, Balau, Bongossi, Ipé, Mahagoni, Meranti, Palisander, Sapelli-Mahagoni, Sipo-Mahagoni, Teak und Wenge. Auch hinter Bezeichnungen wie Edelholz, Hartholz, Echtholz und Plantagenholz verstecken sich meist tropische Hölzer. Sie stammen aus den Regenwaldgebieten in Asien, Afrika und Lateinamerika.

Wofür wird Tropenholz verwendet?

Für Terrassenböden, Gartenmöbel, Parkett, Türen, Fensterrahmen, Toilettendeckel, Besenstiele, Stilmöbel, Spielzeug oder Papier in jeder Form werden Tropenbäume abgeholzt. Wir begegnen ihnen in unserem Alltag auf Schritt und Tritt.

Was sagen Holzsiegel aus?

Es gibt mehr als 100 verschiedene „Holz- und Waldsiegel". Selbst Fachleute können kaum den Überblick behalten, geschweige denn die Zertifikate überprüfen. Die meisten Siegel sind von der Industrie frei erfunden und reiner Etikettenschwindel. Aber auch die wenigen international gültigen Zertifikate wie FSC und PEFC können keine ökologisch verantwortliche und sozial verträgliche Waldbewirtschaftung gewährleisten. Die Standards wurden zu sehr den Interessen der Industrie angepasst:

Für den FSC sind beispielsweise der industrielle Holzeinschlag in unberührten Urwaldgebieten (Primärwald), der Kahlschlag großer Waldflächen (z.B. in Schweden und Russland), die Anlage von Millionen Hektar Monokulturen mit standortfremden Baumarten wie Akazien, Eukalyptus und Kiefern, das Versprühen von Pestiziden und Herbiziden usw. zulässig. Auch beauftragen und bezahlen die Firmen ihre Zertifizierer selbst. Entsprechend unzureichend ist oft die Einhaltung der Kriterien. Eine wirklich unabhängige Überprüfung ist also kaum möglich, und Betrugsfälle sind an der Tagesordnung (siehe http://www.fsc-watch.org).

Gibt es überhaupt nachhaltigen Holzeinschlag im Regenwald?

Nein. Mit den Schlagwörtern „nachhaltiger" oder „selektiver" Einschlag versucht die Holzindustrie, die Öffentlichkeit zu beruhigen. Denn diese Begriffe täuschen vor, dass nur einzelne Bäume aus einem Regenwaldgebiet geholt werden und die Vegetation rundherum intakt bleibt. Doch die Realität sieht anders aus: Im Regenwald dominieren Bulldozer und Kettensägen ohne Rücksicht auf die Folgen.

Um an das Holz heranzukommen, müssen die Wälder erschlossen werden. Mit Bulldozern werden breite Schneisen für den Bau von Straßen, Brücken und Holzsammelplätzen in den Wald geschlagen, sogar in den letzten unberührten Primärwäldern der Erde oder auf dem Land indigener Völker. Riesige Forstschlepper fahren kreuz und quer durch die Vegetation und ziehen die schweren Stämme heraus. So wird der empfindliche Urwaldboden zerstört und Wurzeln und Rinde der stehengebliebenen Bäume beschädigt. Auf den Straßen der Holzfäller dringen Wilderer, Goldsucher und Siedler in den Wald ein und zerstören ihn weiter.

Gravierende ökologische Veränderungen und der Verlust der Artenvielfalt sind in den hochkomplexen, sensiblen Lebensräumen die Folge.

Kann der Regenwald auch naturnah genutzt werden?

In den Waldgebieten der Erde leben 1,5 Milliarden Menschen. Die traditionellen Waldvölker haben über Jahrtausende bewiesen, dass sie den Wald als Lebensquelle nutzen und ihn trotzdem bewahren. Dabei spielt die Holzernte nur eine untergeordnete Rolle. Für den Bau ihrer Hütten verwenden die Ureinwohner Rattan und Bambus, sie sammeln Honig, Früchte, Kräuter, Medizinpflanzen, Baumharz, Kautschuk und Öle. Sie gehen auf die Jagd und zum Fischfang. Deshalb setzen sie alles daran, ihre Lebensgrundlage zu erhalten und zu schützen.
Die Holzindustrie dagegen ist nur an großen Mengen billigen Rohstoffen und schnellen Profiten interessiert.

Welche Rolle spielt der illegale Tropenholz-Handel?

In den Tropenländern ist illegaler Holzeinschlag Alltag und ein großes Problem. Der wirtschaftliche Schaden geht in die Milliarden, die ökologischen und sozialen Schäden sind wesentlich höher. Nach Angaben der EU-Kommission stammt rund ein Fünftel der EU-Holzimporte aus gesetzwidrigen Quellen. In wichtigen Exportländern ist der Anteil des ohne Genehmigung geschlagenen Holzes besonders hoch, so die Schätzungen: in Kamerun 50%, Brasilien und Indonesien mindestens 70 % und Kambodscha mehr als 90 %.

