Regenwald Report 02/2010
Warum wir PALMÖL aktiv bekämpfen
Grundlegende Argumente und Antworten zum Stoff, der Urwälder vernichtet
So gut wie jeder von uns hat mit Palmöl zu tun. Denn als billiger Rohstoff ist es hochbegehrt und fast überall drin: In Lebensmitteln von der Tiefkühlpizza bis zum Schokoriegel, Wasch- und Reinigungsmitteln, in der Kosmetik, im Dieseltank und Heizkraftwerk. Hier lesen Sie, was Sie vielleicht noch nicht über Palmöl wussten.
1. Vom Regenwald zur Ölpalm-Monokultur
Die Ölpalme (Elaeis guineensis) ist eine tropische Palmenart und stammt ursprünglich aus dem afrikanischen Regenwald. Heutzutage wachsen Ölpalmen rund um den Äquator in riesigen industriellen Monokulturen. Zum Gedeihen brauchen Ölpalmen Regenwaldklima, d.h. ständig hohe Feuchtigkeit und Temperaturen. In Ölmühlen wird das Palmöl zumeist unter Hitze und hohem Druck aus den Früchten gelöst. Aus den orange-farbenen Früchten wird Palmöl, aus dem Kern Palmkernöl gewonnen.
2. Für Palmöl wird der Regenwald abgeholzt
Indonesien und Malaysia vereinen 85Prozent der weltweiten Palmölproduktion auf sich. Nach Deutschland werden aber auch große Mengen aus Kolumbien, Papua Neuguinea und der Elfenbeinküste importiert. Billiges Land für neue Ölpalmplantagen findet sich vor allem in den Urwaldgebieten. Regierungen vergeben dort große Konzessionen an die Ölpalmkonzerne. Zudem sind die Tropenholz- und Palmölindustrie eng miteinander verflochten. Mit dem Einschlag und Verkauf von Edelhölzern werden zumeist die Investitionskosten für die Ölpalmplantagen finanziert. Die restliche Urwaldvegetation wird einfach niedergebrannt, um Platz für dieÖlpalmen zu schaffen.
3. Palmölplantagen sind der Feind der Biodiversität
Mit der Rodung und Umwandlung der Regenwälder in industrielle Ölpalm-Monokulturen wird der Lebensraum einer ungeheuren Vielfalt verschiedener Tier- und Pflanzenarten vernichtet. Die Orang-Utan-Menschenaffen stehen hier nur stellvertretend als Symbol für Tausende weiterer bedrohter Arten. Aber auch den dort lebenden Menschen geht es an den Kragen. Ihre Lebensgrundlagen werden zerstört und die Ureinwohner von ihrem angestammten Land vertrieben.
4. Palmöl lässt die Kassen der Konzerne klingeln
Palmöl ist das mit Abstand billigste Pflanzenöl auf dem Weltmarkt und wird weltweit in großen Mengen gehandelt. Aufgrund seiner chemischen Eigenschaften ist es vielseitig einsetzbar in der Lebensmittel- und Chemieindustrie. Es hat einen hohen Schmelzpunkt, ist deshalb streichfähig und geschmeidig und für viele Produkte von Bedeutung.
5. Palmöl im Supermarkt
Palmöl steckt in Tausenden von Supermarktartikeln. Doch nur wenige Hersteller– zumeist aus der Biobranche – kennzeichnen das in den Produkten enthaltene Palmöl und Palmfett auf der Verpackung. Die meisten Firmen versuchen dies zu verschleiern und schreiben von „pflanzlichen Ölen und Fetten“. Typische Produkte, die Palmöl enthalten, sind: Margarine, Speiseeis, Kekse, Fertigsuppen, Tiefkühlpizzen, Waschpulver, Seifen, Reiniger usw. Einige Firmen haben verkündet, weitgehend auf Palmöl zu verzichten oder ihre Produktion umzustellen.
