DB steigt aus Schienen- und Hafenprojekt in Amazonien aus

09.04.2025
Ein Jahr lang haben Rettet den Regenwald und Partnerorganisationen intensiv daran gearbeitet, die Deutsche Bahn (DB) über die fatalen Auswirkungen eines geplanten Schienen- und Hafenprojekts in Brasilien aufzuklären - mit Erfolg: Die DB hat uns nun mitgeteilt, dass sie sich nicht mehr an dem Infrastrukturprojekt GPM im Amazonas-Regenwald beteiligen will.
„Die 2023 unterzeichnete Vereinbarung mit der Firma GPM ist ausgelaufen und wurde nicht verlängert“, teilt uns die Deutsche Bahn auf Anfrage mit. „Wir stehen aktuell nicht aktiv im Austausch mit GPM und planen derzeit auch keine weitere Zusammenarbeit“, so die DB.
Für das Amazonasgebiet in Brasilien und die dort lebenden Menschen ist das eine sehr gute Nachricht. Unsere Partnerorganisationen in Brasilien wie Justiça nos Trilhos sind erleichtert und bedanken sich für die erfolgreiche Zusammenarbeit.
Im April 2024 hatten wir gemeinsam mit einer Aktivistin aus Brasilien Gesprächstermine im Bundeswirtschaftsministerium und mit Mitarbeiterinnen des deutschen Bundestages in Berlin vereinbart, um vor dem Projekt GPM und dessen Auswirkungen zu warnen. Die DB befindet sich zu 100 % im Besitz des deutschen Staates.
Ende Mai 2024 demonstrierten wir zusammen mit deutschen und brasilianischen Partnern vor der DB-Zentrale am Potsdamer Platz in Berlin gegen die damals geplante Beteiligung der Bahn am Projekt GPM. Dabei hatten wir auch eine Beschwerde im Rahmen des deutschen Lieferkettengesetzes eingereicht.
Im August starteten wir die Petition „Brasilien: Deutsche Bahn raus aus Amazonien!“, an der über 64.000 Menschen teilgenommen haben.
Denn nicht nur der von GPM geplante Bau einer privaten 520 km langen Gütereisenbahntrasse im Regenwald und eines Exporthafens in den Mangroven am Atlantik hätten gravierende negative Folgen für die Natur und die dort lebenden Menschen. Absolut katastrophal wären auch die Auswirkungen des mit dem Projekt angestrebten Rohstoff-Booms: die Ausweitung des Anbaus, Abbaus und Abtransports von Rohstoffen wie Soja und Eisenerz für den Weltmarkt.
Weiterer Erfolg: Auch keine EU-Gelder für GPM
Gemeinsam mit unseren brasilianischen Partnern konnten wir auch eine mögliche Finanzierung des Projekts GPM durch die Initiative Global Gateway der Europäischen Kommission verhindern. Global Gateway ist das europäische Gegenstück zu Chinas Neuer Seidenstraße-Initiative. Mit 300 Milliarden Euro will die EU-Kommission weltweit Infrastrukturprojekte finanzieren, um im Wettlauf mit China den Zugriff der europäischen Industrie auf Rohstoffe und Absatzmärkte abzusichern.
Nach zahlreichen Schreiben, die wir an die zuständigen Funktionäre der EU geschickt hatten, konnten wir im November 2024 einen Gesprächstermin mit der Europäischen Kommission in Brüssel über GPM vereinbaren. Dort wurde uns mitgeteilt, dass die EU das Projekt aktuell nicht finanziell unterstützen werde. Die DB hatte für GPM die Kontakte zur EU eingefädelt und an mindestens drei Präsentationen des Projekts in Brüssel teilgenommen.
Zusammenarbeit mit Justiça nos Trilhos in Brasilien geht weiter
Unsere Zusammenarbeit mit der Organisation Justiça nos Trilhos in Brasilien geht weiter. Denn es ist unklar, wie es mit GPM weitergeht. Auf jeden Fall wird es ohne die DB und EU-Gelder für die Betreiber viel schwieriger, das geplante Gütereisenbahn- und Hafenbauprojekt zu realisieren.
Tochterunternehmen der DB wie die DB E.C.O. Group nehmen auch an anderen problematischen Bahnprojekten für den Export von Rohstoffen in Brasilien teil.
Dazu gehören zwei Bahnstrecken des brasilianischen Bergbaukonzerns Vale, die die DB "klimaneutral" machen soll. Über die 900 km lange Estrada de Ferro Carajas (EFC) transportiert Vale jährlich mehr als 100 Millionen Tonnen Eisenerz aus der Carajas-Mine im Amazonas-Regenwald zu einem firmeneigenen Exporthafen bei São Luís am Atlantik.
Und auch bei der weiter südlich gelegenen 700 Kilometer langen Estrada de Ferro Vitoria Minas (EFVM), die von den Bergbau- und Agrargebieten im Inland zu einem Hafen bei Vitória am Atlantik führt, geht es um den Abtransport von Rohstoffen wie Eisenerz, Holz, Zellstoff und Soja.
Zudem ist die DB an einem weiteren Eisenbahn-Vorhaben, dem sogenannten „Corredor Fico – Fiol“, interessiert. Bei diesem sollen bestehende Schienenverbindungen im Landesinneren mit einer neuen knapp 900 Kilometer langen Eisenbahntrasse zu einem geplanten Exporthafen bei Ilheus am Atlantik verbunden werden.
Bergbaukonzerns Vale, die die DB "klimaneutral" machenDB E.C.O. Group, 2021. Klimaneutralität für Eisenerz -Transportrouten in Brasilien: https://db-engineering-consulting.com/de/aktuelles/klimaneutralitaet-fuer-eisenerz-transportrouten-in-brasilien/
„Corredor Fico – Fiol“ DB, 14.2.2023. FICO – FIOL y GPM. Corredores férreos multimodales en Brasil con el know-how de Deutsche Bahn:https://uic.org/events/IMG/pdf/east-west_inrtegration_corridor_in_brazil_-_carsten_puls_db_engineering_and_consulting_230214.pdf