Regenwald Report 03/2013
Das Areng-Tal ist noch zu retten
Der Kardamom-Bergwald im Südwesten Kambodschas ist Lebensraum seltener Tiere und Urwaldriesen. Ein Stausee soll nun einen Teil des Natur-Reservates und das gesamte Flusstal überfluten. Ureinwohner, Mönche und Aktivisten beschützen und kartografieren die Bäume und vergeben Patenschaften
Tief in den Urwäldern der Kardamom-Berge liegt das Tal des Areng-Flusses. Eine verborgene Schatzkammer der Natur – weltabgewandt und lange Zeit vor Ausbeutung bewahrt. So blieb das Tal ein Refugium für bedrohte Pflanzen und Tiere wie Waldelefanten, Nebelparder oder Gabelbart-Fische. Und ein Ort für Menschen, denen die Baumriesen und die seltenen Siam-Krokodile heilig sind.
Seit Jahrhunderten bewohnen die indigenen Khmer Daeum in verstreuten Siedlungen die Wälder im Tal, die sie weise nutzen. Auch ihre Kultur und ihre eigene Sprache haben sie sich bis heute erhalten. Das ist etwas Besonderes in einem Land wie Kambodscha, das seit 15 Jahren den Ausverkauf seiner Ressourcen vorantreibt: Uralte Bäume fallen für Luxus-Möbel für die Welt, wertvolle Wälder werden für Industrie-Plantagen vernichtet. Selbst Schutzgebiete werden für das Wirtschaftswachstum geopfert.
Nun droht dem Areng-Tal der Untergang: Für ein Wasserkraftwerk soll der Fluss aufgestaut werden und 20.000 Hektar Regenwald überfluten. Für den Bau des Staudamms hat die Regierung mit der chinesischen Firma China Guodian Corporation einen Vertrag geschlossen. Damit verstoßen beide Seiten gegen ihre eigenen Richtlinien: „Kambodscha missachtet den Schutzstatus des Kardamom-Waldes, denn die Hälfte des geplanten Stausees liegt in diesem Reservat. Außerdem müssen chinesische Firmen bei ihren Auslands-Projekten die lokale Ökologie und die Kultur der Menschen beachten“, so Mother Nature Network. Diesem kambodschanischen Netzwerk gehören Aktivisten und Mönche an, die für die Rechte der rund eintausend Bewohner des Areng-Tals kämpfen.
Wer für Umweltschutz kämpft, lebt
gefährlich. 124 Familien wagen es
Premierminister Hun Sen regiert das Land seit 28 Jahren mit eiserner Hand; für wirtschaftlichen Aufschwung ist ihm jedes Mittel recht. Wer sich für Umweltschutz, Menschenrechte oder die Bewahrung seiner eigenen Lebensgrundlage einsetzt, riskiert viel.
Die Menschen im Areng-Tal haben es trotzdem gewagt: Die Oberhäupter von 124 Familien haben eine Petition an die Regierung verfasst – und ihre Bitte mit ihrem Daumenabdruck besiegelt:
„Der Staudamm wird unsere Lebensgrundlage zerstören, unsere einmalige Kultur, unsere Natur mit ihren so vielfältigen Tieren und Pflanzen. Wir glauben, dass unser Tal Naturtouristen anziehen kann. So hätten wir Arbeit und Einkommen und unsere Gemeinden wären weniger arm.
Wir bitten Sie uns zu erlauben, in unserem Tal zu bleiben. Und uns nicht zu vertreiben aus unserer Heimat – an einen Ort, der völlig ungeeignet ist zum Überleben. Er ist ein Korridor der Waldelefanten und liegt auf einem Hügel, wo wir unseren Reis nicht mehr anbauen können. Bitte verhindern Sie den Staudamm.“
Dieser Brief wird zusammen mit den auf unserer Webseite gesammelten 88.000 Unterschriften der Regierung Kambodschas übergeben. Und es gibt Hoffnung: Nach der Wahl Ende Juli hat Hun Sens Partei ein Viertel ihrer Sitze eingebüßt, die Nationale Rettungspartei verdoppelte die Oppositionssitze fast. Sie hatte in ihrem Wahlprogramm den Schutz der Naturressourcen Kambodschas versprochen.
So können Sie helfen
Werden Sie Baumpate:In kraftvollen Zeremonien segnen die Mönche die Urwaldriesen, versehen sie mit Nummern und halten Art, Größe, Umfang und Standort in einer Karte fest. Die Bevölkerung überwacht die Bäume, meldet jede Gefahr den Aktivisten von Mother Nature oder den lokalen Mönchen. Für diese Arbeit bitten sie um Spenden: Werden Sie Baumpate. Auch Besucher sind willkommen. Bei einer Kajak-Fahrt auf dem Areng können Sie den heiligen Siam-Krokodilen begegnen. Infos auf der Website www.mothernature.pm
Spendenformular auf der Rückseite des Reports