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Regenwald Report 03/2024 · GRÜNE WÜSTEN

Baumplantagen sind keine Wälder

Collage Bamplantage vs Regenwald Millionen identischer Eukalyptus-Bäume können einen artenreichen Regenwald nicht ersetzen. Prachtvolle Natur: Aras im Tambopata-Nationalpark, Peru (© Mathias Rittgerott & Friedhuber - Collage: Rettet den Regenwald)

Wälder sind voller Leben, Heimat ungezählter Tiere und Pflanzen, Lebensraum von Millionen Menschen. Plantagen sind nichts davon, sondern grüne Wüsten. Trotzdem reden Politik und Wirtschaft solche Monokulturen als Wälder schön.

Die beiden Giraffen schreiten durchs hohe Gras auf unser Auto zu, eine senkt ihren Kopf an das Seitenfenster, als wäre sie an uns Menschen interessiert. Ein Nashorn schenkt uns dagegen keine Aufmerksamkeit. Auch die Nilpferde in Südafrikas iSimangaliso Wetland Park dösen weiter friedlich im Wasser, als wir uns mit einem Boot nähern; ein Krokodil sieht genervt aus und schwimmt davon. Natur in all ihrer Pracht!

Am Tag zuvor dies: Endlose Reihen von Eukalyptusbäumen. Über viele Kilometer säumten sie die Straße, die wir während einer Recherchereise durch Südafrika entlangfuhren. Statt Vogelgezwitscher hörten wir nur das monotone Rauschen der Blätter im Wind. Ein Schild warnte vor Elefant, Hippo und Krokodil. Nur: diese Tiere gibt es zwischen den eng gepflanzten Bäumen nicht mehr. Wie auch sonst nahezu alles Leben verstummt und verschwunden ist.

Urwaldbaum bewachsen Urwaldbäume sind auch Lebensraum vieler anderer Pflanzen (© Anne Fritzenwanker/istockphoto.com)

Solche grünen Wüsten haben nichts mit Natur zu tun. Nirgends auf der Welt. Viele Bäume machen noch keinen Wald. Plantagen sind keine Wälder! Denn diese sind hochkomplexe natürliche Ökosysteme. Ihr Reichtum an Tier-, Pflanzen- und Pilzarten ist überwältigend. Sie bilden das Netz des Lebens.

Industrielle Baumplantagen in Monokultur sind das Gegenteil. Sie sind extrem artenarm und lebensfeindlich. Oft wachsen dort nur die gepflanzten Bäume, weil alles andere Grün chemisch oder mechanisch vernichtet wird oder in ihrem Schatten nicht existieren kann. Die Plantagenbäume sind häufig geklont und genetisch identisch. Sie wachsen schnell mit geraden, astlosen Stämmen. Die Kronen sind klein, denn sie lassen sich kaum zu Geld machen. Plantagen liefern so billig große Mengen Industrieholz, Pellets, Holzkohle und Zellstoff. 

Zwei Giraffen in Südafrika Giraffen brauchen artenreiche Savannenlandschaft (© RdR/Mathias Rittgerott)

Fungizide und Insektizide – in der Logik der Plantagen-Wirtschaft unverzichtbar. Denn anders als artenreiche Wälder sind Monokulturen anfällig für Insektenplagen und Pilzbefall. Und sie brennen wie Zunder, etwa wenn ein Blitz ein Feuer entfacht. Zugleich ist der Durst von Plantagen gewaltig. Eukalypten etwa saugen Wasser selbst aus zig Metern Tiefe empor und legen so ganze Täler trocken. Wälder dagegen spielen eine ausgleichende Rolle im Wasserkreislauf und liefern Trinkwasser in Hülle und Fülle.

Doch wo werden all die Plantagen angelegt, während freies Land knapp ist? Für Monokulturen schafft die Holzindustrie Platz, indem sie Wälder, Savannen und Feuchtgebiete zerstört oder der örtlichen Bevölkerung das Land, das sie bestellt, raubt. Solche Flächen nennt sie dazu häufig abschätzig „degradiertes oder ungenutztes Land“, Plantagen verklärt sie als „planted forests“. Wälder bieten den Einheimischen eine Lebensgrundlage, liefern Nahrung, Medizin, Baumaterial. Plantagen dienen allein wirtschaftlichen Interessen auswärtiger Firmen.

Riesengleiter in Borneo Riesengleiter bewohnen die Tropenwälder Südostasiens (© istock.com)

Der Klimakrise trotzen Wälder weit besser als Baumplantagen. Schäden durch Dürren, Hitzewellen, Stürme, auch Deutschland lernt gerade bitter, wie anfällig die heimischen Forste aus gepflanzten Kiefern und Fichten sind.

Wälder haben auch einen spirituellen Wert
Hartnäckig hält sich die Behauptung, wachsende Plantagen würden mehr Kohlenstoff aus der Atmosphäre aufnehmen als Wälder und seien daher potentere Klimaretter. Erstens stimmt das „mehr“ nicht und zweitens werden Wälder so auf ihre Rolle als Kohlenstoffspeicher reduziert. Als hätten sie keinen ökologischen, sozialen und spirituellen Wert. Plantagen sind kein Schwert gegen die Klimakrise. Das Problem ist neben anderen, dass der in Stämmen und Böden gelagerte Kohlenstoff nicht langfristig gebunden ist. Er wird in großen Teilen frei, wenn die Bäume nach einigen Jahren zur Holzernte gefällt werden – etwa für Zellstoff.

Baumplantage in Südafrika Sinnlose Warnung: Hier ist kein Platz mehr für wilde Tiere (© Rettet den Regenwald / Mathias Rittgerott)

So liefern Züge und Lkw permanent Baumstämme in Fabriken wie die im südafrikanischen Richards Bay. Die liegt nur eine Stunde Fahrzeit vom iSimangaliso Wetland Park entfernt. Von Natur aus müsste sich hier eine Savanne erstrecken, in Wirklichkeit ist es eine grüne Wüste.

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