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RegenwaldReport 01/2008

RdR-Projekte: Wächter des Waldes

Kleinbauern wehren sich gegen Landraub, Waldvölker gegen Plünderung ihres Lebensraumes. Überall sind die Gegner die gleichen: Minengesellschaften, Holzhändler, Agrar- und Plantagenkonzerne. Oft unterstützt von Regierungen, korrupter Polizei und Militär. Die Wächter des Waldes sind vor Ort oft mit ihrem Leben und in ihrer Existenz bedroht. In Deutschland entlarvt Rettet den Regenwald die Machenschaften von Banken, Konzernen und Politikern. Rettet den Regenwald hat im vergangenen Jahr 598.000 Euro ausgegeben; zur Hälfte für die Unterstützung von Gruppen in den Tropen, zur Hälfte für die Kampagnen vor der Haustür. Übrigens: Verwalten tun wir eigentlich nicht, aber für Gebühren und Buchhaltung mussten wir 6.600 Euro im Jahr 2007 ausgeben.

Die brasilianische Regierung unter Lula da Silva will das Land zur Supermacht der Südhalbkugel machen und die Welt mit Agrarenergie versorgen. Indigene, Kleinbauern und Wälder werden dabei als Hindernis für die Entwicklung betrachtet. Selbst vor einem Schulterschluss mit George W. Bush schreckt der ehemalige Arbeiterführer Lula nicht zurück. Doch die Umarmung des in ganz Lateinamerika unbeliebten amerikanischen Präsidenten hat vielen Menschen die Augen geöffnet. Von Argentinien bis Mexiko formiert sich seitdem der Widerstand gegen den Agrarenergie-Wahnsinn. Die Wächter des Waldes erheben ihre Stimme und werden aktiv, Rettet den Regenwald wird sie dabei unterstützen.

Radioprogramme

In Argentinien wollen wir zwei alternative Radioprogramme mitfinanzieren, die eine stark wachsende landesweite Zuhörerschaft über die Sozial- und Umweltfolgen der Agrarindustrie aufklären. „Neuerdings werden Agrarsprit- Industrien am Ufer des Paranaflusses gebaut, um europäische Autos zu betanken“, so Jorge Rulli im Radioprogramm Horizonte Sur Ende Januar 2008. „Keiner hat mehr das Recht, seine eigenen Nahrungsmittel zu produzieren. Für die Reichen gibt es die Angebote im Supermarkt und für die Armen und Hungrigen die staatlichen und kirchlichen Suppenküchen, wo sie mit Gensoja abgefüttert werden. So einfach und brutal ist das.“

Frauenbewegung

Im Bundesstaat Rio Grande do Sul im Süden Brasiliens benötigt die Bewegung der Bauernfrauen (Movimento de Mulheres Camponesas) Spenden für Aktionen gegen die Ausbreitung der industriellen Eukalyptus- und Kiefernplantagen. Am 8. März, dem internationalen Frauentag, soll unter anderem ein Marsch stattfinden, um gegen die Zellulosehersteller Aracruz und Stora-Enso zu protestieren. Die Firmen verdrängen die Bauern von ihrem Land und wandeln ganze Landstriche in grüne Wüsten mit Holzplantagen für den Export von Zellstoff nach Europa um. In Brasilien bedecken solche Plantagen bereits 5,3 Millionen Hektar. Das Motto der Demonstrationen lautet „Das Volk ernährt sich nicht von Papier“.

Landlosenbewegung

Die Landlosenbewegung (Movimento sem Terra, MST) kämpft für eine gerechtere Landverteilung und umweltverträgliche organische Landwirtschaft in Brasilien. Im Bundesstaat Parana vertreiben Großgrundbesitzer die lokalen Dorfgemeinschaften aus dem Atlantischen Küstenregenwald und richten diesen mit der Zucht von asiatischen Wasserbüffeln und der Anlage von Kiefernplantagen zugrunde. Die Bauern haben sich dagegen organisiert und besetzen die Landflächen. 2007 hat Rettet den Regenwald MST und die Bauern finanziell bei der Durchführung von Workshops unterstützt. Auch in diesem Jahr wollen wir MST-Aktivitäten fördern.