6. Palmöl aus der Steckdose – das EEG
Mit der Novellierung des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) 2004 begann die massenhafte Verbrennung von Palmöl in Deutschland. 2008 wurden 450.000 Tonnen Palmöl in den 1.400 deutschen Blockheizkraftwerken verfeuert, das entspricht 47 Prozent des bei uns verbrauchten Palmöls. Die Palmölverbrennung war in den vergangenen Jahren Hauptursache der sprunghaft gestiegenen Palmölimporte (siehe Grafik). Besonders schlimm: Dieser Wahnsinn wird über das EEG mit bis zu 0,19 Euro pro Kilowattstunde subventioniert. Bezahlen müssen das alle Stromkunden über eine Umlage von 2 Cent pro verbrauchte Kilowattstunde, die auf die Stromrechnung draufgeschlagen wird.
7. Palmöl im Autotank
Bisher wird Palmöl aus technischen Gründen nur in geringen Mengen dem fossilen Diesel beigemischt. Doch das soll sich sehr bald ändern. Durch chemische Behandlung – die sogenannte Hydrierung von Palmöl – kann man dessen Eigenschaften verändern. Der finnische Neste-Konzern besitzt ein patentiertes Verfahren dazu und will mit billigem Palmöldiesel den europäischen Markt überschwemmen. Dafür entstehen drei riesige Palmölraffinerien in Singapur, Rotterdam und Helsinki, die 2011 in Betrieb gehen sollen.
8. Palmöl als Klimaanheizer
Palmöl heizt die globale Klimaerwärmung massiv an. Beim Roden der Regenwälder und Trockenlegen der Torfmoorgebiete für Ölpalmplantagen entweichen gigantische Mengen Kohlenstoff. Für den Palmölanbau werden große Mengen an fossiler Energie für Bodenbearbeitung, Düngemittel, Pestizide, Ernte, Transport und Verarbeitung aufgewendet. Aus den Produktionsrückständen entweicht Methan, das ein sehr starkes Treibhausgas ist. Selbst wenn Ölpalmen in der Wüste angebaut werden könnten, wäre Biodiesel niemals – wie von der Industrie behauptet – „klimaneutral“.
9. Palmöl macht krank
Palmöl besteht fast zur Hälfte aus gesättigten Fettsäuren aus, die hohe Cholesterinwerte und Herzkrankheiten verursachen können und als „Dickmacher “ verschrien sind. Daneben enthält Palmöl sogenannte Fettsäureester (3 -MCPD- und Glycidol-Fettsäureester), die als krebserregend eingestuft sind. Vor allem bei raffiniertem Palmöl, ein Bestandteil von Säuglingsmilchnahrung, sind die Schadstoffkonzentrationen hoch. Auch die beliebten Nuss-Nougat- und Schokobrotaufstriche enthalten meist sehr viel Palmöl. Da die Gesundheitsgefahr von der aufgenommenen Menge und dem Körpergewicht abhängt, sind Kinder besonders gefährdet.
10. „Bio“palmöl ist nicht besser
Auch die Biobranche setzt voll auf Palmöl. In weit über 400 Bioprodukten der bekannten Hersteller wie Alnatura, Allos, Rapunzel, The Body Shop usw. ist Palmöl enthalten. Bei deren Lieferanten, der Daabon-Gruppe in Kolumbien, hat Rettet den Regenwald schwere Unfälle und Leckagen, Wasservergeudung, Umweltverschmutzung, Rodungen und Landvertreibung von Kleinbauern festgestellt. Auch hier dehnen sich die riesigen Ölpalm- Monokulturen auf Tausenden Hektar Land aus. Die verdienen nach Ansicht von Rettet den Regenwald auf keinen Fall „Bio“siegel für „ökologische“ Landwirtschaft
11. Palmölsiegel ist Etikettenschwindel
Die großen Palmölerzeuger und -verbraucher haben zusammen mit dem WWF den Runden Tisch für Nachhaltiges Palmöl (RSPO) gegründet. Ziel ist es, dem in Verruf geratenen Palmöl unter dem Deckmantel eines „Siegels“ zu neuer Akzeptanz zu verhelfen und immer mehr Palmölplantagen anzulegen. RSPO schließt nicht einmal die Regenwaldrodung aus, soziale Aspekte und der Klimaschutz sind darin überhaupt nicht berücksichtigt. Gleich die erste RSPO-„zertifizierte“ Palmölfirma erwies sich als übler Regenwaldvernichter. 256 Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen aus aller Welt lehnen RSPO als Etikettenschwindel ab.