RegenwaldReport 01/2003
Studie: FSC-Ökosiegel auf dem Holzweg
Eine neue Studie behauptet, das weltweit wichtigste Ökolabel für Holzprodukte sei reiner Betrug am Verbraucher
Ein von der britischen Umweltorganisation Rainforest Foundation vorgelegter Report stellt dem weltweit genutzten FSCÖkosiegel für Holzprodukte ein verheerendes Zeugnis aus. Die Studie, die von unabhängigen Experten in zweijähriger Arbeit angefertigt wurde, beschuldigt einige FSC-zertifizierte Unternehmen, sie seien in schwere Menschenrechtsverletzungen verstrickt, einschließlich Folter und Erschießungen. Weiter behauptet der Report, eine Reihe FSC-zertifizierte Konzerne würden in Primärwäldern einschlagen, in denen akut von Ausrottung bedrohte Arten leben, wie etwa der Sumatra-Tiger. Ein weiterer Vorwurf lautet, nicht zertifiziertes Holz sei mit dem FSC-Label versehen in den Handel gelangt.
Die Studie beinhaltet die Ergebnisse intensiver Recherchen zum Forest Stewardship Council (FSC) in Brasilien, Kanada, Indonesien, Malaysia, Thailand und Irland. Der FSC wurde 1993 gegründet und wird sowohl von internationalen Naturschutzorganisationen unterstützt, darunter der WWF, als auch von der Holzindustrie. Der FSC lässt weltweit Unternehmen auf die Sozial- und Umweltverträglichkeit beim Holzeinschlag, der Verarbeitung und beim Transport untersuchen. Wer das FSC-Siegel erhält, darf über seine Produkte behaupten, sie seien ökologisch und sozial akzeptabel produziert.
Mittlerweile sind auch in Deutschland viele Holzwaren im Handel, die das FSC-Label tragen. Der vorgelegte Report kritisiert in scharfer Form, dass vom FSC autorisierte Gutachterfirmen selber ein großes wirtschaftliches Interesse hätten, das Ökosiegel an Holzfirmen zu vergeben – egal ob diese die FSCVorgaben einhalten oder nicht. „Der FSC will oder kann seine Gutachter nicht kontrollieren“, kritisiert Simon Counsell, Direktor der Rainforest Foundation. „Der Report zeigt, dass beim FSC dringend radikale Reformen nötig sind, will er seine Glaubwürdigkeit zurück erhalten.“ Der FSC müsse Interessenkonflikte seiner Gutachterfirmen beseitigen und sämtliche Verträge mit den bisher tätigen kündigen.
Rettet den Regenwald hatte bereits vor Jahren seine Mitarbeit beim FSC eingestellt, nachdem es mehrfach zu fragwürdigen Zertifizierungen gekommen war. Zudem weigerte sich die FSC-Geschäftsführung mehrfach, seinen Mitgliedern Zertifizierungsberichte zur Prüfung vorzulegen. In anderen Fällen ließ das FSC-Büro Anfragen, etwa von Umweltverbänden, unbeantwortet. „Eine ganze Reihe von Organisationen hat die FSC-Führung in den vergangenen Jahren immer wieder darauf hingewiesen, dass der Zertifizierungsprozess schwere Mängel aufweist“, sagt Simon Counsell. „Naturschutzverbände wie der WWF sollten dringend prüfen, ob sie länger eine Initiative unterstützen, die ganz klar die Öffentlichkeit täuscht.“
Die komplette Studie in Englisch: http://www.rainforestfoundationuk.org.