Hungerstreik

Um die Umleitung des drittgrößten brasilianischen Flusses, des Rio São Francisco, zu verhindern, ist der Bischof von Barra im Bundesstaat Bahia, der Franziskaner Luiz Flávio Cappio, Ende November 2007 in einen Hungerstreik getreten. Der Rio São Francisco soll verlegt werden, um weitere Wasser-Kraftwerke zu errichten und den exportorientierten industriellen Agrarsektor zu bewässern. Das würde das Ende für viele Fischerdörfer bedeuten und zu großen Umweltschäden führen. Obwohl der Bischof nach Wochen des Fastens völlig entkräftet seinen Hungerstreik abgebrochen hat, will er weiter gegen das Flussprojekt vorgehen. Rettet den Regenwald wird deswegen 2008 die Heimatdiözese von Bischof Cappio finanziell unterstützen.

Palmöl

In Ecuador treiben Regierung und private Investoren den Anbau von Agrarkraftstoffen voran. Neben der Erweiterung der Ölpalm- und Zuckerrohrplantagen soll dazu auch die Purgiernuss (Jatropha curcas) angepflanzt werden. Letztere wächst zwar auch auf degradierten Böden, doch rentable Erträge lassen sich dort nicht erzeugen. Entsprechend kaufen Investoren die fruchtbaren Böden auf und verdrängen die lokale Bevölkerung von ihrem Land. Der Palmölhersteller La Fabril stellt seit drei Jahren aus Palmöl Agrardiesel für den Export her. Dafür werden die letzten Reste des Chocó- Regenwalds gerodet. Direkt betroffen sind afroecuadorianische Dörfer und die Awá-Indianer, deren Regenwaldgebiet von den Ölpalmmonokulturen umringt ist. Die Umweltorganisation Ökologische Aktion (Acción Ecológica) organisiert den Widerstand der Bevölkerung gegen die Agroindustrie. Mit Spendengeldern von Rettet den Regenwald sollen eine Mitarbeiterin bei Acción Ecológica cofinanziert und die Awá bei der Sicherung ihres Territoriums unterstützt werden.

Morddrohungen

Wenn Feri Irawan sein Telefon abnimmt, hat er manchmal ein ungutes Gefühl. Häufig schon hat er Morddrohungen erhalten, trotzdem arbeitet er weiter als einer der Wächter des Waldes. Feri Irawan leitet seit neun Jahren das Büro von Walhi in der Provinz Jambi auf Sumatra. Walhi (Friends of the Earth Indonesia) wurde 1980 von zehn Umweltgruppen gegründet und ist heute das größte Netzwerk von Umwelt- und Menschenrechtsgruppen im Land mit rund 450 Mitgliedsorganisationen. Walhi kämpft für eine sozial und ökologisch nachhaltige Entwicklung und führt vor allem Kampagnen zum Schutz der Regenwälder durch. Sumatras Wälder sind durch Palmölplantagen massiv bedroht. Rettet den Regenwald unterstützt Walhis Arbeit seit vielen Jahren.

Orang-Utans

Save Our Borneo (SOB) wurde 2005 gegründet und vernetzt Umweltgruppen, die in Zentral-Kalimantan gegen die Waldzerstörung vor allem durch Palmölplantagen kämpfen. SOB-Koordinator Nordin: „Allen Menschen muss die Freiheit gegeben werden, wählen zu können, welche Art von Entwicklung sie wollen. Die Menschen haben ein Recht darauf, NEIN! sagen zu können, wenn sie mit einem Entwicklungsprogramm nicht einverstanden sind.” SOB entwickelt Strategien, wie die natürlichen Reichtümer Borneos nachhaltig und im Sinne der Menschenrechte genutzt werden können.

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