Mercosur: Regenwälder nicht dem Freihandel opfern!

Rinderherde in Mato Grosso Die Mercosur-Staaten wollen mehr Rindfleisch in die EU exportieren (© alffoto / istockphoto.com)

Die EU-Kommission will ein Freihandelsabkommen mit Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay durchdrücken. Doch steigende Importe von Agrarprodukten aus den südamerikanischen Mercosur-Ländern in die EU drohen die Abholzung der Regenwälder zu beschleunigen. Bitte protestieren Sie mit uns!

News und Updates Appell

An: die EU-Kommission und die Regierungen der EU-Mitgliedstaaten

„Ein Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten ist eine Bedrohung für Menschen und Umwelt. Bitte stoppen Sie das Abkommen.“

Ganzes Anschreiben lesen

In Südamerika holzen Großgrundbesitzer, Agrarfirmen und Zellulosekonzerne rücksichtslos die Natur ab, um Platz für neue Rinderweiden und riesige Monokulturen mit Soja, Zuckerrohr oder Eukalyptusplantagen zu schaffen.

Der Amazonasregenwald, die Cerrado-Savanne und das Pantanal in Brasilien stehen in Flammen, genauso wie die Trockenwälder des Chaco in Paraguay oder die Wälder entlang des Paraná-Flusses in Argentinien. Die brasilianische Regierung hat sogar die Schutzgebiete und anerkannten Territorien der Indigenen freigegeben.

Unbeeindruckt davon hält die EU-Kommission an einem Freihandels- und Assozierungsabkommen mit den Ländern des südamerikanischen Mercosur-Bündnisses fest. 93 Prozent der Zölle für Produkte aus dem Mercosur in der EU sollen fallen, wovon vor allem landwirtschaftliche Produkte wie Rindfleisch, Zucker, Ethanol und gentechnisch veränderter Soja profitieren.

Das Abkommen soll laut der EU-Kommission nicht nur weiteres Wirtschaftswachstum schaffen, sondern auch die Regenwälder und die Menschenrechte schützen. Doch für letzteres gibt es kaum mehr als Absichtsbekundungen, denn deren effektive Durchsetzung ist nicht geregelt.

Große Teile der Bürgerinnen und Bürger in Europa sind gegen das Abkommen. Aber auch in der Wirtschaft, im EU-Parlament und bei den Regierungen der EU-Mitgliedsländer gibt es offenen Widerstand.

Nun soll offenbar ein Trick den Handelsdeal retten: Den wirtschaftlichen Teil, also das Freihandelsabkommen, wollen die EU-Kommission und der EU-Ministerrat im Alleingang hinter verschlossen Türen absegnen. Lediglich der politische Teil, das Assoziierungsabkommen, soll den Weg über das EU-Parlament sowie die Parlamente und Regierungen der 26 EU-Mitgliedsländer nehmen.

Bitte helfen Sie mit Ihrer Stimme das Freihandelsabkommen zu verhindern!

Hinter­gründe

Während der Präsidentschaft von Jair Bolsonaro hat Brasiliens Regierung eine besonders rücksichtslose Landwirtschafts- und Umweltpolitik verfolgt. Bolsonaro wurde daher wegen Völkermord an den indigenen Einwohnern vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag angezeigt. Rettet den Regenwald unterstützt die Anzeige mit der Petition Bitte unterschreibt gegen den Völkermord durch Bolsonaro!, an der schön über 228.000 Bürgerinnen und Bürger aus aller Welt teilgenommen haben.

Das Europäische Parlament hat am 7. Oktober 2020 einen Änderungsantrag beschlossen, nach dem das geplante EU-Abkommen mit den vier südamerikanischen Mercosur-Staaten „nicht in seiner bestehenden Form ratifiziert werden kann“.

Die EU-Parlamentarier forderten u.a., dass das Pariser-Klimaabkommen wie auch das Übereinkommen über die biologische Vielfalt ein wesentliches Element des Freihandelsabkommens sein müssen. Außerdem „müsse sichergestellt werden, dass das Abkommen umweltfreundlich ist und die Rechte der indigenen Bevölkerung geachtet werden, die von Abholzungen, Landnahme und struktureller Gewalt betroffen sind.“

An­schreiben

An: die EU-Kommission und die Regierungen der EU-Mitgliedstaaten

Sehr geehrte Damen und Herren,

die EU strebt ein Handelsabkommen mit den Mercosur-Staaten an. Das Abkommen zielt auf eine Erleichterung von Exporten insbesondere von Rind- und Hühnerfleisch, Zucker und Ethanol nach Europa ab. Damit verbunden ist eine Intensivierung der Landwirtschaft mit negativen Auswirkungen auf die Natur und die ländliche Bevölkerung.