Längst gehört der illegale Holzeinschlag und -handel zu den global organisierten Verbrechen. Bis zu 75 Milliarden Euro, schätzt die Weltbank, nimmt die Holzmafia weltweit ein – pro Jahr. Mit immer augefeilteren Methoden plündern kriminelle Holzfirmen die Naturresscourcen der Erde – oft mithilfe von korrupten Funktionären und Regierungen. In ihrer Studie „Green Carbon – BlackTrade" decken Interpol und UNO die Tricks und Wege der Umweltverbrecher auf und entwickeln Strategien, um ihnen das Handwerk zu legen.

Mit Handelsabkommen und Gesetzen wollen Bundesrepublik und EU jetzt verhindern, dass illegale Hölzer importiert und bei uns verkauft werden. Im März 2013 ist die EU-Holzhandelsverordnung in Kraft getreten, die Bundesregierung hat dazu das Holzhandels-Sicherungsgesetz verabschiedet. Ob die Gesetze tatsächlich greifen, hängt vor allem vom Willen der Regierungen der Mitgliedsländer ab. Sie müssen die Verordnungen durch wirksame Kontrollen in die Praxis umsetzen. Doch eine flächendeckende Überwachung der Holzimporte ist bisher nicht geplant, man will sich lediglich auf Stichproben beschränken. Und auch die Strafen für die Importeure illegaler Hölzer wurden von der Bundesregierung sogleich wieder aufgeweicht.

So ist es für Verbraucher weiterhin unmöglich herausfinden, aus welcher Quelle das Tropenholz im Laden stammt.

Ist Holz aus Plantagen unbedenklich?

Holzplantagen sind für die Natur wertlos. Denn sie erfüllen nicht die vielfältigen Funktionen der Wälder zum Schutz der Artenvielfalt, der Böden, des Wasserhaushalts und des Klimas und der Heimat für Menschen. Plantagen sind meist riesige industrielle Monokulturen mit exotischen Hölzern wie Akazien, Eukalypten, Kiefern und Teak. Sie belegen großen Landflächen, auf denen vorher Wald oder andere natürliche Ökosysteme wuchsen; und wo die lokale Bevölkerung lebte.

Die Qualität von Plantagenholz ist nicht mit der von Waldbäumen vergleichbar. Die gleichaltrigen und oftmals genetisch identischen (geklonten) Bäume stehen in endlosen Reihen, werden gedüngt und mit Pestiziden behandelt. Tieren und Pflanzen bieten sie praktisch keinen Lebensraum. Sie sind biologisch tot und werden deshalb auch als „grüne Wüsten" bezeichnet. Die Bäume werden mit großen Erntemaschinen gefällt, von Ästen befreit und für den Abtransport gestapelt. Arbeitsplätze entstehen dadurch nur wenige.

Was bedeutet die Rodung von Regenwald für Tiere und Pflanzen?

Der tropische Regenwald ist die Heimat von 40 bis 60 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten der Erde. Insgesamt sind es schätzungsweise 30 Millionen Arten – also ein riesiges genetisches Reservoir. Doch der Verlust ihres Lebensraums bedeutet für die meisten von ihnen, dass sie aussterben.
Über 41.000 Pflanzen- und Tierarten sind laut der Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation IUCN gefährdet, darunter Menschenaffen wie Gorillas und Orang-Utans, Tiger, Nashörner und Waldelefanten. Wissenschaftliche Schätzungen zum Artensterben gehen weit auseinander: Zwischen 50 und 500 Arten pro Tag sollen es sein.

Schütze ich das Klima, wenn ich auf Tropenholz verzichte?

Die Zerstörung der Regenwälder bedroht die gesamte Menschheit, denn Wälder sind unersetzlich für ein stabiles Weltklima. 20 Prozent der weltweiten klimaschädlichen Emissionen gehen auf das Konto der Waldrodung. Die Wälder und Waldböden speichern Billionen Tonnen Kohlenstoff. Viele Tropenländer sind durch die Waldrodungen zu den weltweit größten Klima-Anheizern aufgestiegen – Indonesien liegt an dritter, Brasilien an vierter Stelle. Regenwälder speichern auch gewaltige Wassermengen; werden sie abgeholzt, bricht der Wasserkreislauf zusammen. Regional bedeutet das Trockenheit und Ernteverlust, global wird die gesamte Großwetterlage verändert – mit möglicherweise verheerenden Konsequenzen.

Was kann ich tun, um die Regenwälder zu schützen?

  1. Kaufen Sie Möbel und Holzprodukte aus heimischen Arten und entsprechender Herstellung. Achten Sie auf haltbare Produkte, die nach Jahren des Gebrauchs abgeschliffen, verleimt und neu lackiert oder geölt und damit weiter verwendet werden können. Lassen Sie Gartenmöbel nicht tagelang im Regen stehen. Wenn möglich, lagern Sie sie im Winter trocken ein und decken Sie sie bei Regen ab. Überlegen Sie, ob Sie auf Ihrer Terrasse nicht lieber Natursteine verlegen lassen anstatt Holzbretter.
  2. Reduzieren Sie Verpackungen und Ihren Papierverbrauch auf das Nötigste, benutzen Sie möglichst recycelte Ware (Schreibpapier, Toiletten- und Küchenpapier).
  3. Tipp: Auf unserer neu gestalteten Schülerseite www.abenteuer-regenwald.de haben wir eine kleine „Papierkunde" zusammengestellt. Dort finden Sie auch einen weiterführenden Link zu empfehlenswerten Papier-Siegeln.

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