Regenwald Report 03/2009
Mexiko: Die Indianer wollen ihre Naturschätze bewahren
Die Ruinenstädte der Maya sind ein großer Kulturschatz der Menschheit. Doch die Nachfahren der Maya stehen nun den Entwicklungsplänen von Regierung und Investoren im Wege – ausgerechnet „grüne Megaprojekte” sollen sie vertreiben.
von Guadalupe Rodriguez
„Es ist kein Zufall, dass neben den Kulturschätzen Mexikos auch die meisten Naturreichtümer auf dem Land der Ureinwohner liegen“, erzählt uns Miguel Angel García Aguirre. „Denn die bis heute erhaltene Artenvielfalt verdanken wir der Vision und dem Respekt der Indianer zur Erde.“ Miguel Angel leitet die kleine lokale Organisation Maderas del Pueblo del Sureste im Bundesstaat Chiapas und er kennt nach 16-jähriger Arbeit auch die Schattenseiten. „Der schonende Umgang mit der Natur steht im Gegensatz zu rücksichtsloser Ausbeutung, Plünderung und Handel, wie sie die westliche Welt vorantreibt. Regierung und Investoren haben es auf das Land, die Berge, Wälder, Flüsse und Quellen der indigenen und bäuerlichen Gemeinden, den Ejidos, abgesehen.“
Doch die kleinbäuerliche Landwirtschaft der Indianer mit ihrem artenreichen Mosaik an verschiedenen naturnahen Lebensräumen soll zugunsten agroindustrieller Monokulturen weichen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Anbau von Ölpflanzen für die Produktion von Agrosprit. Die aktuell 30.000 Hektar Ölpalmplantagen sollen nach den Plänen der Regierung allein in Chiapas auf bis zu 900.000 Hektar anwachsen, eine Fläche, größer als Niedersachsen. Staatliche Institutionen verteilen bereits 1,7 Millionen Ölpalm- und Jatrophasetzlinge sowie Ricinussamen an die Bauern. Mindestens zehn Biodiesel- und Pflanzenöl-Verarbeitungsanlagen sind in den letzten Monaten gebaut worden.
Umweltschützer laufen dagegen Sturm, weil die industriellen Monokulturen sich auf Kosten der natürlichen Ökosysteme wie der Regenwälder ausdehnen. Auch das Entwicklungsprojekt PRODESIS der Europäischen Union fördert den Anbau von Ölpalmen – in unmittelbarer Nähe zu den großen Regenwaldgebieten der Selva Lacandona und des Biosphärenreservats Montes Azules an der Grenze zu Guatemala. Während die Nahrungsmittelproduktion verdrängt wird, spricht der Gouverneur von Chiapas über eine „produktive Umstellung”; sie soll Modell für andere Gebiete des Landes und Zentralamerika sein. Der Gouverneur will den mexikanischen Bundesstaat in den nächsten Jahren zu einem der größten Agrosprit-Produzenten umwandeln. Doch nicht nur Agrotreibstoffe, sondern auch Bergbau-, Ölbohr-, Tourismus- und Biotechnologie-Projekte sind geplant. Für die Menschen ist da kaum noch Platz, sie sollen zum Teil von ihrem Land und aus den Regenwaldgebieten vertrieben werden. Wir wollen das stoppen!
Seit Anfang 2009 unterstützt Rettet den Regenwald die Organisation Maderas del Pueblo del Sureste aus Chiapas. Der Schwerpunkt der Arbeit der gemeinnützigen Organisation ist die Zusammenarbeit mit der indigenen Bevölkerung zur Verteidigung der angestammten Land- und Regenwaldgebiete. Maderas del Pueblo arbeitet zusammen mit den Indianerdörfern der Region, in denen zumeist die lokale Sprache Tzeltal gesprochen wird. Der Druck auf das Land und die indigenenTerritorien ist so hoch, dass auch internationale Organisationen auf die Einhaltung der Rechte der Indianer drängen müssen. Helfen Sie mit einer Spende.