RegenwaldReport 02/2002
Wir kaufen das Sperrgrundstück
Im Mindo-Reservat soll die Pipeline blockiert werden
„Wir werden um jeden Baum kämpfen. Wir werden nicht zulassen, dass sie unsere Flüsse und Wälder und unsere Lebensweise zerstören”, sagt Edwin Villota von der Umweltgruppe Acción por la Vida. Edwin ist einer von den 50 überwiegend jungen Leuten aus Mindo, die von Januar bis Ende März 2002 einen Bergregenwald bei Los Guarumos besetzt haben. Der liegt in den Schutzgebieten Mindo Nambillo und Cuenca Alta del Rio Guallyabamba. Durch beide Reservate soll die OCP-Pipeline gebaut werden. Mit dem Kauf eines 499,7 Hektar großen Sperrgrundstücks wollen die Bewohner von Mindo den Bau der Ölpipeline an dieser Stelle blockieren, die mitten durch das Grundstück verlaufen soll. Rettet den Regenwald unterstützt die Aktion und hat im März 22.400 Euro bereitgestellt. Weitere 11.200 Euro wurden von ausländischen Umweltorganisationen gesammelt. Nach Überweisung einer ersten Rate konnte der Kaufvertrag für das Sperrgrundstück unterschrieben werden. Innerhalb von neun Monaten werden zur Zahlung der gesamten Kaufsumme weitere 101.400 Euro Spenden benötigt. Zahlreiche Bäume auf dem Grundstück sind bereits mit roten Plastikbändern markiert – sie sollen für die Pipeline gefällt werden. Dabei ist jeder einzelne Baum der Lebensraum von tausenden Pflanzen und Tieren. Die Zweige sind mit dichten Polstern aus Epithyten wie Orchideen, Bromelien, Moose und Flechten bedeckt. Mindo ist weltweit für seinen unglaublichen Vogelreichtum bekannt. 450 verschiedene Vogelarten bevölkern die Bergregenwälder von Mindo, darunter mehrere Dutzend verschiedene Kolibriarten. Doch die Pipelinebetreiber und die WestLB scheint das nicht zu kümmern. Die Umweltgruppe Acción por la Vida –„Aktion für das Leben” – wurde von den Bewohnern Mindos als Reaktion auf das Pipelineprojekt gegründet und wird vom ganzen Dorf unterstützt. Die etwa 1.200 Einwohner von Mindo leben überwiegend vom Naturtourismus. Sie betreiben kleine Läden, Restaurants und Pensionen oder arbeiten als Touristenführer. „Wir haben keine Anführer, denn unsere offiziellen Dorfvertreter wie der Bürgermeister haben sich von OCP kaufen lassen, erklärt Maruja Pérez. „Wir treffen unsere Entscheidungen mehrheitlich. Bei Aktionen wie hier in Los Guarumos entscheidet jeder für sich selbst, ob er teilnimmt oder nicht“, sagt César Fiallos, Sprecher von Acción por la Vida. Marcelo Franco, der Besitzer des Sperrgrundstücks, wollte eigentlich nicht verkaufen. Doch seit Monaten wird der Bauer vom OCP-Konsortium massiv unter Druck gesetzt. Er soll das Wegerecht für die Pipeline auf seinem Grundstück an OCP übertragen. Nun haben die Umweltschützer von Acción por la Vida das Gelände erworben und zum „Guarumos Marcelo Franco Schutzgebiet“ erklärt. Da Acción por la Vida keinen rechtlich anerkannten Status als Organisation besitzt, wurde der Kauf über die Fundación Puntos Verdes abgewickelt. Das Waldstück soll Ausgangsbasis für den friedlichen Kampf der Bewohner von Mindo gegen OCP dienen.