
Regenwald Report 01/2024 · Ecuador „Wir Frauen können die globale Krise lösen – gemeinsam!“
Patricia Gualinga ist politische Beraterin ihres Volkes, den indigenen Kichwa von Sarayaku in Ecuador. Dort setzt sie sich vor allem für die amazonischen Frauen ein – ermutigt sie, sich zu organisieren und Gehör zu verschaffen. Bettina Behrend von Rettet den Regenwald hat sie besucht.
Der Regenwald Report ist kostenlos und erscheint vierteljährlich, er enthält aktuelle Berichte über Projekte und AktionenEine Zustellung per Post ist nur innerhalb Deutschlands möglich.
Patricia, es ist mir eine große Ehre, Sie hier zu treffen. Ich möchte Sie fragen, wie Sie die Rolle der amazonischen Frauen sehen. Wie können Frauen die Natur schützen? Was können wir von den indigenen Gemeinschaften lernen?
Wir Frauen sind durch unsere täglichen Aktivitäten am engsten mit der Natur verbunden: durch die Feldarbeit, die Aussaat, die Ernte. Wir haben diese Aktivitäten auch entwickelt, um den Amazonas-Regenwald an vorderster Front zu verteidigen. Die grundlegende Essenz der indigenen Völker ist ihr Wissen und ihre Beziehung zur Natur. Ich glaube, dass dies das Einzige ist, was die globale Krise stoppen kann.
Eine unserer Herausforderungen ist die immer stärker technologisierte Welt. Wie können wir dabei in Kontakt mit der Natur bleiben?
Ich denke, es ist mehr der Markt als die Technologie. Der Markt mit seinem hemmungslosen Verbrauch der Ressourcen. Millionen von Mobiltelefonen und Maschinen werden ständig weggeworfen. Das setzt die Natur unter Druck. Die Unternehmen könnten Technologien entwickeln, um Dinge haltbar zu machen. Dabei könnte uns die Konsumgesellschaft helfen. Wir als indigene Völker betreiben keinen Raubbau. Aber die Industrieländer, die großen Städte tun es – durch den masssiven Konsum. Das führt zur Zerstörung.
Die indigenen Gemeinschaften können uns zeigen, wie man die Natur erhält, ohne sie zu zerstören.
Für uns hatte die Natur schon immer Rechte, genau wie wir. Deshalb leben wir in Harmonie mit der Natur. Jetzt müssen wir die westliche Welt wissen lassen, dass diese Natur, von der sie glaubt, dass sie nur zur Nutzung da ist, auch Rechte hat. Das ist unser Kampf.
Haben Sie als Frau eine Botschaft an alle Frauen in der Welt?
Sagen Sie ihnen, dass unsere Kämpfe nicht einfach waren. Dass wir auf allen Ebenen Rechte gefordert haben. Aber für indigene Frauen ist es schwieriger, Rechte zu fordern. Deshalb müssen alle Frauen vereint sein, vereint in Stärke und im Herzen. Denn unsere Intuition geht viel weiter als die Gefühle eines Mannes. Deshalb glaube ich, dass wir Frauen die Lösung für diese globale Krise haben – gemeinsam. Sei es als Regierungen, als Führerinnen, als Aktivistinnen, als Beschützerinnen der Natur, als Heilerinnen.
Das ganze Interview finden Sie hier.
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