RegenwaldReport 03/2005
Globales Froschsterben: Gift für dünne Haut
Neue wissenschaftliche Studie lenkt Verdacht auf Herbizid Roundup vom US-Multi Monsanto
„Das Ziel von Monsanto ist es, die Erträge und die Qualität der Agrarproduktion zu verbessern unter gleichzeitiger Schonung natürlicher Ressourcen“, heißt es in einer Eigenwerbung von Monsanto, einem global player mit Hauptsitz im US-Bundesstaat Missouri und einer Vertretung in Düsseldorf.
Jetzt besteht der dringende Verdacht, dass Monsanto für den mysteriösen weltweiten Rückgang von Fröschen und Kröten verantwortlich ist. Nach aktuellen Studien von US-Wissenschaftlern ist das Herbizid Roundup für Kaulquappen hochgiftig. Roundup wirke auf Kaulquappen schon in weitaus geringeren Konzentrationen, als man dies bislang geglaubt habe, schreiben die Wissenschaftler in der Zeitschrift Ecological Applications.
Im Oktober 2004 hatten 500 Forscher aus über 60 Ländern Daten in der Online-Ausgabe des US-Fachblattes SCIENCE präsentiert. Danach verschwinden Frösche, Kröten und Salamander weltweit in rasanter Geschwindigkeit. Von den insgesamt 5.743 bekannten Amphibienarten sind 1.856, also mehr als 30 Prozent, akut in Gefahr und stehen auf der Roten Liste der von Ausrottung bedrohten Arten.
Während damals die Forscher noch über die Ursachen rätselten, konnte der Biologe Professor Rick Relyea mit seinem Team von der University of Pittsburg jetzt zeigen, dass das globale Froschsterben wahrscheinlich mit dem Pflanzengift Roundup, das weltweit Monsantoam meisten verwendet wird, zusammen hängt. Frösche sind vor allem in vielen tropischen Ländern natürliche Insektenbekämpfer und für den Schutz der Ernten und die Gesundheit der Menschen enorm wichtig.
Roundup ist zwar nicht für die Anwendung im Wasser zugelassen, aber das Herbizid kann sich, wie die Wissenschaftler sagen, durch unbeabsichtigtes Versprühen auch in kleinen Feuchtarealen ansammeln, in denen Kaulquappen heranwachsen. Für ausgewachsene Frösche ist das Herbizid, das auch deutsche Gartenbesitzer zur Bekämpfung von Unkraut einsetzen, ebenso gefährlich. Wird die von Monsanto empfohlene Menge verwendet, sterben bis zu 86 Prozent der Frösche, die sich auf dem Trockenen aufhalten, innerhalb eines Tages. „Das überraschendste Ergebnis aus den Experimenten ist, dass eine Chemikalie, die entwickelt wurde, um Pflanzen abzutöten, innerhalb von drei Wochen 98 Prozent aller Kaulquappen und innerhalb von einem Tag 79 Prozent aller Frösche tötete“ sagt der Wissenschaftler Rick A. Relyea.
Auch wenn das Herbizid sich im Boden verteilt, büßt es seine chemischen Wirkungen nicht ein und tötet neben Kröten auch Frösche. Und selbst wenn man nur ein Drittel der Konzentration verwendet, die als Maximum in der Natur angesehen wird, sterben daran 71 Prozent der Kaulquappen, die in Behältern unter Außenweltbedingungen aufwuchsen. Die Hinzufügung von Erde, die angeblich das Herbizid aufnimmt, änderte an der Todesrate nichts. Und als die Wissenschaftler die Kaulquappen der maximalen Konzentration aussetzten, die bei Anwendung des Herbizids entstehen soll, starben fast alle Kaulquappen von drei Froscharten.
Die wissenschaftliche Studie rief natürlich sofort die Kritik von Monsanto hervor, schließlich handelt es sich bei Roundup, das seit 1974 auf dem Markt ist, um das profitabelste Produkt des Konzerns. Monsanto wendet gegen die Studie ein, sie sei nicht unter „realistischen“ Bedingungen erfolgt. So sei Roundup eben nicht für die Anwendung über Wasser vorgesehen, dafür gebe es andere, spezifische Produkte. Allerdings heißt es in einem Flyer von Monsanto: „Keine Abstandsauflagen zu Oberflächengewässern“. Das kann nur so verstanden werden, dass auch unbeabsichtigtes Versprühen auf eine Wasserfläche unbedenklich sein soll. Relyea entgegnet denn auch, dass er untersucht habe, wie unbeabsichtigtes oder nicht vermeidbares Versprühen über eine Wasserfläche von 1.000 Litern wirkt.
Die Anwendungsmenge sei viel zu hoch, schreibt Monsantoweiter. Der Wissenschaftler sagt, er habe genau die vom Konzern angegebene Menge verwendet. Monsanto sieht bei dem Streit allerdings schlecht aus. Eine Art Unbedenklichkeitsstudie für Roundup aus dem Jahr 2000 war im Auftrag von Monsanto erstellt worden, was nicht für unbedingte Objektivität garantiert. Relyea betont:
„Die Studie wurde von der United States Government‘s National Science Foundation finanziert. Die hat absolut keine Anti-Haltung bei Fragen zu Pestiziden wie Roundup“, betont Relyea.
Florian Rötzer, www.heise.de
Giftfrösche: Nahrung als Motor für Entwicklungsgeschichte
Frösche haben im Laufe von Millionen Jahren sehr verschiedene Lebensräume erobert. Ihre enorme Anpassungsfähigkeit verdanken sie in erster Linie ihrer Haut. Das größte Organ ihres Körpers gibt es in nahezu allen Farben und Formen - und alle Variationen haben einen ganz bestimmten Sinn. Bei einigen Arten, zum Beispiel dem asiatischen Zipfelfrosch, dient die Haut der Tarnung: Dieser Frosch lässt sich von einem Laubblatt erst bei ganz genauem Hinsehen unterscheiden.
Bei der Rot- oder auch der Gelbbauchunke, die auch in Europa lebt, dient die Haut der Abschreckung. Gleiches gilt auch für die quietschbunten Pfeilgiftfrösche aus Südamerika. Frösche sind biologische Indikatoren. Aufgrund ihrer dünnen, durchlässigen Haut reagieren sie sehr schnell auf Umweltveränderungen. 1989 sprachen Frosch-Forscher auf einer international einberufenen Konferenz zum ersten Mal vom „globalen Froschsterben“.
Schreiben Sie Protestbriefe an den Monsanto-Konzern und fordern Sie ihn auf, Roundup sofort vom Markt zu nehmen, solange die Vorwürfe nicht widerlegt sind.
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