Weltweiter Hunger nach brasilianischem Rindfleisch zerstört den Amazonas
Feierlich wurde im Oktober 1970 vor den Toren der Kleinstadt Altamira, im brasilianischen Bundesstaat Para, die Transamazonica eröffnet: eine breite Piste quer durch das größte Regenwaldgebiet der Erde. „Es ist der Beginn der Eroberung dieser grünen Welt“, verspricht eine Gedenktafel am Straßenrand. Diese hängt ausgerechnet an einem Baumstumpf.
Heute rollen täglich schwere Trucks, beladen mit edlen Tropenhölzern, über die rotbraune Piste durch den Urwald, dem rechts und links der Wald fehlt. Viehzüchter haben sich breit gemacht. Ein Blick aus dem Flugzeug läßt erkennen: entlang der Transportrouten, dort wo sich einst der Regenwald erstreckte, liegen heute Rinderweiden. Zwar ragen zwischen den Koppeln ein paar Baumgruppen hervor, doch für viele Pflanzen- und Tierarten ist ein Lebensraum, der nur aus Inseln besteht, auf Dauer tödlich. Allein fernab der Städte und Straßen erstreckt sich der Amazonas noch als grüner Ozean bis zum Horizont.
„Die Trasse war der Dosenöffner“, sagt Benigno Pessoa Marques, Präsident der 1998 gegründeten Indianer-Kooperative „Amazoncoop“. Intensive Untersuchungen geben ihm Recht und belegen die Schlüsselrolle von Straßen bei der Waldzerstörung. Der weltweite Hunger auf Beef und Burger zerstört immer mehr Regenwaldflächen im Amazonas, warnt eine neue Studie internationaler Wissenschaftler des „Center for International Forestry Research” (CIFOR), „Die Studie liefert erstmals substantielle Daten über den Zusammenhang von expandierender Rinderzucht im Amazonas und der schockierenden Waldzerstörung“, erklärt der Direktor des CIFOR, David Kaimowitz.
Weitgehend frei von BSE und Maul- und Klauenseuche, entwickeln sich brasilianische Rinder zum Verkaufsschlager. In den vergangenen sechs Jahren haben sich die Rindfleischexporte aus Brasilien verfünffacht, so die Studie. Die dramatischen Entwaldungsraten im Amazonas hängen nach den Untersuchungen der Wissenschaftler unmittelbar mit dem Rinderboom zusammen.
1990 weideten im größten Regenwaldgebiet der Erde rund 26 Millionen Tiere. 2002 waren es bereits etwa 57 Millionen. 80 Prozent der brasilianischen Rinderproduktion stammt aus dem Amazonas. Während der Binnenmarkt praktisch stagniert, steigen die Exporte nach Europa steil nach oben – mit dramatischen Folgen.
2003 wurden im Amazonas 2,5 Millionen Hektar Wald zerstört, 40 Prozent mehr als im Vorjahr. „In den vergangenen zehn Jahren ging eine Waldfläche verloren zweimal so groß wie Portugal”, heißt es in der Studie. „Die meisten Flächen sind heute Weideland.”
Weil sich neben den Rinderzüchtern auch die Sojafarmer rasant ausbreiten (siehe Artikel "Essen wir den Amazonas auf?"), benötigt Brasilien immer neue landwirtschaftliche Flächen, die überwiegend dem Amazonas abgerungen werden.
Die einheimische Bevölkerung profitiert davon nicht. „An der Regenwaldzerstörung verdient nur eine kleine Oberschicht“, beklagt Benigno Pessoa Marques. Die meisten Menschen in Urwaldstädten wie Altamira sind extrem arm.
Im vergangenen März verkündete Brasiliens Präsident Lula einen neuen Aktionsplan, mit dem die weitere Waldzerstörung im Amazonas verhindert werden soll. In einem ersten Schritt will die Regierung 135 Millionen Dollar für Schutzmaßnahmen wie Landkontrolle und Überwachung der entsprechenden Gesetze ausgebe. Doch das reicht nicht aus. Die CIFOR-Studie hebt hervor, dass insbesondere keine neuen Straßen gebaut werden dürften, da sie die Schlüsselrolle bei der Waldzerstörung spielen. Entlang von Straßen ist es fast unmöglich, Bodenspekulation zu bekämpfen. Brasilien kann die nötigen Schritte nicht alleine finanzieren. Die Autoren der CIFORStudie fordern daher die internationale Staatengemeinschaft auf, zusätzliche Gelder bereit zu stellen.