Wir sehen diese Gefahren:

- Höhere Quoten für Rindfleisch führen zu einer gesteigerten Rindfleischproduktion in Südamerika, zu einer Ausdehnung der Weiden und damit zur Rodung von Wäldern und Savannen. Zugleich steigt der Druck auf europäische Landwirte, ihre Produktion zu intensivieren, zulasten des Tierwohls.

- Die zunehmend intensivierte Landwirtschaft in Südamerika ist häufig mit Landrechtskonflikten und Menschenrechtsverletzungen bis hin zu Sklavenarbeit verbunden. Durch den großflächigen Einsatz von Ackergiften wie Glyphosat wird die Gesundheit vieler Menschen gefährdet.

- Regelungen zu nichttarifären Handelshemmnissen bedrohen europäische Umweltstandards, Verbraucher- und Arbeiterrechte. Das in der EU verankerte Vorsorgeprinzip gerät unter Druck, demokratische Prinzipien werden verraten.

Mit Verhandlungen hinter verschlossenen Türen verfolgt die EU-Kommission offenbar die gleiche Strategie wie bei den Abkommen TTIP und CETA, gegen die Millionen Bürger protestiert haben. Die EU scheint diese Kritik nicht ernst zu nehmen und verfolgt mit dem Mercosur-Abkommen eine ebenso schädliche Handelspolitik auf Kosten der Menschen und Umwelt auf beiden Seiten des Atlantiks.

Bitte stoppen Sie das Abkommen.

Mit freundlichen Grüßen

5-Minuten-Info zum Thema: Fleisch und Soja

Die Ausgangslage – Hunger auf Fleisch

Fleisch ist des Deutschen liebstes Gemüse: Mit 88 Kilogramm Fleischverzehr pro Person und Jahr liegen wir über dem EU-Durchschnitt. Seit 1950 hat sich unser Fleischhunger mehr als verdoppelt. Hochgerechnet auf ein Menschenleben verzehrt jeder von uns mehr als 900 Hühner, 46 Schweine und vier Rinder.

Die mehr als 100 Millionen Tiere, die in Deutschland Jahr um Jahr geschlachtet werden, benötigen große Mengen Nahrung. So viel, dass auf einem Drittel der weltweiten Ackerfläche Futtermittel angebaut werden. Statt Menschen zu ernähren, landet so jedes Jahr ein großer Teil der weltweiten Weizen-, Mais-, Gersten- und Sojaernte in Tiermägen. Das Kraftfutter für Schweine und Geflügel in Deutschland besteht zu mehr als 30 Prozent aus Soja. Dieses Soja wird hauptsächlich aus Regenwaldländern importiert.

Die Auswirkungen – Regenwaldrodungen, Monokulturen, Klimawandel

Deutschland und die EU beziehen nahezu ihr gesamtes Futtersoja aus Argentinien, Brasilien und Paraguay. Wo einst üppige Regenwälder und weite Savannen das Landschaftsbild prägten, erstrecken sich die Sojafelder nun auf einer Fläche größer als Deutschland und die Niederlande. Allein für den Sojahunger der deutschen Masttiere wird in Südamerika eine Fläche größer als Brandenburg bestellt. Für die Ausweitungen der riesigen Monokulturen werden wertvolle Wälder gerodet und Menschen vertrieben. Wer bleibt, wird oft krank: Dreiviertel der in Lateinamerika angebauten Sojapflanzen ist Gen-Soja des Agrarkonzerns Monsanto. Sie werden mit dem Spritzmittel Glyphosat behandelt. Das Gift steht im Verdacht, beim Menschen zu Tumoren und Erbgutschäden zu führen. Für die Umwelt ist Glyphosat in jedem Fall hochgiftig. Die Sprüheinsätze vernichten die Artenvielfalt, vergiften die Böden, die Gewässer (einschließlich das Trinkwasser) und die Luft.

Ein weiteres Problem sind die Rinderweiden, die immer tiefer in die Wälder geschlagen werden. Rechnet man Weideland und Futtermittel-Äcker zusammen, so nehmen sie Dreiviertel aller agrarischen Nutzflächen weltweit ein. Die Auswirkungen auf das Klima sind verheerend: Methan aus Rindermägen, CO2 durch Rodungen und Maschineneinsatz, freigesetztes Lachgas aus dem Dünger: 18 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen stammen aus der Viehhaltung.

Die Lösung – Pflanzenkraft und Sonntagsbraten

Die Zukunft der Regenwälder entscheidet sich auch auf unseren Tellern: Die tierischen Produkte auf unserem Speiseplan haben einen Anteil von 72 Prozent an den ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen. Verglichen mit nicht-tierischen Lebensmitteln wird für ihre Herstellung ein Vielfaches an Fläche benötigt.

