Regenwald Report 03/2021 · Aktiv sein
Bäume: Klimaschutz zum Anfassen
Auch wenn Förster Peter Wohlleben in seinem neuen Buch „Der lange Atem der Bäume“ wieder neue, wundersame und beeindruckende Erkenntnisse über das Leben im Wald beschreibt, lautet eine seiner wichtigen Grundbotschaft: Wälder sind so perfekt, dass wir erst ganz am Anfang stehen, die Zusammenhänge zu verstehen. Aus diesem Respekt heraus, plädiert er für einen viel behutsameren Umgang mit dem Wald.
Anders als in seinem ersten Bestseller „Das geheime Leben der Bäume“ wird Wohlleben in seinem aktuellen Buch politischer. Als Anwalt eines naturbelassenen Waldes setzt er sich mit den Argumenten der Forstwirtschaft und Politik auseinander. Dabei plädiert er immer wieder dafür, dem Wald Zeit und Ruhe zu geben. Allein die ersten Erkenntnisse über die Anpassungs- und Lernfähigkeit der Bäume sprechen dafür, dass sich der Wald ohne menschliches Eingreifen am besten entwickle.
Darum geht Wohlleben hart mit der sogenannten nachhaltigen Forstwirtschaft ins Gericht. Für ihn bringt sie lediglich Plantagen hervor, die weit von der Leistungsfähigkeit eines Waldes entfernt sind. Seine positive Botschaft: Ein natürlicher Wald kann das lokale Klima verbessern. Hitze wird durch die Verdunstung der Bäume abgekühlt und selbst Starkregen wird vom lockeren Waldboden viel besser aufgenommen als bei einer Waldplantage, die mit Maschinen befahren wird. Peter Wohlleben macht deutlich, dass der Wald uns helfen kann, unser Klima zu schützen. Diese Leistung kann schon bald wichtiger sein, als den Rohstoff Holz zu liefern.
Dieser Appell zielt auch in Richtung Politik. Immer häufiger vereinnahmen Politiker den Wald, um ihn als heimischen Lieferanten eines nachwachsenden Rohstoffs zu präsentieren. Die Wahrheit wollen sie ihren Wählerinnen und Wählern scheinbar nicht zumuten: Wir werden nur Ressourcen sparen, wenn wir weniger konsumieren. Diese Forderung, die Rettet den Regenwald immer wieder einbringt, spricht auch Wohlleben aus. Er prangert beispielsweise die Holzverbrennung an, die in Deutschland mittlerweile ein Volumen von ungefähr 60 Millionen Kubikmetern hat, Tendenz steigend. Diese Form der Energiegewinnung sei für das Klima schlechter als Kohleverbrennung, werde aber trotzdem vom Staat gefördert. Es geht nur, wenn wir weniger Energie verbrauchen.