Regenwald Report 04/2015
Unser Wald gibt uns alles, was wir brauchen
Im Dorf Sekombulan auf Borneo leben 225 Dayak-Familien mitten im Bergregenwald. Sie nutzen und schützen ihn, nehmen nur das, was sie brauchen. Sie bauen Baumleitern und Lastenflöße noch aus Bambus – und gehen doch mit der Zeit
Der Regenwald am heiligen Berg Bukit Sebayan lässt Nordin schwärmen. „Dieser Wald ist dicht, gesund und wunderschön. Die dort lebenden Dayak Tomun nutzen seine Produkte sparsam. Ihren wunderbaren Bergregenwald schützen sie sehr kenntnisreich – so wie die Ahnen.
Auch Nordin ist Dayak. Sein Wohnort Palangkaraya in der Provinz Zentralkalimantan auf Borneo liegt 14 Autostunden vom Bukit Sebayan und doch Welten entfernt: Die Urwaldriesen, mit denen Nordin aufwuchs, wurden schon vor Jahren für Millionen Ölpalmen gefällt. Die Palmöl-Tragödie in seiner Heimat machte Nordin zum Kämpfer. Er gründete 2006 die Organisation Save our Borneo (SOB) – weil es ihm um jeden Baum geht und um die Zukunft seiner Kinder.
Im August dieses Jahres brachen die Umweltaktivisten von SOB, Studenten und Naturfreunde ins Dorf Sekombulan am Bukit Sebayan auf. Zu der Zeit machten Feuer und Rauch der Bevölkerung in und um Palangkaraya bereits das Atmen zur Qual. Am heiligen Berg brannte es nicht.
„Wir wollten mit den Familien von Sekombulan ein Umweltfestival feiern“, so Nordin. Das Festival sollte von allen Beteiligten als Botschaft ins ganze Land getragen werden: „Der Wald und das Land sind für die Menschen und Tiere da. Nicht für die Plantagenfirmen, die grüne Wüsten pflanzen. Mit unserer traditionellen Lebensweise können wir den Wald pflegen, schonend nutzen und schützen.“
Sekombulan liegt wirklich in einem der schönsten Bergregenwälder, die wir auf Borneo je gesehen haben. Letztes Jahr durften wir Nordin dorthin begleiten. In verstreuten Stelzenhäusern leben 225 Familien von und mitten im Regenwald – so wie vor 20, 30 Jahren überall auf Borneo. „Hier wachsen Guaven, Honigbäume, Rattan, Kautschuk und Wildkräuter. Wir pflanzen Reis und Gemüse, halten ein paar Schweine und der Bergfluss liefert Trinkwasser“, erzählte uns Dorfchef Brutus. „Wir sind Waldbauern – ohne unseren Wald können wir nicht überleben.“
Während des Umweltfestivals lernten die Studenten aus der Stadt, wie die Dayak Tomun Honig und Früchte ernten: Aus Bambus bauen sie Klettersteige, auf denen sie bis in die Gipfel der Urwaldriesen gelangen. Auf keinen Fall darf man dabei Äste abbrechen. Auch Flöße zum Warentransport bauen die Dayak aus Bambus. „Bambus ist sehr vielseitig – zum Bauen und auch für die Ernährung“, sagt Brutus. „Auch deswegen verehren wir die Natur. Sie gibt uns alles. Ihr Wert ist für uns unermesslich.“
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