Brasilien: Wir schützen Amazonien vor dem globalen Rohstoffkonsum
Unsere Partnerorganisation Justiça nos Trilhos informiert mit Recherchen, Seminaren und Workshops die Menschen im Regenwald über die Bedrohungen und ihre Rechte. Ein im Südosten Amazoniens geplantes Projekt zum Bau einer privaten Güterbahn und eines Exporthafens für Soja und Eisenerz hätte massive negative Auswirkungen auf Mensch und Natur.
Projektübersicht
ProjektthemaLebensräume
Projektziel Schutz von Mensch und Natur vor geplantem Eisenbahn- und Hafenprojekt für den Export von Rohstoffen
Aktivitäten Studien, Informations- und Lobbyarbeit, Workshops, internationale Netzwerke
„Jetzt sehe ich schwarz auf weiß gedruckt, dass es das Projekt Grão-Pará Maranhão gibt. Obwohl der Hafen- und die Eisenbahntrasse in unserem Gemeindebezirk gebaut werden sollen, hat uns bisher niemand darüber informiert“, erklärt eine Einwohnerin aus Alcântara. „Wir müssen das Vorhaben sehr ernst nehmen und verhindern, dass es zustande kommt. Denn die Auswirkungen auf unsere Gemeinschaft und andere Menschen wären verheerend“, fährt sie fort.
Die Frau ist Teilnehmerin eines Workshops, den unsere Partnerorganisation Justiça nos Trilhos (JnT) (Gerechtigkeit auf den Gleisen) organisiert hat. Die Menschenrechtsorganisation aus dem brasilianischen Bundesstaat Maranhão unterstützt seit 2007 Menschen und Gemeinden, die von Bergbauprojekten, der Sojaindustrie und damit zusammenhängenden Infrastrukturen wie Gütereisenbahnen, Landstraßen und Häfen betroffen sind.
Zustande gekommen ist die Zusammenarbeit von Rettet den Regenwald mit JnT im Frühjahr 2023. Der Anlass: Die deutsche Botschaft in Brasilien hatte Vertreter der Firma Grão-Pará Maranhão (GPM) und der Deutschen Bahn AG eingeladen, um das Projekt GPM Politikern der brasilianischen Regierung, Funktionären der Europäischen Union und Managern internationaler Unternehmen vorzustellen. Über die Bedrohungen des Vorhabens auf die Menschen und Natur im östlichen Amazonasgebiet wurde dabei nicht informiert.
Monate lange Recherche- und Analysearbeit
Mit Spendengeldern von Rettet den Regenwald hat JnT mit seinen Recherchen begonnen: Sie schrieben die Behörden auf Landesebene in Maranhão und in der Hauptstadt Brasilia an, um Informationen, Kopien von Anträgen und erteilten Vorgenehmigungen über das geplante private Megaprojekt einzuholen. JnT hat die Angaben ausgewertet, Landkarten und Informationsmaterialien erstellt und in Workshops und Seminaren über die Auswirkungen des Vorhabens informiert.
Die Ergebnisse: Das Unternehmen GPM plant, auf der kleinen Insel Cajual in der Bucht von São Marcos am Atlantik einen weiteren großen privaten Exporthafen und ein Industriegebiet zu errichten (Terminal Portuario Alcântara TPA). Weite Teile der Insel sollen dazu abgeholzt und zubetoniert werden - genau dort, wo traditionelle Quilombola-Gemeinden leben. So bezeichnen sich in Brasilien die Nachfahren ehemals versklavter Menschen aus Afrika.
Die ebenfalls geplante private, 520 Kilometer lange Gütereisenbahnlinie EF-317 soll den Hafen mit dem Landesinneren verbinden. Sie würde nicht nur zahlreiche traditionelle Gemeinden zerschneiden, auch sechs indigene Territorien liegen in der Nähe. Über das Projekt GPM sollen jährlich Millionen Tonnen Bergbau- und Agrarprodukte wie Eisenerz und Soja für den Export nach China, Europa und die USA abtransportiert werden.
Aufklärungsarbeit ist wichtig
An dem Projekt GPM beteiligen sich zwei Tochterunternehmen der Deutsche Bahn AG. Die DB E.C.O. Group hat bereits Anfang Februar 2023 eine Vereinbarung mit GPM über "die gemeinsame Projektentwicklung und den späteren Betrieb der Gütereisenbahnstrecke“ unterzeichnet, bei der die DB Engineering & Consulting die Rolle des sogenannten „Shadow Operator“ übernehmen" soll.
