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Regenwald Report 03/2018

Natur bewahren – im Regenwald

Wardian steht vor einem Bulldozer und diskutiert mit den Arbeitern „Was macht ihr hier?“, fragt Wardian (links) die Arbeiter. „Ihr könnt doch nicht einfach die Bäume ausreißen. Das ist mein Land!“ (© SOB)

Die Wälder der Erde schwinden so schnell wie selten zuvor. Eine der Ursachen ist die verheerende Bioenergie-Politik der Bundesregierung und der EU: Sie treibt die Verbrennung von Kraftstoff aus Pflanzen voran und nimmt in Kauf, dass für Palmöl die Regenwälder weiter zerstört werden. Einer, der für seinen Wald und sein Land sogar die Freiheit riskiert, ist Bauer Wardian aus Borneo

Sie kamen ohne anzuklopfen, ohne Gruß. Sie kamen mit Bulldozern, mit Polizei und Militär. Aber sie hatten kein Recht dazu, meinen Wald zu zerstören.“ Wardian steht am Ufer des Sembuluh-Sees und schaut auf das Land seiner Vorfahren im Herzen der indonesischen Insel Borneo. Hier wurde er vor 63 Jahren geboren, hat mit der Familie von den Früchten seiner Waldgrundstücke gelebt, hat sie gehegt und gepflegt, junge Obstbäume gepflanzt: Durian, Rambutan, Jackfrucht und viele andere. Den See nutzten sie zum Fischen, Waschen und Baden. Jetzt ist der See von grünen Wüsten aus Ölpalmen umzingelt, Herbizide und Dünger haben sein Wasser und die Erde verseucht.

Regenwald auf Borneo Doch Wardians Widerstand, für den er schon einmal ins Gefängnis kam, war zwecklos. Für die Blockade des Bulldozers droht ihm nun erneut die Haft (© CC BY-SA 4.0)

Die ersten Bulldozer der Palmölkonzerne kamen um die Jahrtausendwende an den Sembuluh-See. Die Regierung des Distrikts Seruyan wollte Investoren anlocken und vergab großzügig Genehmigungen für Plantagen. „Wir wurden nicht gefragt“, sagt Wardian, „sie haben sich das Land der Waldbauern einfach genommen.“

Palmöl boomt– weil die weltweite Nachfrage stetig steigt: für Nahrungs- und Reinigungsmittel – und für Biosprit. Die EU und ihre Mitgliedsländer beschlossen irrsinnigerweise, mit Kraftstoff aus Biomasse das Klima zu retten – Palmöl als weltweit billigstes Pflanzenöl kam der Biospritindustrie gerade recht. Heute verbrennen 61 Prozent des importierten Palmöls in den Autotanks und Kraftwerken der EU (siehe Grafik rechts). Das weitaus meiste Palmöl kommt aus Indonesien, Wardians Heimat. 

Wardian protestierte von Anfang an gegen den Landraub und die Zerstörung der Regenwälder. Mit anderen Bürgern von Sembuluh beschwerte er sich bei der Regierung, sie legten Besitzurkunden vor, stellten sich den Bulldozern entgegen. Wardian wurde zum Gesicht der Widerstandsbewegung. 

Verbrauch von Palmöl in der EU (2017)

Verbrauch von Palmöl in der EU (2017) © Rettet den Regenwald e.V.

Im November 2010 wurde er verhaftet.  „Die Palmölfirma Salonok Ladang Mas (SLM) hat mich beschuldigt, gestohlen zu haben. Aber ich habe nur Palmölfrüchte von meinem eigenen Land geerntet, das mir die Firma zuvor geraubt, gerodet und mit Ölpalmen bepflanzt hatte. Ich habe SLM und der Regierung mehrmals geschrieben, dass mir das Land gehört. Aber niemand hat geantwortet. Das ist unmenschlich.“

Wardian wurde zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt. Mit unserer Unterstützung ging unsere Partnerorganisation Save our Borneo in Berufung und erreichte, dass Wardian nach sechs Monaten freikam.

Wardians Wald wird auch für unseren Biosprit zerstört. Wir müssen handeln

Doch die Zeit im Gefängnis hat Wardians Widerstand gegen die mächtigen Palmölkonzerne und die korrupte Distriktregierung nicht gebrochen. Anfang März 2018 erweiterte SLM seine Plantage und schlug eine Straße mitten durch den Wald von Batu Gadur. Er gehört zum großen Teil Wardian und wird von der Bevölkerung als spiritueller Ort verehrt. Sie blockierten die Bulldozer, schrieben einen Brief an den Gouverneur der Provinz Zentralkalimantan. Am 9. April vernichtete SLM den gesamten Wald und weitere drei Hektar von Wardians Kautschukpflanzung. 

Jetzt lud ihn die Polizei erneut vor – angeblich als Zeuge der Bulldozer-Blockade. Die Gefahr ist groß, dass er dann sofort verhaftet wird, wie im November 2010. Save our Borneo hat wieder einen Anwalt engagiert, der Wardian begleitet. 

Abholzung in Borneo 14 Jahre lang konnte Wardian zusammen mit der Bevölkerung den heiligen Wald von Batu Gadur bewahren und verteidigen. Am Ende haben sie ihn verloren – die Palmölfirma SLM hat 7.644 Hektar komplett zerstört (© SOB)

Die Palmölfirma SLM, die seit fast 20 Jahren die Regenwälder am Sembuluh-See zerstört, liefert ihr Palmöl auch an den weltweit größten Palmölhändler Wilmar International. Damit verbrennt der Stoff, für den Wardians Wälder abgeholzt werden, auch in unseren Autotanks und Kraftwerken. Mit gesetzlicher Absegnung der EU und der Bundesregierung. 

Für die Zerstörung der Regenwälder sind auch wir in Europa verantwortlich. Bitte beteiligen Sie sich an unserer Petition.

Aktiv werden! Wardian braucht Ihre Hilfe

Er hält die Bulldozer der Palmölfirmen auf, zeigt Landraub und Waldrodung an, schreibt Protestbriefe an die Regierung: Wardian setzt seine Sicherheit und Freiheit ein, um die Regenwälder zu bewahren. Weil er für sein Recht kämpft, droht Wardian nun zum zweiten Mal die Haft. Um ihn davor zu bewahren, sammeln wir Spenden für Anwalts- und Gerichtskosten. Bitte helfen Sie mit:
www.regenwald.org/spende

 

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