Das Soja-Problem
Der zunehmende Anbau von Soja in Südamerika droht bis 2020 rund 22 Millionen Hektar ursprüngliche Wälder und Savannen zu zerstören. Eine neue Studie im Auftrag des WWF zeigt, dass die Sojaproduktion in Südamerika auch gesteigert werden könnte, ohne wertvolle natürliche Lebensräume wie Savannen und Regenwälder zu zerstören. Voraussetzung dafür ist ein Umdenken bei den Soja-Farmern, den Importeuren und den Verbrauchern. Der WWF Schweiz hat mit dem Futtermittel-Großhändler
Coop Kriterien für die nachhaltige Produktion von Soja entworfen, die nun auf ihre Anwendbarkeit überprüft werden sollen.
Was Sie tun können:
• Informieren Sie sich und Ihre Freunde und Bekannten über die Soja-Problematik. Sie finden weitere Informationen auf unserer Homepage www.regenwald.org.
• Fragen Sie in Ihrem Supermarkt oder bei Ihrem Metzger, womit die geschlachteten Tiere gefüttert worden sind.
• Verzichten Sie auf Fleisch und Wurst aus der Massentierhaltung.
• Stellen Sie Ihre Essgewohnheiten um. Wenn Sie weniger Fleisch essen, dafür aber vom Biometzger, zahlen Sie unter dem Strich nicht mehr.
• Senden Sie das untenstehende Schreiben an die Firma Bunge. Bitte vergessen Sie nicht Ihren Namen und Absender. Lassen Sie die Unterschriftenliste unterscheiben und senden Sie uns diese wieder zu.
Die Bunge Deutschland GmbH ist größter Sojahändler in Deutschland. Bitte protestieren Sie gegen den Verkauf von Soja aus Raubbau an der Natur. Sie können per Fax oder Post den Musterbrief verwenden. Oder zeigen Sie Ihren Protest direkt über unsere Homepage www.regenwald.org.
Bunge Deutschland GmbH
Geschäftsführung
Herrn René E. van der Poel,
Herrn Klaus-Dieter Naujoks
Postfach 10 06 54, D-68006 Mannheim
Telefon: +49 (0) 621 / 3704 - (0)
Telefax: +49 (0) 621 / 3704 - 102
E-Mail: raproplus@bunge.com
Musterbrief
Sehr geehrte Herren,
Jährlich fallen hunderttausende Hektar Regenwald dem Soajanbau für deutsches Viehfutter zum Opfer – Tendenz steigend.
Nach Schätzungen der Umweltstiftung WWF könnten dadurch in Lateinamerika bis zum Jahr 2020 rund 22 Millionen Hektar Urwald und Savanne zerstört werden – eine Fläche so groß wie Großbritannien!
Deshalb fordere ich Sie auf: Schluss mit Flächenfraß durch Sojaboom! Ein ökologisch nachhaltiger Sojaanbau ist möglich, der weit weniger Fläche verbraucht, die Fruchtbarkeit des Tropenwaldbodens erhält und tausenden Kleinbauern ihre Existenz sichert.
• Setzen Sie sich bei Ihren Produzenten dafür ein, dass künftig keine Regenwälder oder artenreiche Savanne in Sojafelder umgewandelt wird.
• Setzen Sie sich bei Ihren Produzenten dafür ein, dass diese die chemische Schädlingsbekämpfung auf ein Minimum reduzieren.
• Setzen Sie sich bei Ihren Produzenten dafür ein, dass diese ohne Kinderarbeit produzieren und angemessene Mindestlöhne zahlen.
• Setzen Sie sich bei Ihren Produzenten dafür ein, dass diese indigene Landrechte ohne Ausnahme respektieren.
Mit der Bitte um rasche Stellungnahme bedanke ich mich für Ihre Bemühungen.
Mit freundlichen Grüßen
Weniger Fleisch ist mehr Regenwald
Jeder kann durch seine Lebensweise die Regenwälder schützen. Wer seinen Fleischkonsum reduziert und auf biologische Produkte umsteigt, hilft der Natur. Ökobauern dürfen kein Soja einsetzen, sie müssen Futtermittel aus regionalem Anbau nutzen. Soja kann aber auch direkt als Lebensmittel verwendet werden. Wegen seines hohen Eiweißgehalts ist es gesund. Wir haben für Sie Tipps und Infos zusammen gestellt.
Hier finden Sie im Internet Naturkostläden:
www.naturkost.de
Homepage der Bundesverbände
Naturkost und Naturwaren
www.n-bnn.de
Ebertplatz 1
50668 Köln
Telefon 02 21 - 13 97 56 22
SCHROT&KORN
(Zeitschrift für Naturkost)
Bio Verlag GmbH
Am Eichwald 24
64850 Schaafheim
Telefon 0 60 73 - 748 20
E-Mail: info@bio-verlag.de
www.bio-verlag.de
Übersicht über vegetarische
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