Diese Tipps helfen, Menschen, Natur und Klima zu schützen:

  1. Öfter mal pflanzlich: Seitansteak, Lupinenaufstrich und Hafermilch – leckere und nahrhafte Alternativen zu tierischen Produkten finden sich inzwischen in jedem Supermarkt.
  2. Zurück zum Sonntagsbraten: Wer nicht ganz auf Fleisch verzichten möchte, kann seinen Fleischkonsum auf einen Tag in der Woche reduzieren und Produkte aus Massentierhaltung meiden. Fleisch mit dem Siegel der Bio-Anbauverbände Demeter und Bioland wird ohne konventionelles Sojafutter produziert.
  3. Aber bitte mit Soja: Nur circa zwei Prozent der Sojaernte wird zu Tofuschnitzeln, Sojajoghurt und ähnlichen Produkten verarbeitet. Hierfür muss kein Regenwald gerodet werden – geerntet wird meist auf europäischen Äckern.
  4. Lebensmittelverschwendung stoppen: Pro Jahr landet in Deutschland das Fleisch von 53 Millionen Tieren im Hausmüll. Bewusstes Einkaufen kann Leben retten.
  5. Protest über den Tellerrand hinaus: Auf Demonstrationen wie „Wir haben es satt“ oder dem „March against Monsanto“ setzen sich Zehntausende Menschen für eine gesunde, tier-, mensch- und klimafreundliche Landwirtschaft ein und üben Druck auf Politiker aus. Für die demofreie Zeit sind Online-Petitionen und Briefe an die Volksvertreter eine gute Alternative.
News und Updates

Appell zum Weltwirtschaftsforum: · 09.01.2023

Freihandel macht die Krisen schlimmer

Ursula von der Leyen spricht beim Weltwirtschaftsforum in Davos (2020)

Während des Weltwirtschaftsforums in Davos treffen sich diejenigen, die für die Krisen von Klima, Umwelt und Gesellschaft verantwortlich sind: Spitzenpolitiker:innen und Wirtschaftsführer:innen, die ein Wirtschaftsmodell propagieren, das auf Freihandel und Konsum setzt. „Doch Freihandel ist kein Rezept gegen die Krisen“, warnt Marianne Klute, Vorsitzende von Rettet den Regenwald.

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Bericht · 29.10.2021

EU-Mercosur-Freihandelsabkommen - Keine Bürgerbeteiligung und Rechte, dafür Kahlschlag der Wälder

Ein geplantes Freihandelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Ländern Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay bedeutet mehr Abholzung, mehr Landraub und noch mehr Pestizide. Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung von südamerikanischen Sozial- und Umweltorganisationen im Auftrag von Rettet den Regenwald und dem Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika (FDCL).

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Aktuelles · 05.11.2020

Peru: Kakaofirma soll Regenwald wiederherstellen

Seit acht Jahren unterstützt Rettet den Regenwald peruanische Umweltorganisationen beim Schutz des Amazonasregenwaldes. Die Firma Tamshi SAC rodet den Urwald für Kakaoplantagen. Nun hat das Umweltministerium den Betreiber mit einer Millionen-Strafe belegt. Die Firma muss alle Aktivitäten einstellen und den abgeholzten Regenwald wieder anpflanzen.

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Aktuelles · 09.10.2020

Mercosur: Schallende Ohrfeige für die Europäische Kommission

20 Jahre hat die EU mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten über ein Freihandelsabkommen verhandelt. Angesichts des brennenden Amazonasregenwaldes hat das EU Parlament per Änderungsantrag den Vertrag in der bestehenden Fassung abgelehnt. Rettet den Regenwald fordert, dem Freihandel mit Brasilien und seinen Nachbarstaaten endgültig die Absage zu erteilen.

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Aktuelles · 03.09.2020

Mercosur-EU-Freihandel als Brandbeschleuniger

Ein zwischen der EU-Kommission und den Ländern des südamerikanischen Mercosur-Bündnisses vereinbartes Freihandelsabkommen bedroht Mensch, Natur und Klima. Noch ist es zu stoppen. Bitte kein Rindfleisch, GV-Soja oder Ethanolkraftstoff aus dem Amazonasregenwald.

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Aktuelles · 23.08.2019

Amazonien brennt!

Der Regenwald in Amazonien brennt lichterloh. Besonders schlimm ist die „Flammenhölle“ in Brasilien. Die meisten Brände wurden gelegt, um Platz für Rinderweiden zu schaffen. Präsident Jair Bolsonaro trägt die Hauptschuld am Desaster, weil er zur Plünderung Amazoniens aufgerufen hat.

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