Die Arbeit von JnT hat auch offengelegt, dass drei portugiesische Geschäftsleute das Vorhaben weitgehend ohne jede Information, öffentliche Bürgerbeteiligung und Anhörungen vorantreiben. Das Recht indigener Völker, Quilombolas und anderer traditioneller Gruppen auf Konsultation und freie, vorherige und informierte Zustimmung, wie es die von Brasilien und Deutschland unterzeichnete UN-Konvention ILO 169 vorschreibt, wird dabei nicht eingehalten. Studien über die Auswirkungen auf die Umwelt und Bevölkerung gibt es bisher offenbar ebenso nicht, obwohl das Infrastrukturprojekt gravierende Auswirkungen auf die Umwelt und die Menschen hätte.
„Ich bin gekommen, um darüber zu berichten, was wir erlebt haben, damit die Menschen in Alcântara nicht das erleiden, was wir schon heute erleiden", bekräftigt eine Teilnehmerin des Workshops von JnT aus der Gemeinde Piquiá de Baixo.
Die Auswirkungen des Projekts GPM würden weit über das Hafengebiet und die Schienentrasse hinausreichen. Denn es soll den Anbau von Soja und den Abbau von Bodenschätzen im östlichen Amazonasgebiet und den angrenzenden Savannen des Cerrado intensivieren. Neue Soja-Monokulturen, Eukalyptusplantagen und Tagebauminen sollen entstehen, die Millionen Hektar geschützter Regen-, Palmen- und Mangrovenwälder bedrohen, aber auch tropische Strände und artenreiche Meeresgebiete sowie bedeutende Fundstätten mit mehr als 95 Millionen Jahre alten Dinosaurierfossilien.
Über unsere Partnerorganisation Justiça nos Trilhos
Justiça nos Trilhos (JnT) ist aus einer Kampagne entstanden, die sich auf die Unterstützung von Gemeinden konzentriert, die von der Eisenerzbahn des brasilianischen Bergbaukonzerns Vale SA betroffen sind. Über die 892 Kilometer lange Güterbahn Estrada de Ferro Carajas (EFC) werden seit 1985 jährlich etwa 200 Millionen Tonnen Eisenerz aus der Carajas-Mine im Amazonasregenwald im Bundesstaat Pará zu dem Exporthafen Ponta da Madeira bei São Luís am Atlantik transportiert. Die Bahnlinie beeinträchtigt massiv die Gesundheit und Bewegungsgfreiheit der Bevölkerung, zerschneidet die Natur und die Wasserläufe. Mindestens 47 Personen kamen bei Unfällen auf der Bahnstrecke ums Leben.
Justiça nos Trilhos hat ein Büro in der Hauptstadt von Maranhão, São Luís, und ein weiteres in der Stadt Açailandia im Landesinneren. JnT ist auch in verschiedenen Netzwerken aktiv, die gegen die Bergbauindustrie kämpfen.
Wenn Sie die Informations- und Aufklärungsarbeit der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Justiça nos Trilhos und die von dem Schienen- und Hafenprojekt GPM bedrohten traditionellen Völker und Gemeinschaften in Brasilien unterstützen möchten, gehen Sie auf "Spenden" im Bereich "Schutz der Regenwalder".
Video: Kurzreportage über die Auswirkungen des Schienen- und Hafenprojekts von GPM auf die Einwohner der Insel Cajual und umgebenen Gemeinden (auf Portugiesisch, Länge 5 min.)
- Bericht des Fernsehsenders GloboTV auf Portugiesisch. JMTV 2ª Edição. Ativistas dos direitos humanos avaliam riscos previstos com criação de ferrovia no MA. 3 min: https://globoplay.globo.com/v/12714679/
zahlreiche traditionelle GemeindenDirekt betroffen sind die beiden Quilombos Alcântara und Tanque de Valenca, 16 Agrareformsiedlungen und 22 Gemeinden: 1. Alcântara; 2. Bequimão; 3. Peri Mirim; 4. Palmeirândia; 5. São Bento; 6. São Vicente Ferrer; 7. Olinda Nova do Maranhão; 8. Matinha; 9. Viana; 10. Pedro do Rosário; 11. Penalva; 12. Monção; 13. Zé Doca; 14. Governador Newton Bello; 15. Alto Alegre do Pindaré; 16. Santa Luzia; 17. Bom Jardim; 18. Buriticupu; 19. Bom Jesus das Selvas; 20. Amarante do Maranhão; 21. São Francisco do Brejão; 22. Açailândia
Betroffen sind die offiziell anerkannten und demarkierten indigenen Territorien: 1. Alto Turiacu, 2. Akroá Gamela, 3. Arariboia, 4. Awa, 5. Caru und 6. Pindaré