RegenwaldReport 03/2008
Gold oder Regenwald?
Seit Mitte der 80er-Jahre erlebt Ghana einen neuen Goldboom – mit schrecklichen Folgen für Menschenrechte und Umwelt. Vorangetrieben werden die Bergbauaktivitäten in dem westafrikanischen Land von der Weltbank, die transnationale Minenkonzerne mit Millionenkrediten finanziert.
Das US-amerikanische Bergbauunternehmen Newmont plant im Regenwald im Osten Ghanas auf einer Gesamtfläche von 1.915 Hektar eine Goldmine zu errichten. Newmont ist eines der größten Bergbauunternehmen der Welt und will nach eigenen Aussagen mehr als 700 Millionen US-Dollar in das Akyem-Projekt investieren. So viel soll das gewaltige Loch einschließlich der benötigten Infrastruktur und Maschinen kosten, das das Unternehmen am Waldschutzreservat Ajenua Bepo in die Erde sprengen will. Die Weltbank steuert über ihren privatwirtschaftlichen Zweig, der International Finance Corporation (IFC), Newmont für die Ahafo-Mine mit einem Kredit über 126 Millionen US-Dollar bei.
Allein 74 Hektar des geschützten Regenwalds sollen zerstört werden. Dieser ist Lebensraum seltener Tiere und Pflanzen, darunter auch viele endemischeArten. Doch die Konsequenzen sind noch viel weitreichender. Die geplante Goldmine im Regenwald gilt als wichtiger Präzedenzfall. Sofern das Projekt genehmigt wird, drohen auch alle anderen Regenwaldgebiete in Ghana Opfer der rasch expandierenden Bergbauaktivitäten zu werden. Bereits heute werden 13 Prozent der Fläche Ghanas durch Bergbauprojekte, vornehmlich ausländischer Unternehmen, genutzt. Rechnet man dazu noch die bereits konzessionierten Flächen, addiert sich die Gesamtsumme auf fast ein Drittel des Landes.
Die lokale Bevölkerung und Umweltschützer wehren sich gegen die geplante Mine. Sieben Millionen Unzen Gold soll die Mine für Newmont pro Jahr abwerfen. Etwa achtzig Prozent der weltweiten Goldförderung geht in die Schmuckindustrie. Ghana dagegen hat nach Regierungsangaben nur minimal von dem jahrzehntelangen Goldabbau profitiert – und das, obwohl das Land nach Südafrika der zweitgrößte Goldproduzent des Kontinents ist. Die vom Goldabbau verursachten Schäden sind hingegen gewaltig und von den Bergbaufirmen in keiner Weise kompensiert.
Lebensgrundlage in Gefahr
Die in dem Gebiet lebende Bevölkerung, hauptsächlich Kleinbauern, sieht denn auch ihre Existenz in Gefahr. Rund 9.270 Menschen werden ihr Land verlieren und 1.330 von ihnen sollen umgesiedelt werden. Das Projekt greift zudem in den natürlichen Wasserhaushalt der Region ein und gefährdet die Landwirtschaft als Lebensgrundlage der Bevölkerung. Die Mine wird schätzungsweise 15 Millionen Tonnen Abraum und Abwässer erzeugen und durch die beim Goldabbau eingesetzten hochgiftigen Zyanide, Schwermetalle und saure Grubenwässer drohen Wasser und Böden vergiftet zu werden.
Die Probleme mit der Goldmine haben bereits voll begonnen. Im November 2005 wurde bei einer Demonstration der betroffenen Bauern in New Abirem ein Demonstrant von Polizei und Militär getötet, drei weitere schwer verletzt. Grund für die Demonstration waren unzureichende Entschädigungsvorschläge. Mitte 2006 zog Newmont den Bewilligungsantrag vorerst zurück, legte im Januar 2008 jedoch erneut eine Umweltverträglichkeitsprüfung vor. Im Februar reichte daraufhin die Concerned Farmers Association als Zusammenschluss der betroffenen Landwirte eine Petition gegen die Goldmine beim Präsidenten von Ghana ein, die jedoch wieder ohne Antwort blieb.
Die Bergbauministerin Esther Obeng Dappah ließ kurz vor einer für Anfang Juli geplanten öffentlichen Anhörung verlauten, dass eine Genehmigung des Waldschutzgebietes für das genannte Projekt wahrscheinlich bis Ende des Jahres erfolgen wird. Durch Bestechung sollen laut Information der Concerned Farmers Association viele Oberhäupter der betroffenen Dörfer von Newmont gekauft worden sein, die sich daher in der Anhörung hinter das Projekt gestellt haben.
Schlechte Erfahrungen
Dabei stehen Newmonts Aktivitäten in Ghana bereits durch ein anderes Projekt in Verruf: Durch die vom Newmont-Tochterunternehmen Ghana Gold errichtete Ahafo-Goldmine in der Brong-Ahafo-Region mussten schon 10.000 Anwohner zwangsumgesiedelt werden. Die am Rand der Stadt Prestea gelegene Goldmine droht die Stadt buchstäblich zu verschlingen. Bereits jetzt türmen sich gewaltige Abraumhalden direkt am Stadtrand auf. Für die geplante Erweiterung der Mine sollen weitere 10.000 Menschen in einem zweiten Schritt ihre Häuser räumen. Das kompromisslose Vorgehen des Bergbauunternehmens wirft kein gutes Licht auf die von der Weltbank finanzierte Strategie, den Goldabbau in Ghana durch transnationale Konzerne aus dem Ausland zu fördern. Laut Umweltgruppen wurden durch die Ahafo-Goldmine große Teile des Ackerlandes zerstört, ohne dass die lokale Bevölkerung entsprechend entschädigt wurde.
Die Commission on Human Rights and Administrative Justice (CHRAJ) hat in einem Anfang September in Accra vorgestellten Bericht die steigende Zahl von Menschenrechtsverletzungen in den ghanaischen Bergbaugebieten angeprangert. Außerdem ist es laut der CHRAJ an der Zeit, endlich eine fundierte Kosten-Nutzen-Analyse der Goldförderung im Land vorzunehmen.
Bitte schreiben Sie an den zuständigen Direktor der ghanaischen Umweltbehörde und bitten Sie, keine Bergbauaktivitäten in Schutzgebieten zu genehmigen und die schädliche Akyem Goldmine zu stoppen. Sie können auch an unserer Protestbriefaktion auf unserer Internetseite www.regenwald.org teilnehmen.
Protestadresse
Mr. Jonathan A. Allotey
Executive Director
Ghana Environmental
Protection Agency - EPA
P. O. Box M.326
Accra Accra, GR, Ghana
E-Mail: epaed@africaonline.com.gh
Telefon: +233-21-664697-8
Fax: +233-21-662690