RegenwaldReport 02/2006
Abholzen für Olympia
China will für Sportanlagen 800.000 Kubikmeter Tropenholz verwenden
China will für die Olympischen Spiele 2008 rund 800.000 Kubikmeter indonesisches Merbau (Intsia spp) in Sportanlagen verbauen. Das edle Tropenholz wächst in dem Inselstaat fast nur noch in den Regenwäldern von West-Papua. Dass China eigens für die olympischen Bauvorhaben eine Großinvestition in die indonesische Holzindustrie plant, gab der indonesische Forstminister Malem Sambat Kaban kürzlich in Jakarta bekannt. Eine chinesische Firma hat dazu bei indonesischen Behörden die Errichtung eines Sägewerks im Wert von über einer Milliarde US-Dollar in der Provinz Papua beantragt. Das luxuriöse, dunkelrote Merbau wächst hauptsächlich auf der Insel Neuguinea, deren westlicher Teil West-Papua (mit den Provinzen Papua und Irian Jaya Barat) zu Indonesien gehört. Merbau wird vor allem für die Herstellung von Holzfußböden verwendet. Das dunkelbraune bis mahagonirote Holz ist schwerer als Eiche und hat einen höheren Härtegrad. Das indonesische Forstministerium beteuert zwar, dass das verwendete Holz ausschließlich aus Plantagenwirtschaft stammen soll, doch dieses Versprechen kann unmöglich eingehalten werden. Selbst wenn heute mit der Anlage neuer Plantagen begonnen würde, könnten diese niemals bis 2008 das benötigte Holz liefern. Tatsächlich wächst Merbau im tropischen Regenwald. Mindestens drei Viertel des weltweit gehandelten Merbau-Holzes stammen aus illegalem Raubbau. 2005 veröffentlichte die Environmental Investigation Agency (EIA) eine Studie zum illegalen Holzhandel: Internationale Holzschmuggelsyndikate haben sich auf Papua gestürzt. Sie stecken hinter der massiven Abholzung der Wälder Papuas und dem groß angelegten Schmuggel von wertvollem Tropenholz nach China, so dass schockierende Ergebnis verdeckter Recherchen der EIA. Ein komplexes Netzwerk von Finanziers aus der Region, Unternehmern aus Malaysia, Händlern aus Hongkong, Holzbaronen aus Jakarta und lokalen Politikern hat Papua zur ersten Adresse für illegales Holzfällen werden lassen. Besonders begehrt ist Merbau. Monatlich werden derzeit 300.000 Kubikmeter Merbau Hölzer aus Sorong, Manokwari, Fak Fak, Nabire und Serui nach China geschmuggelt. Dort verarbeiten 500 riesige, erst jüngst entstandene Fabriken Merbau zu Fußbodenbelägen für den internationalen Markt. Indonesien weist die höchste Entwaldungsrate der Welt auf; jährlich werden Wälder von der Größe der Schweiz vernichtet. Nur noch Papua verfügt über größere zusammenhängende Primärregenwälder und ist somit zur letzten Grenzregion für die Sättigung des Holzhungers des erwachten Riesen China geworden. Internationale und bilaterale Abkommen gegen den illegalen Holzeinschlag sind bisher leere Worte geblieben. Die EIA-Studie zeigt die Methoden des illegalen Holzgeschäfts auf und benennt zugrunde liegende Strukturen und Hauptverantwortliche: Nach der Dezentralisierung der Forstpolitik in Indonesien profitieren nicht, wie eigentlich beabsichtigt, die Kommunen in West-Papua vom Holzeinschlag, sondern kriminelle Organisationen. Mangelnde Rechtstaatlichkeit in Indonesien und fehlende Kooperation zwischen Behörden bieten Grauzonen für das illegale Holzgeschäft; Korruption sowie die Verwicklung von Polizei, Heer und Marine sind dabei wesentliche Faktoren für den unwiederbringlichen Verlust der Wälder. China ist der weltweit größte Käufer von illegal geschlagenem Holz. Die Autoren der Studie fordern neben eindeutigen Gesetzen und deren Durchsetzung auch eine stärkere Kontrolle des Imports und des Verkaufs gestohlener Hölzer in den Abnehmerländern Asiens, Europas und Nordamerikas. Während China im Namen von Olympia die Regenwälder in West-Papua bedroht, will die indonesische Regierung pikanterweise Merbau unter den Schutz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens stellen. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde gegenüber dem International Tropical Timber Council (ITTC) Anfang 2006 abgegeben. Indonesien verhandelt inzwischen mit anderen asiatischen Staaten mit dem Ziel, dass Merbau (die Baumarten Intsia bijuga und Intsia palembanica) in den CITES-Anhang III aufgenommen werden. Eingeschränkt wäre dann der Handel mit ganzen Stämmen, Schnittholz und Furnieren. Mit der Maßnahme soll eine Übernutzung der Merbau-Bestände vor allem im indonesischen West-Papua verhindert werden, so die offizielle Begründung.