Regenwald Report 01/2014
Hintergrundinformation: Der kriminelle Taib-Clan
Im Jahr 2011 sagte der britische Ex-Premier Gordon Brown: Die Zerstörung der Regenwälder von Sarawak ist „das wahrscheinlich größte Umweltverbrechen unserer Zeit“. Doch der Verantwortliche bleibt bis heute unangetastet: Taib Mahmud, seit 33 Jahren Herrscher über den malaysischen Bundesstaat auf Borneo.
Das heimliche Treffen zwischen Lukas Straumann und einem Informanten fand Ende 2010 in Singapur statt. „Aus Sicherheitsgründen durfte ich nicht in Malaysia mit ihm in Kontakt treten. Zu sehr fürchtete er die Spitzel von Malaysias politischer Polizei und Taibs Rache für die Preisgabe eines seiner größten Geheimnisse, das er mir auf einem grauen USB-Stick übergab.“ Lukas Straumann erforscht seit Jahren die kriminellen Machenschaften des Taib-Regimes – ein Geflecht aus Familienbanden, Korruption, illegaler Abholzung und Geldwäsche, inklusive der zwielichtigen Beteiligung ausländischer Banken wie auch der Deutschen Bank (siehe auch Sarawak - Kredit für den Kahlschlag).
Der USB-Stick enthielt eine brisante Liste aus Sarawaks Landministerium: „Sie zeigte, wie Taib zwischen 1999 und 2010 1,5 Mio. Hektar Staatsland im Wert von mehreren Milliarden Dollar an Familie, Freunde, Geschäftsleute und Politiker verteilte. Sie erhielten das Recht, auf Staatsland und Land der Ureinwohner alles Holz zu ernten und während 60 Jahren Ölpalmen oder andere Monokulturen anzubauen – alles ohne jede öffentliche Kontrolle.“
Er ist wohl der reichste Mann Malaysias und einer der mächtigsten in Südostasien
Sarawaks Regierungschef und seine vier Kinder, so Straumann, besitzen das größte private Unternehmen im Staat, den Baukonzern Cahya Mata Sarawak, und sie halten Anteile an weltweit tätigen Holzkonzernen, die aus Malaysia operieren. „Doch Taibs wirtschaftliche Macht geht noch weiter: Mit Beteiligungen an über 400 Unternehmen in 25 Staaten und Offshore-Finanzplätzen ist seine Familie ein globaler Player.”
Wie konnte ein einzelner Politiker sich Malaysias größtes Bundesland unter den Nagel reißen und dessen Urwälder bis auf wenige Reste abholzen lassen? Ein Mann, der Zeit seines Berufslebens im Staatsdienst beschäftigt war und mit einem Jahreseinkommen als Regierungschef von höchstens 190.000 US-Dollar geschätzte 15 Milliarden Dollar Vermögen anhäufte? Diese Fragen stellte Lukas Straumann in seiner Anklageschrift gegen Taib Mahmud, die er der malaysischen Antikorruptionsbehörde, der Staatsanwaltschaft und Polizeidirektion im Dezember 2011 schickte. „Ich glaube, dass nur durch systematische Rechtsbrechung und illegale Geschäfte ein solches Vermögen möglich ist“, so Straumann. Allein die Antikorruptionsbehörde ermittelt inzwischen gegen Sarawaks Regierungschef.
Der gesamte Taib-Clan besitzt rund um den Globus Immobilien im Wert von Hunderten von Millionen Dollar. Dazu gehören Kanada, USA, Großbritannien, Australien, Hongkong. „Irgendein Staat müsste den Anfang machen, Taib wegen illegaler Geldwäsche anklagen und Interpol einschalten“, so Straumann. „Auch die UNO könnte gegen Taib vorgehen – schließlich gibt es die Konvention gegen Korruption und die Möglichkeit, von kriminellen Potentaten Schadenersatz für die Geschädigten zu fordern. Denn hier geht es eindeutig um gestohlenes Geld.“ Lukas Straumann hofft, dass sein Buch auch zu politischen Konsequenzen führt für Sarawaks Regime unter Taib Mahmud.