RegenwaldReport 03/2005
Wo unser Geld geblieben ist
Bilanz von Rettet den Regenwald 2005
Wie erfolgreich Widerstand gegen Umweltzerstörung sein kann, beweisen seit Jahren unsere Freunde im ecuadorianischen Nebelwald im Intag. Der kanadische Kupferkonzern Ascendant ist offenbar kurz davor, seine Pläne zum Abbau von Kupfer in der Region aufzugeben. Rettet den Regenwald unterstützt seit vielen Jahren den Widerstand der Lokalbevölkerung im Intag mit Regenwaldkauf und Spenden für Protestveranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit unserer Partnerorganisation DECOIN (www.decoin.org). Allein seit Januar 2004 bis heute haben wir die Kampagne gegen die Kupfermine mit über 31.000 Euro unterstützt.
Ascendant zeigt sich davon zunehmend beeindruckt, weil der Kupferkonzern in den vergangenen Monaten immer stärker in die Defensive geraten ist. Ende Mai haben sich rund 350 Kommunenvertreter aus dem Cuellaje Parish-Distrikt getroffen und fast einstimmig in einer Resolution jede Form der Kupfer-Ausbeutung auf ihrem Gebiet abgelehnt. Während der Veranstaltung hatten Ascendant-Vertreter vergeblich versucht, die Resolution zu verhindern.
Auch die von Rettet den Regenwald finanzierten Wald-Grundstücke spielen bei der Zermürbungstaktik gegen Ascendant eine wichtige Rolle. Die gegen einen Kupferabbau strategisch wichtigen Flächen wurden zu Kommunalwäldern im Besitz der Dorfgemeinschaften erklärt. Damit ist es für Ascendant praktisch unmöglich, diese Flächen zu erwerben, weil der Konzern jeweils ein ganzes Dorf gegen sich hat.
„Ein gutes Jahr nachdem Ascendant hier erstmals aufgetaucht ist, ist die Opposition gegen das Minenprojekt stärker und weit verbreiteter als jemals zuvor“, schreibt Carlos Zorrilla von unserer Partnerorganisation DECOIN. „Wir wären niemals so weit gekommen, ohne die phantastische Hilfe all der vielen Menschen weltweit, die uns unterstützen.“
Ganz aktuell hat Carlos eine DVD geschickt, auf der der Widerstand der Menschen im Intag dokumentiert wird. In dem Film in spanischer Sprache mit englischen Untertiteln kommen viele Frauen und Männer zu Wort, die seit Jahren unbestechlich und mutig gegen die drohende Zerstörung ihrer Heimat kämpfen. Gezeigt wird in dem Film aber auch die atemberaubende Natur im Intag. Wir verschicken gerne Kopien der DVD an Interessierte gegen eine freiwillige Spende für die Versandkosten. Bestellungen bitte unter info@regenwald.org oder schriftlich an unser Büro.
Regenwaldschutz in Ecuador gehört zu den Schwerpunkten unserer Arbeit. Deswegen haben wir auch die Quichua in Sarayacu mit 4.000 Euro, die Huaorani im Yasuni-Nationalpark mit 4.200 Eurpo und die Awa mit 8.200 Euro unterstützt.
Das Dorf Sarayacu liegt im Osten des Landes im Amazonas. Die indigenen Bewohner wurden 2004 Opfer eines brutalen Überfalls. Die angetrunkenen Täter waren von einem Ölkonzern angestiftet worden. Der will mit Hilfe von Soldaten auf dem traditionellen Stammesgebiet der Menschen aus Sarayacu nach Öl suchen. Deswegen hatten die Indianer sich mit einem Hilferuf an uns gewandt. Sie brauchten dringend Spenden für Kommunikationsmittel und Transportkosten (www.sarayacu.com).
