Regenwald Report 04/2015
Der Wald der Flughunde wächst wieder
Die in Deutschland geborene Annie Schoenberger startet in Australien ein beeindruckendes Projekt: Auf 15 Hektar ehemaliger Zuckerrohrplantage pflanzt sie artenreichen Regenwald. Dabei helfen ihr Aborigines – und Flughunde
Als Bennett Walker ein junger Mann war, wuchs im Norden von Queensland in Australien noch üppiger Regenwald. Das war in den 1960er Jahren. Jetzt steht der Indigene vom Volk der Kuku Yalanji dort auf einem Feld voll niedrigem Zuckerrohr. Er zündet ein Büschel trockener Zweige an, segnet das Land mit dem Rauch, greift zum Spaten und setzt eine seltene „Schwarze Palme“ in die Erde. Die Zeremonie markiert den Anfang eines spannenden Vorhabens.
Die Aborigines sind seit Jahrtausenden
die Hüter der Wälder
Der Baum ist einer von 70.000, die in wenigen Jahren zu einem dichten Wald heranwachsen sollen. Die aus Stuttgart stammende Annie Schoenberger hat die 15 Hektar große einstige Plantage am Rand des Unesco-Welterbegebietes Daintree National Park gekauft, um dort Regenwald anzupflanzen. Damit das gelingt, holt sich die Gründerin der Organisation NightWings den Rat der Kuku Yalanji ein, die seit Jahrtausenden in der Region leben und die Natur kennen. „Sie sind die Hüter der Wälder“, sagt Annie voller Respekt.
Gärtner mit Flügeln
Fledertiere spielen in den artenreichen Regenwäldern eine besondere Rolle. „Ohne sie ist der Wald kaputt“, sagt Annie Schoenberger. Insbesondere Flughunde, die sich von Früchten ernähren, verbreiten Pflanzen-samen und selbst Pollen über weite Distanzen. Manche Arten blühen eigens nachts oder produzieren dann besonders viel Nektar, wenn die Tiere unterwegs sind. NightWings päppelt verwaiste und verletzte Tiere wieder auf, bis sie in die Freiheit entlassen werden können.Die Regenwälder Queenslands gehören zu den ältesten der Welt. Etliche Arten entstanden bereits, als die großen Landmassen der Erde noch Gondwana formten. Heute leben in der Region 30 Prozent aller Säugetierarten und 65 Prozent aller Fledermaus- und Schmetterlingspezies Australiens. Viele sind endemisch, also nur in diesem Landstrich heimisch.
Mit der Ankunft der Europäer in Australien wichen viele Dschungelgebiete in Queensland den Siedlungen, Äckern und Plantagen. Ein Mosaik von Menschenhand entstand, in dem die Wälder auf Bergrücken zurückgedrängt wurden.
70.000 Bäume werden innerhalb von sieben Jahren gepflanzt
Für die erste Pflanzaktion, die im Dezember 2015 startet, haben Annie und ihre Mitstreiter Samen von gut einem Dutzend Arten gesammelt und daraus Setzlinge aufgezogen: Kerzennüsse, Feuerpalmen, Blue Quandong, Katappenbäume und Teebäume werden rasch ein Kronendach bilden, unter dem später lichtscheuere Pflanzen gedeihen. Brillenflughunde, Baumkängurus, Vögel, Insekten und andere Tiere werden Pollen und Früchte herantragen und ein vielfältiges Ökosystem bauen, das bis zu den nahen Mangroven reichen wird. Ein neuer Regenwald entsteht, nicht so üppig wie einst, und doch ein kleines Paradies.
Weitere Informationen: www.nightwings.net
Ihre Hilfe für den Wald der Fledertiere
Regenwald zu pflanzen ist aufwendig und teuer. Samen müssen gesammelt, Setzlinge gezogen und ausgepflanzt werden. Bis die eigene Gärtnerei fertig ist, hat NightWings eine Baumschule mit der Aufzucht beauftragt, die Erfahrung mit 250 Spezies hat. Zu Beginn des Projekts kostet ein Baum 6,50 Euro. Dafür werden Spenden benötigt. Außerdem bitten Annie Schoenberger und ihr Team um Unterstützung, damit sie weiter verletzten oder verwaisten Flughunden und Fledermäusen helfen können.Spendenstichwort: Australien/Flughundschutz
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