Regenwald Report 02/2010
Unser Erfolg in Nürnberg
Stadt verwendet nun europäisches Holz anstatt FSC-Tropenholz aus dem Regenwald
Wenn alle sachlichen Argumente von der Politik überhört werden, dann hilft nur der Druck von der Straße. So geschehen am 22. Februar 2010 auf dem Lorenzplatz im Herzen der Nürnberger Altstadt. Unter dem Motto „Lasst das Tropenholz im Regenwald” protestierten Bürger, Menschenrechtler und Umweltschützer gegen die Pläne, die 3.500 Parkbänke der Stadt mit Sapelliholz aus dem Urwald des Kongo auszustatten. „Wir sollten Holz aus heimischen Wäldern verwenden. Die Pygmäen im Kongobecken werden verjagt, nur um hier zu sparen“ – so fasste Tshibanda Muteba aus dem Kongo die Lage zusammen. Muteba ist Mitglied des Ausländerbeirates in Nürnberg.
Die Veranstalter der Kundgebung, Rettet den Regenwald, die Gesellschaft für bedrohte Völker und Lebensraum Regenwald, übergaben dem umwelt-politischen Sprecher Richard Würffel fast 20.000 Unterschriften gegen Tropenholz. Dieser kündigte an, dass die Stadt nun die Finger vom Tropenholz lassen und heimisches Holz ausschreiben würde.
Die Debatte um das FSCSiegel an sich geht jedoch noch weiter
Drei Tage später fiel dann auf der mit Spannung erwarteten Sitzung des Umweltausschusses die endgültige Entscheidung. Parteiübergreifend und einstimmig beschlossen die Stadträte, bei der Ausschreibung von Holzlatten für Parkbänke auf Tropenholz zu verzichten. Stattdessen soll – aufgrund des großen Volumens – europäisches Holz ausgeschrieben werden. Damit zog Nürnberg nach Monaten der Debatte einen Schlussstrich unter das Tropenholzabenteuer. Das sollte auch eine Lehre für andere deutsche Städte sein. Indessen gehen in Umweltschützerkreisen die Diskussionen ums Tropenholz und das Siegel des Forest Stewardship Council (FSC) weiter. Rettet den Regenwald lehnt an dem Label unter anderem ab, dass europäische Holzkonzerne es als Alibi benutzen, um Tropenholz in den verbliebenen Primärwäldern einzuschlagen. Diese sind nicht nur der Lebensraum einer enormen Biodiversität, sie sind auch die Heimat und Lebensgrundlage von Millionen Menschen. Die Einwohner nutzen die Naturreichtümer auf vielfältige Weise und nicht nur das Holz. Die Holzindustrie schädigt den Regenwald und seine wichtigen Funktionen für den Wasserhaushalt, Boden- und Klimaschutz. Den Pygmäen im Regenwald des Kongo, von wo das Nürnberger Tropenholz stammen sollte, werden ihrer Lebensgrundlagen beraubt, und sie werden kulturell entwurzelt. Sie haben dem Holzeinschlag nie zugestimmt. Rettet den Regenwald unterstützt die Menschen vor Ort, eigenbestimmt zu leben und das Ökosystem schonend zu nutzen. Der Wald ist kein Selbstbedienungsladen europäischer Holzkonzerne – egal ob mit oder ohne FSC-Siegel.