Die Huaorani im ecuadorianischen Amazonas haben diesen Sommer mit einem Protestmarsch nach Quito ihre Forderung untermauert, in den nächsten zehn Jahren sämtliche Ölarbeiten im Yasuni- Nationalpark einzustellen. Der Park gehört zu den artenreichsten Regionen der Welt und ist seit Jahrhunderten Lebensraum von etwa 2.500 Huaoranis. Der brasilianische Konzern Petrobras will im Yasuni Öl fördern. Petrobras hält 15 Prozent Anteile an dem Ölkonsortium OCP, das die „WestLB-Pipeline“ in Ecuador betreibt.
Die Awa leben in den Regenwäldern an der Küste nahe der kolumbianischen Grenze. Immer wieder dringen Holzfäller illegal in ihre Wälder ein und schlagen wertvolle Bäume. Mit unserem Geld wird die nachhaltige Waldnutzung durch die Awa gefördert. Natürlich haben wir auch unsere Freunde im Mindo-Reservat weiter finanziell unterstützt. Die lokale Umweltgruppe Accion por la Vida erhielt knapp 6.000 Euro zur Unterstützung ihrer Klage gegen das Ölkonsortium OCP, das die „WestLB-Pipeline“ illegal über unser Sperrgrundstück im Mindo-Reservat gebaut hat.
Friede den Wäldern
In der Demokratischen Republik Congo (DRC) ist seit 2004 ein halbwegs stabiler Frieden in Sicht. Regierung, Holzkonzerne und ausländische Investoren stehen in den Startlöchern, um Congos Regenwälder auszubeuten – nach dem Amazonas die zweitgrößten weltweit. Bedroht sind bis zu 60 Millionen Hektar Regenwald – eine Fläche so groß wie Frankreich.
Weil die Forstwirtschaft in Zentralafrika in der Vergangenheit wenig zur Armutsbekämpfung, aber viel zur Korruption beigetragen hat, hat sich ein Netzwerk aus congolesischen Umweltgruppen gebildet, in dem 27 Ethnien vertreten sind. Sie wollen dafür kämpfen, dass durch ein neues Forstgesetz Raubbau an den Wäldern verhindert wird und die Erlöse aus nachhaltiger Forstwirtschaft tatsächlich bei den Waldgemeinden landen.
Gemeinsam mit unserer britischen Partnerorganisation Rainforest Foundation http://www.rainforestfoundationuk.org und weiteren Umweltorganisationen unterstützen wir das Netzwerk. Mit einem rund 160.000 Euro teuren Projekt sollen neun regionale Büros eingerichtet werden, die Waldbewohnern und lokalen Umweltgruppen helfen. Knapp 6.000 Euro konnten wir dafür zur Verfügung stellen. In vielen Regenwaldländern können manchmal kleine Summen eine große Hilfe sein, wenn das Geld direkt an lokale Gruppen geht, die sich gegen Naturzerstörung wehren. Die noch junge Umweltorganisation FUNAGUAS http://www.riosvivos.org.br kämpft im brasilianischen Bundesstaat Piauí gegen den Sojagiganten BUNGE und für eine nachhaltige Nutzung der besonders artenreichen Savannenlandschaft Cerrado. FUNAGUAS veranstaltet Umweltseminare und hat rechtliche Schritte gegen BUNGE eingeleitet. In der Hauptstadt Teresina startete FUNAGUAS die Kampagne „Pflanze einen Baum, denn dann pflanzt Du Leben“. Mehr als 30.000 Fruchtbäume wurden inzwischen gepflanzt.
Wir haben FUNAGUAS bisher mit 4.000 Euro unterstützt, zusätzlich gingen rund 8.000 Protestmails und –unterschriften bei BUNGE Deutschland ein. 2.500 Euro erhielt die brasilianische Umweltorganisation FASE http://www.fase.org.br . Sie unterstützt die indigenen Bevölkerung der Tupiniquim und Guarani in Espirito Santo gegen den Landraub durch den Zellstoffkonzern Aracruz.
Dank großzügiger Spenden, die Rettet den Regenwald nach dem Tsunami erhalten hat, können unsere indonesischen Partner von Walhi in Aceh wieder arbeiten. Bisher konnten wir ihnen rund 70.000 Euro schicken.